Endlich wieder auf See

Datum: 19. Februar 2017 (Tag 135)
Position: 17° 03,0′ N; 082 °52,1′ W
Etmal: 190 sm
Wetter: Luft 28°C, Sonne, 1015 hPa
von Carlo

carloSeit ein paar Tagen sind wir nun wieder auf See. Das erfreut mich ungemein. Auch wenn der Landaufenthalt durchaus seine Reize hatte und ich von dem Land Costa Rica sehr begeistert bin, fühle ich mich auf unserer altvertrauten Johnny deutlich wohler. Wenn wie jetzt gerade, um 08:00 Uhr, die Sonne noch nicht so stark scheint, die 04-08-Wache gerade ihren letzten Minuten absteht und uns die Breitfock mit Vortopsegel auf schöne 6,5 kn befördert, geht mir das Herz auf. Doch da gibt es eine kleine Sache, die unsere Idylle hier leicht stört: UNTERRICHT!!!

Dies soll gar keine Kritik an unseren Lehrern oder sonstigem sein. Ich bin sehr davon beeindruckt, wie manche Leute hier an Bord trotz scheinender, tropischer Sonne immer noch so unglaublich motiviert sein können. Dies erschließt sich mir nicht ganz. Dadurch will ich aber die Notwendigkeit von Schule um keines Willen leugnen. Und noch was verstehe ich nicht ganz: Wir sind gestern fast den ganzen Tag über einen sehr flachen Patch mit etwa nur 30m Wassertiefe gefahren. Ich habe fast den ganzen Tag bei optimaler Geschwindigkeit mit tiefgehenden Ködern, sowie Oberflächenködern geschleppt und TROTZDEM NICHTS GEFANGEN!!!

Da an dem Tag ansonsten nicht arg viel mehr passiert ist, erzähle ich euch jetzt, was ich so den ganzen Tag als Schülermaschinist mache. Morgens gibt es immer einen Kontrollgang, bei dem in die Bilge geschaut und überprüft wird, ob alles so ist, wie es sein sollte. Dann vormittags Reparatur- und Wartungsarbeiten. Um 12 Uhr werden alle Betriebsstunden und die Tankstände aufgeschrieben. Nachmittags wieder Wartungs- und Reparaturarbeiten. Abends dann noch die Fäkalientanks abpumpen. Mhhm lecker. 4.800 Liter Scheiße sehen so wieder das Freie. Das ist so das, was jeden Tag ansteht. Dann kommen aber auch noch andere Aufgaben hinzu. Heute habe ich zum  Beispiel den Schmierölfilter, den Kraftstofffilter und den Kraftstoffvorfilter vom Backbord Hilfsdiesel (Dieseldrehstromgenerator) gewechselt. Danach noch Ölwechsel. Demnächst kann ich auch als KFZ-Mechaniker arbeiten. Ist nicht arg anders. Nur das Motoren an Land für gewöhnlich nicht mit Seewasser gekühlt werden.

So das soll’s jetzt auch erstmal gewesen sein. Ich muss jetzt das Schutzgitter von der Welle am Backbord-Hilfsdiesel wieder anschrauben und danach die Filter von der Umkehrosmoseanlage wechseln und wenn die Hauptmaschine wieder steht, bei ihr einen Öl- und Filterwechsel machen.
Carlo