Datum: 29. April 2017 (Tag 205)
Position: 48° 59,6′ N, 008° 47,9′ W
Etmal: 172 nm
Wetter: Luft 12°C, 1008 hPa, bedeckt, Wind SSE, 6 Bft.
von Niko
Obwohl hier an Bord Pünktlichkeit sehr ernst genommen wird, ist es jetzt die Frage, ob wir überhaupt pünktlich ankommen. Es könnte ziemlich knapp werden. Wir hatten zwar heute extrem guten Wind, nur leider aus genau der Richtung, wo wir hinwollen. Der Tag heute begann für mich ganz normal mit einer 4-8-Wache mit Sonja und Leo. Da waren wir schon mit 10 Knoten ziemlich schnell, nur halt leider nicht in die richtige Richtung, sondern nach England. Da wir im Laufe des Tages den Kurs immer schlechter halten konnten und wir in unserer Wache am Nachmittag schon mit 12 Knoten übers Wasser fegten, beschlossen wir den Schoner zu bergen und eine Wende zu fahren. Man beachte, dass uns der Wind ins Gesicht peitschte und alle paar Sekunden meterhohe Wellen über Deck schossen.
Da ging irgendwie das ein oder andere schief. Beim Bergen des Schoners ging plötzlich die Kurbel der holländischen Winde mitsamt Mutter los und lag an Deck. Danach mussten wir den Schoner teilweise per Hand runterkurbeln. Außerdem riss ein Faulenzer und das Segel rauschte aus. Nachdem wir dieses Problem gebändigt hatten, half ich Lara, Tabea und Pia die Fock zu bergen, die nun ebenfalls einen kleinen Riss aufwies. Ganz vorne auf dem Vorschiff standen wir bei jeder Welle knietief im kalten Salzwasser, die Gischt schoss einem ins Gesicht und das Salzwasser brannte auf der Haut und in den Augen. Alle paar Minuten rutschte auch irgendwer übers Deck, der sich wieder nicht richtig festgehalten oder eingepickt hatte. Uns war allen wahnsinnig kalt und wir waren klatschnass, aber wir hatten einen Mega-Spaß.
Nun fuhren wir aber genau in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren, sodass die Wachen um 12 Uhr nachts noch eine Wende fuhr, um in Richtung Ärmelkanal zu kommen. Doch um auf die Überschrift zurückzukommen, ist es nun ziemlich unklar, ob wir pünktlich ankommen. Die Wettervorhersage ist schlecht: erst Sturm, dann Flaute, außerdem haben wir fast keinen Sprit mehr und wir können nirgendwo bunkern gehen. Es ist nur ziemlich sicher, dass wir die beiden letzten Stopps Cuxhafen und Glückstadt auslassen müssen. Das heißt: Kein SBF-See! Wir geben trotzdem unser Bestes und versuchen alles in unser Macht stehendes, um pünktlich anzukommen und hoffen, dass wenn wir zu spät kommen sollten, immer noch alle Familienmitglieder und Freunde zur Ankunft kommen können.
LG Niko