Reisebericht HSHS 1617

Datum: 16. Januar 2017 (Tag 101)
Position: Hafen von Shelter Bay, Panama
Etmal: o. A.
Wetter: o. A.
von  Norbert Bury, Kapitän Johann Smidt (Hamburg – Shelter Bay, 7.220 sm)

S_norbertShelter Bay, Panama! Ein Reiseabschnitt geht zu Ende. Ich fliege nach Hause, nach St. Peter Ording. Nach 4 Monaten auf der Johann Smidt, möchte ich meine Frau Christa und meine Familie wiedersehen. Letztes Mal, als ich von einer HSHS–Reise zurückkam und am Flugplatz in Hamburg war,  stand meine Frau mit meiner Mütze in der Hand am Gate. Ich dachte, vielleicht sagt sie jetzt: „Es ist sowieso das Letzte, was noch von Dir zu Hause ist. Nimm sie und bleib an Bord.“  Aber sie sagte: “Komm‘, setz‘ sie auf, es ist kalt draußen“. Ich hoffe, es ist dieses Mal wieder so. Ich freue mich auf zu Hause.

Ihr (man duzt sich bei Clipper), liebe Eltern, Verwandte und Bekannte habt HSHS, Clipper und damit mir das Liebste anvertraut, das ihr habt: Eure Kinder. Sie sind heil und gesund bis hierhergekommen. Ich bin dankbar dafür. Aber sie haben auch selbst einen sehr großen Teil  dazu beigetragen. Sie haben gelernt.

Wir hatten eine glückliche Reise. Wir konnten gute Winde nutzen. Auch so manche Umstände haben sich glücklich für uns gefügt. Selbst Neptun war persönlich an Bord, hat die jungen Leute begutachtet, für gut befunden und ihnen gute Reisen in seinem Reich der Meere, Seen, Teiche, Tümpel und Pfützen gewünscht. Von den Häfen und den Reeden, die wir auf der Reise angelaufen sind, haben Euch Eure Kinder ja schon ganz viel berichtet. Sie haben es wohl verstanden ihr Heimatland dort gut zu vertreten. Das war schön für mich mitzuerleben.

Ein kaputter Wassermacher auf der letzten Etappe, also Wassermangel an Bord, hat sie dazu veranlasst diszipliniert zu sparen, damit das kostbare Nass für den ganzen Rest der Reise reicht. Das war ihr gemeinsamer Wille und ihre Ideen dafür kamen dazu. Einen Trost konnte ich ihnen spenden. Das Klüvernetz blieb ihnen erspart. Die Klospülung geht mit Seewasser. Wir bekamen dafür eine bestimmt unvergessliche Zeit bei unseren Gastgebern in Panama, den Kuna-Indianern. Auch, dass Proviant eingeteilt werden muss und nicht im Überfluss da ist und an Bord mitgenommen werden kann, haben sie wohl verstanden und sich einzurichten gewusst. Als wir zum Beispiel auf See feststellten, dass ich statt Käse nur Mozzarella vom Einkauf mitgebracht hatte, wussten sie es mit Humor zu nehmen. Ich habe sie dann allerdings auch gebeten, deswegen nun nicht vorzeitig auf See auszusteigen und mich doch deswegen bitte zu entschuldigen.

Als wir in der Karibik eine Hilfeleistung, eine Schleppreise, für das manövrierunfähige Küstenmotorschiff Lita machten, haben sie erlebt, dass Helfen große Freude macht. Bestimmt ist es ihnen oft nicht leicht gefallen zu verstehen, dass das Schiff und die Gemeinschaft sie streng fordern. Aber sie sind zusammen gewachsen, sehen sich als Gruppe, die zusammenhält, können sich aber auch in der Gruppe behaupten.

Es gäbe noch viel zu schreiben, aber ich bin sicher, Ihr wollt lieber von Euren Kindern berichtet bekommen. Dabei werdet Ihr merken, wie sehr sie gewachsen sind. Nicht nur an Zentimetern. Diese Reise wird bei ihnen ganz viele Spuren hinterlassen. So haben sie  gelernt, dass die See den Menschen formt, die Natur nicht lügt, man gemeinsam alle Aufgaben bewältigen kann, Sprachkenntnisse der Schlüssel zu anderen Menschen sind – dann sind wir keine Fremden mehr und können Freunde werden. Und ganz  viel anderes mehr, das ihr an ihnen bemerken werdet. Sie sind viel erwachsener geworden. Jeder, der einmal Segel gesetzt hat, wird den maritimen Schriftsteller Gorch Fock verstehen,   wenn er schreibt:

Gottes sind Woge und Wind
Segel aber und Steuer
dass ihr den sichren Hafen gewinnt,
sind euer.

Das ist eine Segelanweisung, sowie ein Lebensmotto!  Meine Crew auf dieser Reise hat es verstanden. Unheimlich geholfen haben mir auf der ganzen Reise meine treue Clipper-Stammcrew und ein tolles Lehrerteam. Ich bin dankbar für diese Reise mit all den Leuten, die dabei waren, und für die Erfahrungen und Erlebnisse. In Hamburg werden wir uns alle wiedersehen. Bis dahin wünsche ich meinen jungen Freunden hier an Bord und Euch zu Hause alles Gute und Gottes Segen.
Norbert Bury

P.S.: Peanut wünscht Cashew, der besten großen Schwester auf der Welt, alles Gute zum 18. Geburtstag. Ich hoffe, du hast einen tollen Tag. Ich hab‘ dich gaaaaz doll lieb !!! ?