Nur, wo du mit dem Kajak warst, warst du wirklich

Datum: 11. Dezember 2016, (Tag 65)
Position: Fort de France, Martinique
Etmal: 0 sm
Wetter: Luft 30°C, 1013 hPa, sonnig, Schauer
von Michael

t_michaelKeine leichte Aufgabe, den gestrigen Tag in Worte zu fassen! Einen Versuch ist es trotzdem wert… Diesmal wurde ausnahmsweise nicht gewandert, sondern gepaddelt. Und zwar in Einer-, Zweier- und Dreier-Seekajaks. Hierzu brachte uns ein Bus auf die Ostseite der Insel. Am dortigen Kajakverleih angekommen, wurden wir (Schüler, Lehrer, Stammcrew) mit besagten Kajaks, dazugehörigen Paddeln, Schwimmwesten und wasserdichten Tonnen ausgestattet. Den Schülern dauerte dies natürlich wie immer viel zu lange, am liebsten wären sie sofort in See gestochen. Zuvor gab es jedoch noch eine kurze Einweisung. Starker Gegenwind und entsprechende Wellen erschwerten v. a. den Anfängern ihre Paddelschläge entsprechend zu koordinieren. Einer kenterte sogar, andere fuhren der Gruppe regelrecht davon. Also Schüler einholen, anlanden lassen und mal wieder eine Standpauke halten!

Zufälligerweise landeten wir genau vor einer Strandhütte an… Ein kleiner Junge zeigte uns ein paar schöne Krebse, die er womöglich selber eingefangen hatte. Dazu kam noch ein Mädchen, vermutlich seine große Schwester. Plötzlich hatten die Schüler zwei Kokosnüsse in der Hand, woraus sie tranken. Ich dachte mir nur: „Cool, ich will auch eine! Was die wohl kosten?“ Daraufhin folgte eine weitere Kokosnuss, und noch eine, und noch eine… Wir wurden von den Leuten in der Strandhütte darauf eingeladen. Einfach so! Aus reiner GASTFREUNDSCHAFT!!! Irgendwann wurde ich von dem Hausherrn (wie sich später herausstellte) auf seine Terrasse bestellt. Wir wechselten ein paar nette Worte… Nach ein paar weiteren Kokosnüssen wollten wir schließlich weiter paddeln. Doch so schnell geht in der Karibik nichts, auch kein kurzes Hallo bei eigentlich wildfremden Menschen. Zusammen mit den Schülern ging es wieder zurück auf die Terrasse. Unsere neuen FREUNDE versorgten uns u. a. mit leckerem, alkoholfreiem Kokospunch! Gruppenfotos… Nun war es aber echt Zeit, weiter zu paddeln. Auf dem Rückweg waren wir HERZLICH dazu eingeladen, noch einmal vorbei zu schauen. Die Schüler jubelten!

Also, weiter gegen den Wind paddeln, um ein paar Felsen herum zu einer unbewohnten (?) Insel. Diese erkundeten wir ein wenig, doch von einer Horde aggressiver, verwilderter Hühner, die allesamt scharf auf meine Brotzeit waren, und ein paar Ruinen abgesehen, gab es für uns Robinsons eigentlich nicht so viel zu entdecken. Tropischer Regen. Wenigstens wehte der Wind danach deutlich schwächer.

Weiter paddeln zu einem Strand. Dieser war jedoch kleiner als erwartet, auch die Sonne war in Wolken gehüllt und der Wind wurde wieder stärker. Erneut tropischer Regen. Ab ins Wasser. Badewannentemperatur! Die Schüler nutzen die verbleibende Zeit, indem sie schnorchelten, auf Palmen kletterten und Kokosnüsse knackten. Ja, all dies am dritten Advent!

Ich bin mit vier Schülern daraufhin schon früher zurück gepaddelt, da eine Kamera und eine Sonnenbrille über Bord gegangen waren und diese nun irgendwo in den Korallen hingen. Zwar hatte ich kaum Hoffnung, die Schüler jedoch fischten tatsächlich beides wieder aus dem Karibischen Meer. Derweil hatten uns die anderen eingeholt.

So paddelten wir gemeinsam wieder zu unseren Freunden. Anfangs waren wir uns gar nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war, deren Gastfreundschaft erneut zu strapazieren. Zudem hatten wir eigentlich auch keine Zeit mehr… Egal! Neben diversen Getränken wurde sogar Essen für uns aufgetischt, Fleisch und Brot. Danach kam irgendwer auf die Idee zu singen. Einer der Schüler stimmte ein Lied an, zunächst noch zurückhaltend. Moskau, Moskau, … Nach und nach setzten alle mit ein. Auch unsere Freunde. Sprachbarrieren? Fehlanzeige. Der Hausherr holte eine überdimensionale, bunte Rassel und begleitete unseren Gesang in einem karibischen, zum Tanzen animierenden Rhythmus. Einer seiner Freunde begann auf einem Rohr zu trommeln, ein dritter auf einer mächtigen Djembe. Und wir klatschten, tanzten und freuten uns des Lebens… Während unsere Freunde AUSGELASSEN weiter trommelten, surften wir diesmal mit den Wellen dem Sonnenuntergang entgegen. „LA VIE EST BELLE“, so unser Hausherr. Recht hat er!
Michael