Mitten durch den Regenwald

Datum: 4. Januar 2018
Position: 09°28,8’N, 078°48,1’W
Etmal: 12 NM
Wetter: Wasser 27°C, Luft 27°C, Windstärke 2-3
von Milena

Guten Morgen, wir, naja eigentlich nur 21 von uns, sind gerade alle im Stress, denn es ist 07:00 Uhr und um 8:00 Uhr werden wir mit einem Einbaum von Lisa, einer Kuna-Schamanin, vom Schiff abgeholt, mehr weiß ich im Augenblick auch noch nicht, eben nur, dass wir jetzt dringend unsere Rucksäcke packen müssen, am besten sollen sich immer drei Leute einen Rucksack teilen. Es ist ein bisschen wie im Kindergarten: Es geht drunter und drüber, man hört nur Sätze wie: „Haben alle ein Brot?“, „Hat jemand mein Handtuch gesehen?“, „Der Akku meiner Kamera ist leer.“, „Sprühst du mich auch mit Anti-Brum ein?“, „Nee, es ist kein Platz mehr für deine Sachen im Rucksack.“, „Ich will meinen eigenen Rucksack nehmen!“. Man könnte sich über unsere „Probleme“ wundern!

So, nun aber schnell! Ich schnappe mir noch meine geliehenen Trekkingsandalen, die echt scheußlich aussehen und die ich vielleicht deswegen beinahe „aus Versehen“ vergessen hätte. Wir schnüren unsere Rettungswesten fest, in denen wir alle eigentlich echt süß aussehen. Nun sitzen wir alle im Einbaum. Vertrauen erweckend ist das nicht gerade, wie das Wasser langsam aber sicher an meinen Füßen immer weiter hochsteigt und hui, wir haben ein bisschen Schräglage, noch ein Stück weiter und es läuft auf meinen Schoß. Unser Ziel ist anscheinend das Festland, wir fahren genau darauf zu. Es ruckelt ein wenig, da wir (so wie es aussieht) am Rand des Regenwaldes angekommen sind. Lisa ist also unser Tour-Guide durch den Regenwald. Mitten in Panama geht es jetzt einfach so ab in den Regenwald. Die Pfade sind ziemlich matschig. Links und rechts Palmen, Mango- und Bananenbäume, Ananaspflanzen, Mangroven und wenn man genauer hinschaut, sieht man überall hübsche Blüten. Wir gehen immer tiefer in den Wald hinein, pst, leise: Da oben im Baum sitzen zwei Papageien, die sich lautstark streiten und mitten über uns sitzen.

Die Grillen zirpen. „Vorsicht! Rutschiger Baumstamm mit Ameisenstraße, nicht drauftreten und nicht stehen bleiben! An alle weitergeben!“ Bschschschschschsch macht es und trotz Moskito-Spray, zack, noch einen Stich mehr. Ehrlich gesagt, habe ich schon aufgegeben sie zu zählen. Gerade erklärt Christine, dass wir jetzt gleich an einem Kuna-Friedhof vorbeikommen werden, auf dem auch ein Teil von Lisas Familie begraben ist. Wir sind alle mucksmäuschenstill, es ist ein komisches Gefühl, hier entlang zu gehen, hier in diesem Moment auf dem Friedhof stellt man sich irgendwie alle möglichen Fragen, insbesondere weil es viele kleine Gräber gibt, auf denen Kinderspielzeug liegt, ein wenig erschreckend. Jetzt aber schnell mit den Gedanken zurück zu dem, was wir hier gerade alles erleben. Langsam wird der Pfad steiler und mit jedem Schritt wird es auch heißer. „Puh“ und „bah“ kommt es von hinten. „es ist so warm und schwitzig, können wir eine Pause machen?“ „Es sind noch 10 Minuten, dann sind wir da“, sagt Christine. Mit neuer Motivation ist das Stück gar nicht mehr so schwer und man hört den Wasserfall jetzt auch schon. Es ist so schön hier: Glasklares Wasser, die Steine funkeln im Sonnenlicht und alles ist ganz grün.

Ein bisschen erschöpft schmeißen wir unsere Sachen auf den Waldboden und springen ins Wasser. Unglaublich! Wir baden gerade einfach mal so unter einem Wasserfall im Regenwald, so richtig kann ich das noch gar nicht realisieren. Erfrischt und von einem kleinen Pausensnack gestärkt machen wir uns auf den Rückweg, diesmal aber mitten durch den Fluss hindurch. Wir schwimmen flussabwärts. Alle haben einen Stock in der Hand, da es an manchen Stellen zu flach zum Schwimmen ist und wir zu Fuß über glitschige Steine balancieren müssen, was nicht einfach ist, da man nicht genau erkennt, wohin man gerade tritt und es eben echt rutschig ist. Jetzt erklärt uns Lisa, dass wir uns ganz flach ins Wasser legen sollen, Kopf in den Nacken und schwups rutschen wir auch schon einen kleines Stück in den Stromschnellen die Steinabfälle hinunter, wie in einer Wasserrutsche. Und hier, wo wir nun gelandet sind, kommt man nicht weiter, ohne von einem Felsvorsprung zu springen. Ohne darüber nachzudenken, ist man auch schon hinuntergesprungen. Wir schwimmen noch ein wenig weiter flussabwärts. Etwas später haben wir wieder festen Boden unter den Füßen, da wir auf unserem Pfad vom Hinweg angelangt sind.

Es ist inzwischen schon 15:00 Uhr. Eigentlich sollten wir schon vor zwei Stunden zurück am Schiff sein. Im Gegensatz zu vorher heißt unser Motto jetzt: „Schnell, schnell, schnell“, auch wenn uns immer noch Dinge begegnen, die wir zum ersten Mal entdecken. Endlich zurück bei unserem Einbaum müssen wir noch warten, denn es dauert, bis auch die letzten von uns wieder da sind. Da sitzen wir nun wie die Sardinen im Kuna-Einbaum auf dem Rückweg, abwechselnd von links und rechts schwappen die Welle herein, die einen immer wieder aus den eigenen Gedanken reißen: Einerseits erschöpft, aber auch überwältigt von dem, was wir gerade erst alles erlebt haben.
Milena

P.S.
1. Viele Grüße an Oma und Opa in Mühlheim, Jutta Oma, Onkel Poppel und den Rest der Familie! Ich vermisse euch alle sehr und melde mich wieder in Colon! (Milena)
2. Alle, alles Liebe zum Geburtstag, Mella. Feier schön! Ich grüße meine Familie, macht euch keine Sorgen, wenn ich mich nicht direkt in Colon melde, ich habe keine Flat und kein Guthaben… (Rosa)
3. Anouk grüßt alle Hinterbliebenen und Ly.
4. Allerliebste Birte, zum Geburtstag wünsche ich dir alles, alles Gute!!! (VeRena)
5. Liebste Miri in HH, als wir heute den ganzen Vormittag durch einen Fluss im panamaischen Regenwald gewandert bzw. geschwommen sind, musste ich ganz besonders intensiv an dich bzw. uns und unsere langen Wanderungen durch den Hasselbach denken!!! In diesem Sinne: H.D.G.D.L.W.M.S. 😉 xxx, deine Katharina.

„Inselhopping“

Datum: 3. Januar 2018
Position: 078°40,9’W, 009°35,1’N
Etmal: 0 NM
Wetter: Wasser 28°C, Luft 28°C, Windstärke 3
von Andy

Heute in der Frühe hätte ich eigentlich Vormittagsbackschaft gehabt, aber die Stammcrew war so nett und hat die Vormittagsbackschaft und auch die nächtlichen Ankerwachen für uns Schüler übernommen, damit wir alle ausgeschlafen und fit für die heutig anstehenden Mathe- und Spanisch-Klassenarbeiten sind. Nach dem Frühstück haben sich dafür dann alle an Deck versammelt. Zuerst haben wir Mathe und dann Spanisch geschrieben. Eigentlich lief es ganz gut, weil wir alle vorbereitet waren! Aber stellt euch vor, ihr müsstet umgeben von wunderschönen, karibischen Palmeninseln bei 30 Grad berechnen, was dreiviertel Pi im Gradmaß entspricht und zusätzlich den Sinuswert dieses Winkels mit Hilfe des Einheitskreises bestimmen. Ich bin mir sicher, dass ihr euch da auch nicht voll konzentrieren könntet. Nach der Arbeit hatten wir eine Stunde Zeit, um uns vor der Spanisch-Klassenarbeit noch zu erfrischen. Eigentlich wollte ich mich in dieser Zeit für Spanisch vorbereiten, aber das kühlende Nass war dann doch zu verlockend, so dass die geplante Lernzeit zur Badepause wurde. Jedoch denke ich, dass das sehr dazu beigetragen haben wird, dass ich die Spanisch-Klassenarbeit bestehen werde! 😉

Nach einem leckeren Mittagessen hat Verena gesagt, dass alle, die Lust haben und es sich zutrauen, gemeinsam mit den Lehrern und unseren 2 Schüler-Rettungsschwimmern (Tom und Jerit) zu einer 400 Meter entfernten Insel schwimmen dürfen. Größtenteils konnte man unter Wasser nicht besonders viel sehen, dafür war es aber mit dem Kopf über dem Wasser umso schöner: Man hat (bis auf zwei drei Jachten) überall nur traumhaft schöne Palmeninseln gesehen. Das werde ich auf jeden Fall zu Hause vermissen! Als wir dann auf der Insel angekommen waren, war es dort genau so, wie man sich so eine karibische Insel vorstellt: Im Inneren war ein kleiner Urwald und außen um die Insel herum weißer Sandstrand und türkises Wasser. Leider mussten wir nach einer halben Stunde wieder zurückschwimmen, damit wir rechtzeitig am Schiff sind. Um 15:00 Uhr sollten wir nämlich „Anker auf gehen“, da morgen die erste Hälfte der Schüler und Lehrer sowie ein paar aus der Stammcrew am Festland eine geführte Tour durch den Urwald machen werden. Übermorgen ist dann die andere Hälfte dran. Nachdem wir am neuen Ankerplatz angekommen waren, haben sich alle Expi-Teams noch einmal zusammengesetzt, um ihre Reiseplanungen zu treffen, denn in ca. zwei Wochen gehen die Expis dann auch schon los. Und wenn wir danach wieder zurück auf der Roald sind, geht es auch schon wieder in Richtung Heimat zurück.

Mit dem Zeitgefühl auf dem Schiff ist es irgendwie ganz komisch: Die Tage kommen einem immer ewig vor, aber wenn man zurückblickt, ist die Zeit wie im Flug vergangen. Vor drei Tagen war Silvester, vor eineinhalb Wochen war Weihnachten, vor zwei Wochen waren wir in Martinique, vor drei Wochen war die Atlantiktaufe, vor ca. eineinhalb Monaten haben wir den größten Vulkan Europas bestiegen und vor fast drei Monaten fing in Kiel alles an. Wir sind innerhalb von drei Monaten durch die halbe Welt gesegelt und haben sehr, sehr, sehr, sehr viel erlebt. Irgendwie freut man sich darüber, dass man in drei Monaten seine ganze Familie und Freunde wiedersehen kann, und gleichzeitig ist man auch irgendwie traurig, dass das Leben hier vorbei sein wird. Dann sieht man auf einmal nicht mehr jeden Tag zu jeder Zeit die gleichen 47 Personen, mit denen man hier so eng zusammenlebt. Dann müssen wir nicht mehr mitten in der Nacht aufstehen und vier Stunden lang Wache gehen. Dann haben wir auf einmal wieder jeden Tag (das Wochenende ausgenommen) Schule und müssen unsere Lehrer wieder siezen. Aber bis dahin sind es ja erst einmal noch drei Monate, die wir noch genießen können!
Andy

P.S.
1. Ich grüße Rhea, Melina, Falko, Giannina und Philip. Mir geht es super! Ihr fehlt mir sehr und ich denk oft an euch. (Andy)
2. Ich grüße meinen Ahlrichopa+Insa und bedanke mich ganz herzlich für die lieben Weihnachtsgrüße von dir, Opa! Auch wenn sie etwas verspätet bei mir ankamen (du weißt ja, mit Pünktlichkeit nehmen wir das nicht so genau xD), habe ich mich (sowie die gesamte Crew) sehr darüber gefreut. Ich habe dich ganz doll lieb! (Rosa)
3. Lyzie wünscht Pupsipups alles Gute zum „(Noch-) Älter-Werde-Tag“. Feier schön und iss nicht zu viel Marzipan. ich liebe dich und vermiss dich doll <3
4. jü grüßt New.
5. Die langhaarigen Monster grüssen Taren!