Ein ganz besonderer Tag (aus Sicht einer MoB-Boje)

Datum: 21. März 2018
Position: 37°29,3’N, 034°43,4’W
Etmal: 154 NM
Wetter: Wasser 17°C, Luft 18°C, Windstärke 4
von Nico

Der heutige Tag fing so langweilig und ereignislos an wie jeder andere Tag. Ich stehe an dem selben Platz – wie immer, kann mich nicht bewegen – wie immer und niemand beachtet mich – wie immer. Alle gehen einfach an mir vorbei, ohne mir auch nur ein bisschen Aufmerksamkeit zu schenken. Die Leute schauen mich nicht an und sie fassen mich nicht an. Man könnte meinen, ich bin nutzlos oder dass die Leute überhaupt nicht wissen, dass es mich gibt. So verging zunächst der Tag. Außer der Fahrwache ist eigentlich niemand an Deck, das Wetter ist hauptsächlich leicht regnerisch und kühl, nichts Besonderes ist draußen los. Ab und zu werde ich von der Gischt einiger Wellen nassgespritzt, regelmäßig höre ich gleich danach das Fluchen der Fahrwache, die es auch getroffen hat. Nach dem Mittagessen kommt die Sonne ein bisschen raus und ich kann mich wieder aufwärmen.

Es ist 15:00 Uhr. Das heißt, die spannendste Zeit des Tages ist für mich gekommen. Denn alle wissen, dass sie sich um 15:30 Uhr ein Stück Kuchen oder eine Tasse frischen Kaffee holen können. Also ist jetzt was los an Deck. Alle kommen aus ihren Kojen an Deck gekrochen und genießen ihr Stück Schokokuchen. Doch es gibt jeden Tag jemanden, der nichts davon abbekommt und das bin ich. Nachdem alle ihr wahrscheinlich sehr leckeres Stück aufgegessen haben und auch alle noch einmal sicher gegangen sind, dass es kein zweites Stück geben wird, sind wieder alle unter Deck. Also hab ich mich schon wieder darauf eingestellt, dass der Rest des Tages so langweilig verlaufen wird wie bisher.

Gegen 16:30 Uhr höre ich dann wie zum All-Hands gerufen wird und nur wenige Minuten später stehen alle an Deck. Einige sehen zwar so aus, als ob sie noch schlafen würden, aber sie sind alle da. Der Kapitän macht dann irgendeine Ansage, die ich von meiner Position aus leider nicht hören kann. Als er fertig ist, gehen aber nicht (wie sonst nach dem All-Hands) alle schnell wieder unter Deck, um sich in ihre hoffentlich noch warmen Kojen zu legen, sondern sie verteilen sich alle quer über dem Deck und schauen durch die Gegend, als würde gleich irgendetwas passieren. Jetzt bin ich ganz gespannt und schaue aufgeregt um mich. Ich sehe, dass plötzlich jemand eilig auf mich zukommt. Wahrscheinlich will er nur an mir vorbei auf die Brücke, aber irgendetwas ist komisch. Er schaut mich an und kommt näher. Ja er will wirklich zu mir! Er ist schon fast da, nur noch 1-2 Meter. Auf einmal nimmt er mich hoch und wirft mich ins Wasser. Ich will um Hilfe schreien, aber ich kann nicht sprechen. Ich hoffe, dass das jemand gesehen hat und mich retten kommt! Ich kann zwar schwimmen, doch auf Dauer ist es schon kalt im Wasser! Doch zum Glück höre ich noch, dass jemand ruft: „Boje über Bord!!! Übung!!!!!“ Ich weiß zwar nicht wer Boje ist, aber ich hoffe sehr, sie meinen mich damit! Kurz darauf sehe ich schon Leute, die vom Rigg aus auf mich zeigen und manche, die das Beiboot, auch genannt Dinghi, klar machen. Nach wenigen Minuten werde ich dann von 2 Männern in komischen Anzügen ins Dinghi gehoben und zurückgefahren. Als ich endlich wieder an Deck bin, dachte ich schon, die Leute würden gucken, ob es mir gut geht, doch sie stecken mich einfach zurück an den Ort, an dem ich immer liege. Den Rest des Tages wird mir – wie immer – keine Aufmerksamkeit (mehr) geschenkt. Als wäre ich nicht ins Wasser geworfen worden! Als wäre mir nichts passiert! Sie gehen einfach an mir vorbei! So vergeht dann auch der Rest des Tages und die Aufmerksamkeit, die mir zu Teil wurde, verging so plötzlich und schnell wie sie gekommen war.
Nico

P.S.:
1. Liebe Grüße an meine ganze Familie. Ich freue mich schon wahnsinnig euch bald alle wiederzusehen! (Nico)
2. Liebe Chrissy, alles Gute zum Geburtstag! Grüße alle party people von mir! (Harry)

Letzter Tag in Havanna

Datum: 13. Februar 2018
Position: Havanna, Kuba
Etmal: —
Wetter: k. A.
von Nico

Stimmt ja, es ist schon der letzte Tag in Havanna! Die Tage hier gingen – wie immer, wenn es schön ist – sehr schnell vorbei. Wir werden zwar auch noch Zeit in Pinar del Rio verbringen, aber trotzdem haben wir unseren letzten Tag hier in Havanna noch einmal richtig genossen! Nach dem gemeinsamen Frühstück sind wir wieder in „unseren Bus“ gestiegen, der uns auch schon die letzten Tage quer durch Havanna gebracht hat. Diesmal ging es zu dem alten Landhaus von Ernest Hemingway. Sein Haus ist echt schön mit seinem riesig großen Grundstück mit Terrassen, kleinen Gärten und einem Pool. Es gab sogar eine hauseigene, mir bisher nicht bekannte Gockelkampfarena. Die verschiedenen Örtchen sind mit schön angelegten Wegen, die aufgrund einer Vielzahl von Bäumen im Schatten liegen, verbunden. Nach unserer Führung sind wir wieder in den Bus gestiegen, der uns zu einem Restaurant gebracht hat, in dem wir dann leckeres Mittagessen bekommen haben. Direkt daneben gibt es einen Souvenirladen und als 30 Schüler und 4 Lehrer auf einmal in den kleinen gemütlichen Shop stürzten, war dort ein Riesenchaos, sodass man sich dort drinnen kaum noch frei bewegen konnte. Nach dem Shopping-Stopp ging es dann weiter zu einer Festung, in der sogar noch viele der ursprünglichen Kanonen rumstanden. Doch fast beeindruckender war die Aussicht, die wir auf Havanna hatten, von dort oben. Außerdem gab es dort auch ein kleines Museum. Dies informierte aber fast ausschließlich über Ernesto Che Guevara.

Nachdem wir uns das Museum und die Festung angeschaut hatten, gab es noch Zeit, in einen der für Kuba typischen Zigarrenläden zu gehen, in dem sich viele von uns Zigarren als Souvenirs für zu Hause gekauft haben. Auf dem Rückweg zum Hotel konnte man sich dann entscheiden, ob man beim Hotel oder in der (Alt-)Stadt aussteigen möchte. Ich hab mich für Zweiteres entschieden und bin dann mit Andy, Theo, Laurine, Benedikt, Arthur und Janik ein letztes Mal durch Havanna gelaufen. Wir haben uns alle noch einmal mit lauter Andenken eingedeckt und später sind wir dann Pizza essen gegangen. Um den letzten Abend in Havanna zu genießen, haben wir uns dann noch in eine Bar gesetzt. Irgendwann haben wir uns dann mit 7 Personen in ein Taxi gequetscht und sind zurück zum Hotel gefahren. Es war echt witzig, weil unser Taxi schon mega alt und geschrottet war, aber wir haben trotzdem alle anderen überholt, weil der Taxifahrer sehr gute Laune hatte. Als wir im Hotel angekommen sind, sind alle sehr müde in ihre Betten gefallen. Und damit war der letzte Tag in Havanna auch schon vorbei. Ich denke aber, ich kann für alle sprechen, wenn ich sage, dass wir eine super, super Zeit in Havanna hatten und gerne etwas länger geblieben wären, um die Stadt noch näher kennenlernen und erleben zu können! Jetzt dürfen wir uns aber schon auf eine gute Zeit in Pinar del Rio freuen!
Nico