Datum: 15. März 2018
Position: 35°06,1’N, 053°47,1’W
Etmal: 144 NM
Wetter: Wasser 19°C, Luft 17°C, Windstärke 6
von Kjell
Es erscheint mir noch gar nicht lange her, dass wir aus dem Nord-Ostsee-Kanal in die Nordsee aufgebrochen sind und unsere Reise angetreten haben. Die Zeit ist einfach so unglaublich schnell vergangen, ich kann es einfach nicht fassen: nur noch 37 Tage bis zu unserer Ankunft in Wilhelmshaven! Ich muss sehr oft an unsere Zeit an Land zurückdenken. Unseren ersten erzwungenen Stopp in Cherbourg, aufgrund des anfänglich schlechten Wetters. Dort konnten wir uns dann das erste Mal bei unseren Eltern melden und davon berichten, wie es uns auf der Roald geht. Nach drei Tagen des Abwetterns ging es dann weiter nach Vigo. Dort haben wir das erste Mal nachverproviantiert und der erste Crewwechsel stand uns bevor. Unser nächstes Ziel hieß Teneriffa. Dort sind wir gemeinsam den Teide hochgewandert und konnten uns den Sonnenaufgang über den Wolken angucken. Eine Woche sind wir auf Teneriffa geblieben, bevor wir den Atlantik in drei Wochen überquert haben. Während dieser Zeit haben wir mit dem Unterricht begonnen und täglich Schiffserhalt betrieben.
Dann war es endlich so weit: nach unserer langen Überfahrt sind wir auf Martinique angekommen. Es war einfach atemberaubend zum ersten Mal karibische Luft zu schnuppern. Einen Tag lang sind wir mit Kajaks an der Küste Martiniques entlang gepaddelt. Wir waren das erste Mal schnorcheln und konnten die Unterwasserwelt bewundern. Nach einem weiteren Crewwechsel hat unser neuer Kapitän bekannt gegeben, dass unser nächster Halt die San Blas Inseln sein werden. Weiße Strände, schnorcheln in kristallklarem Wasser und auf unbewohnten Inseln schwimmen. Wir hatten eine unvergessliche Zeit auf den San Blas Inseln! Als nächstes sind wir für drei Wochen an Land gegangen und haben unser Zuhause, die Roald, in der Shelter Bay Marina zurückgelassen.
An Costa Rica ist es einfach nur faszinierend, was für eine Lebenslust die Menschen, die dort leben, besitzen. Das habe ich in meinem Leben noch nie zuvor erlebt. Dort haben wir den Einwohnern eines kleinen Dorfes bei der Zuckerrohrernte und bei der Kaffeernte geholfen, wobei wir alle zu spüren bekamen, wie anstrengend deren Arbeit eigentlich ist, mit der sie ihr Geld verdienen.
Nachdem wir die Roald sicher nach Kuba gesegelt haben, konnten wir dort eine Rundreise durchs Land erleben und spannende Einblicke in einen kommunistischen Staat erlangen. Dann folgten die Bahamas, wo wir noch ein (letztes) Mal die Wärme genießen und am weißen Sandstrand liegen durften. Alles kommt einem so vor, als wäre es erst gestern gewesen. Ich vermisse diese Zeit sehr, freue mich aber gleichzeitig sehr auf zu Hause. Rückblickend sieht man die Geschehnisse ganz anders und merkt, wie besonders diese Erfahrungen eigentlich alle sind.
Inzwischen merkt man, dass wir uns Europa nähern. Das Wetter verändert sich, es wird jeden Tag ein bisschen kälter, vor allem der Regen, den wir die letzten drei Tage fast durchgehend hatten, erinnert an herbstliche Zeiten in Deutschland. Außerdem haben wir durch die ganzen Tiefdruckgebiete, die ständig an uns vorbei ziehen, spürbaren Schwell. Dadurch wird der Unterricht etwas erschwert. Denn manchmal ist es ganz schön anstrengend, wenn in der Messe alles von backbord nach steuerbord und wieder zurück geschleudert wird, den Lehrern noch aufmerksam zuzuhören. Den regulären Unterricht betreffend heißt es für uns Schüler im Moment Endspurt: Die letzten Klassenarbeiten stehen bevor. Am Dienstag werden wir zunächst die Politikarbeit schreiben. Darüber hinaus freuen wir uns schon alle riesig auf die Azoren! Hoffentlich werden dort einen weiteren coolen Zwischenstopp erleben!
Kjell