Nur noch weniger als zwei Monate!

Datum: 14. März 2018
Position: 33°50,0’N, 056°09,8’W
Etmal: 146 NM
Wetter: Wasser 19°C, Luft 22°C, Windstärke 3
von Carlotta

Im Gegensatz zu Arthur sind wir meiner Meinung nach heute genau vor 5 Monaten (14.10.2017) in Kiel am Thiessenkai ausgelaufen und sind diese Reise angetreten. Und jetzt sind wir mitten auf dem Nordatlantik und merken, dass wir nur noch einen guten Monat von der Gesamtreise übrig haben. Es wird wieder kalt und man verbringt seine Freizeit nicht mehr an Deck, sondern entweder in der Messe oder in den Kammern – so wie am Anfang der Reise! Das Ölzeug muss man mittlerweile auch wieder zu jeder Wache anziehen und all diese Dinge erinnern einen eben wieder an den Reiseanfang. Dadurch reden wir auch viel über den Beginn der Reise und man hört immer wieder so Sätze: „Weißt du noch, als wir vor Cherbourg bei dem Seegang, den wir jetzt haben, alle seekrank waren?“, „Kannst du dich noch daran erinnern, als wir auf dem Teide ganz früh morgens den Sonnenaufgang beobachtet haben und uns allen die Finger abgefroren sind?“

Jetzt wird einem erst bewusst, wie viel wir hier eigentlich erlebt haben. Ich meine, wenn man mal überlegt, in wie vielen Ländern wir in 6 Monaten waren… (Frankreich, Spanien, Portugal, Panama, Costa Rica, Kuba, Bahamas,…) Wir hatten nie wirklich Zeit, diese ganzen Erlebnisse zu verarbeiten, weil immer direkt etwas neues Aufregendes kam und man dann wieder mit den Gedanken ganz woanders war. Wir haben in den 5 Monaten alle zusammen so viel erlebt und so gute Freundschaften geschlossen, dass ich es wirklich unvorstellbar finde, in einem Monat von einem auf den anderen Tag auf einmal alle nicht mehr zu sehen und zu wissen, dass wir jetzt wieder über ganz Deutschland verteilt sind. Wir sind es jetzt gewöhnt, immer jemanden um uns herum zu haben, mit dem man etwas machen kann. Wenn man Freunden etwas erzählen will, muss man nicht mehr als 50 Meter laufen und man findet die Person. Ich kann mir auch gar nicht mehr vorstellen, alleine in einem Zimmer zu schlafen oder für den Schulweg länger als eine halbe Minute zu brauchen.

Aber andererseits freue ich mich auch schon total auf zu Hause, meine Freunde und Familie wiederzusehen. Oder auf so Sachen, die man zu Hause für ganz selbstverständlich hält, wie zum Beispiel jeden Tag duschen zu können oder das zu essen, worauf man gerade Lust hat. Ich muss sagen, ich bin sehr zwiegespalten: Soll ich traurig sein, dass die Reise bald zu Ende ist oder soll ich mich auf zu Hause freuen? Obwohl ich glaube, dass die traurige Seite gerade ein bisschen überwiegt. Das macht alles so schwer, weil man sich nicht entscheiden kann.

Jetzt stehen wir bald am Ende der Reise und man fragt sich, ob die Reise eigentlich so war, wie man sich sie vorgestellt hat. Ich dachte, dass einige Sachen anders laufen werden, aber im Gesamten habe ich mir die Reise ziemlich genau so vorgestellt, wie sie war. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich unglaublich viel gelernt habe, zum Beispiel wie man mit Menschen umgehen muss, um auf engem Raum zusammenleben zu können, was es heißt Verantwortung zu übernehmen oder auch für 50 Leute bei Seegang zu kochen und den Abwasch zu machen. Zu Hause war ich immer schon genervt, wenn ich zwei Pfannen sauber machen oder die Spülmaschine ausräumen sollte. Das würde ich jetzt in 3 Minuten hinkriegen und als sehr wenig Arbeit empfinden! Ich kann auch sagen, dass diese 5 Monate eine wirklich gute und tolle Zeit war und sich diese Reise auf jeden Fall gelohnt hat! Wir werden die letzte Zeit zusammen noch sicher genießen, bevor wir Ende April in Wilhelmshaven einlaufen und unsere Familien wiedersehen!
Carlotta

PS.
1. Ich grüße Melinda und hoffe, dass deine schriftlichen Prüfungen gut gelaufen sind! (Carlotta)
2. Andreas grüßt seine liebste Bea (BHRT)

Was ein „Struggle“!

Datum: 4. März 2018
Position: 25°04,8’N, 077°20,33’W
Etmal: 0 NM
Wetter: Wasser 23°C, Luft 25°C, Windstärke 4
von Carlotta

Stellt euch folgende Situation vor: Man wird mit einem „All-Hands-an-Deck-in-30-Minuten“ geweckt. Nun liegt man in seiner Koje, hat die Augen noch zu und ist manchmal noch total müde, während man überlegt, ob man jetzt noch 10 Minuten weiterschlafen oder direkt aufstehen soll. (Was ein „Struggle“!) Das Problem, wenn man noch liegen bleiben würde, wäre, dass man dann so lange warten müsste, bis eine Toiletten frei würde, dass man eventuell zu spät zum All-Hands käme. (Was ein „Struggle“!) Wenn man sich in solch einer Situation dazu „entscheidet“, noch „kurz“ liegen zu bleiben, kann es ziemlich stressig werden, noch pünktlich zum All-Hands zu kommen. (Was ein „Struggle“!) Aber irgendwie kriegt man es dann doch meistens pünktlich hin! Oben an Deck angekommen, bemüht man sich dann, sich anständig und gerade in Wachaufstellung aufzustellen, wobei man in die noch verschlafenden Gesichter der restlichen 29 Schüler sieht. (Was ein „Struggle“!)

Heute waren wir alle sehr froh, als wir erfahren haben, dass wir auch vormittags Landgang bekommen werden, damit wir nach Hause telefonieren können, da wir abends aufgrund der Zeitverschiebung von 6 Stunden das nicht machen können. Deshalb nannte der Stamm das dann auch nicht Landgang, sondern „Kommunikationszeit an Land“. Auf den Bahamas haben wir alle natürlich kein Internet und telefonieren ist auch sehr teuer. (Was ein „Struggle“!) Das bedeutet für uns, dass wir immer in ein Internetcafé oder zu McDonalds oder Dunkin Donut gehen müssen. So stellt man sich vor jedem Landgang die Frage, ob man jetzt zu McDonalds oder doch zu Dunkin Donut gehen soll.

Das wichtigste Kriterium für diese Entscheidung ist, zu klären, wo das WLAN besser ist. (Was ein „Struggle“!) Bis jetzt lief es fast immer auf McDonalds hinaus. Mittlerweile kennen uns die Türsteher auch schon! Als wir wieder an Bord waren, gab es für alle Mittagessen und im Anschluss stand Schiffserhalt, Hafenwache und Lernen für die bevorstehende Geschichtsklassenarbeit auf dem Plan. Jeder sollte mindestens eine Stunde etwas für das Schiff leisten, zum Beispiel Zeiser spleißen und Taklinge nähen oder sämtliche Arbeiten im Rigg erledigen. Die restliche Zeit konnten wir zum Schlafen nutzen oder man hat vorbildlich für die Klassenarbeit gelernt. (Was ein „Struggle“!) Abends bekamen wir noch einmal Landgang. So ging ein weiterer Tag auf den Bahamas zu Ende!
Carlotta

P.S.:
1. Viele Grüße an Klari Oma und Opa Bercì, Onkel Poppel und Jutta Oma! Melinda ich wünsche dir viel Glück und Erfolg beim Abitur! (Carlotta)
2. Melinda ich wünsche dir kein Glück und Erfolg beim Abitur! (Der Ex-Wiesbadener)
3. Arthur grüßt Pumuckel!
4. Viele Grüße an Michelle und Kathinka! (Andy)
5. Liebste Anna, liebster Flo, alles, alles Gute (nachträglich) zum Geburtstag. Küsschen, Harry.