Ein Traum der Erinnerung

Datum: 31. Januar 2018
Position: 09°27,3’N, 079°57,0W
Etmal: NM
Wetter: Wasser 29°C, Luft 29°C, Windstärke 6
von Isa

Ich höre einen Hahn krähen. Ich schaue mich um, bin ich in Longo Mai? Diesen Hahn, der morgens um gefühlt 05:00 Uhr kräht, kenne ich nur von da. Ich stehe auf und reibe mir die Augen. Tatsache, ich befinde mich in meinem kleinen Zimmer in meiner Gastfamilie, mein Trekkingrucksack steht dort fertig gepackt. Ich stehe auf und gehe zum Frühstück, was es gibt? Natürlich, Frigoles con aroze. Ich esse meinen Teller auf und bedanke mich bei meiner lieben Gastmutter/ Oma. Ich mache mich, wie die Gewohnheit es mir vorgibt, auf den Weg zur Terrasse von Milenas Gastmutter. Dort treffe ich wie immer auf die meisten meiner Freunde. Wir begrüßen uns, tauschen uns über das vielfältige Essen aus, das im Endeffekt doch bei allen ungefähr gleich war. Ein Bus fährt vor, wir steigen alle ein. Unser Gepäck ist bereits im Bus. Um den Bus herum versammeln sich alle unsere Freunde aus Longo Mai. Ich sehe unsere Spanischlehrer, unsere Gastfamilien, Carlos (ein Einheimischer, mit dem wir uns angefreundet haben), ein paar von den Jugendlichen, die wir dort kennengelernt haben und vor allem die Gänse, die uns immer den Weg versperrten und die verdammt angsteinflößend sind.

Der Bus fährt los, nach einer halben Stunde steigen wir aus. Beim Ausstieg erwarten uns plötzlich Flo, Margit, Steffen und die anderen Forscher aus La Gamba. Mit ihnen gehen wir auf eine letzte Wanderung, er zeigt uns wie immer alle kleinen Tiere und ist unheimlich fasziniert von dieser bunten Tier- und Pflanzenwelt. Wir sind alle total glücklich, die Leute aus der Tropenstation wiederzusehen und sind relativ enthusiastisch bei der Wanderung dabei. Nach der Wanderung enden wir an einem Surferstrand, ist das Dominical? Flo und die anderen verabschieden sich mit einem „Pura Vida“ und plötzlich bin ich nur noch mit meiner Expigruppe zusammen. Wir liegen mit Surfbrettern am Strand und schlürfen Fresco (frischer Saft). Neben uns liegen all die Menschen, die wir auf den Expis kennengelernt haben und wir unterhalten uns ausgelassen. Der Tag neigt sich dem Ende und wir steigen wieder in einen Bus. Alle sind wieder da und unser Busfahrer Louis fährt. Die Stimmung ist gedrückt, alle sind ein wenig traurig und ich habe das Gefühl, dass eine großartige Zeit vorbei ist. Der Bus bringt uns bis in die ShelterBayMarina hier in Colón.

Ein lautes: „Sing Halleluuujaaa, sing it…!“ reißt mich aus diesem wunderbaren Traum. Ich schaue auf die Uhr, halb 8. Ich stehe auf und bin sehr traurig darüber, dass das Wiedertreffen mit den Menschen des Landaufenthalts nur fiktiv war. Beim Frühstück steht ein Tagesplan an der kleinen Tafel an Deck.

  • 9:00 Uhr – All-hands -> Reinschiff und Kammern klarieren
  • 10:00 Uhr – Lesezeit für Magellan (das Buch, das wir in Deutsch gerade lesen sollen)
  • 11:00 Uhr – Poolzeit
  • 12:00 Uhr – Mittagessen

Beim All-Hands wird uns gesagt, dass wir so bald wie möglich ablegen wollen. Wir verlassen also Panama. Der Landaufenthalt ist endgültig vorbei. All die Eindrücke, die wir gesammelt haben, Menschen, mit ganz verschiedenen Geschichten, die wir kennengelernt haben und Orte, die wir gesehen haben sind passé. Wir werden das alles nie wieder sehen. Das erste Mal auf der Reise müssen wir uns wirklich von liebgewonnen Menschen verabschieden. Ich habe das Gefühl, dass diese Zeit schon wieder viel zu schnell vergangen ist und ich all diese Orte unheimlich vermissen werde. All die Bilder vermischen sich ein wenig , da das alles zu viel war, um es in so kurzer Zeit zu begreifen und zu verarbeiten. Ich bin wieder ein wenig traurig über die Tatsache, dass Costa Rica und Panama vorbei sind, aber freue mich auch auf Kuba.

Nachdem der Plan des Tages umgesetzt ist und alle gegessen haben, erklärt uns der Kapitän, dass wir noch nicht los könnten, u.a. da der Wind zu stark sei und nicht klar sei, ob alle Besorgungen in Colón (auf der anderen Seite des Kanals) rechtzeitig erledigt werden können. Wir könnten also bis halb vier nochmal an den Pool und uns entspannen. Da beschwert sich natürlich niemand und wir nutzen die Zeit, um noch ein wenig Wasser und/oder Sonne zu baden. Um halb vier heißt es dann Erleichterung, alles ist erledigt, nur fahren wir nicht heute, da der Wind noch immer sehr stark ist und es zu spät werden würde um noch heute abzulegen. Wir lassen den letzten Abend in diesem Luxushafen also langsam ausklingen, im Pool, beim Internet oder mit richtig gutem Essen in dem Restaurant der Marina (nicht, dass das Roaldessen nicht sehr nah an das herankommt, trotzdem bevorzugten einige die Restaurantküche). Alle nutzten noch einmal in vollen Zügen die Vorzüge dieses Hafens, die wir ab morgen auf See nicht mehr haben werden.

Ich möchte an dieser Stelle nochmal allen Menschen unseres Landaufenthalts danken, für eure Offenheit, Gastfreundschaft, Geduld mit uns und Bereitwilligkeit uns eure, für uns sehr fremde Welt, zu zeigen. Wir hatten alle eine unfassbare Zeit und ich glaube ich spreche für alle wenn ich sage wir wären gerne noch einen oder vielleicht sogar mehrere Monate hier geblieben. Und liebe Eltern, freut euch auf viele Kinder die fast alle nach dem Abi nochmal hier her reisen wollen. Wir sehen uns auf KUUUBBAAA!!
Isa

P.S.:
– Isabelle grüßt ihre Familie, denkt ganz fest an euch und schickt euch in Gedanken ein bisschen Sonne rüber.
– veRena gratuliert Halli ganz herzlich zum Geburtstag. Außerdem grüßt sie den Rest der ihr bekannten Welt und freut sich, dass die Rückkehr an Bord so schön war.
– Viele liebe Grüße an alle „Langener, Niersteiner und Odernheimer“, besonders an Ali, Felix und ii, ich freue mich euch bald wieder zu sehen, Euer Friedel

Poolgespräch

Datum: 30. Januar 2018
Position: 09°28,5’N, 079°52,7’W
Etmal: –
Wetter: Wasser 29°C, Luft 30°C, Windstärke 5
von Greta

Im Moment verbringen wir unsere Zeit am liebsten im hauseigenen Pool der „Shelter Bay Marina“. Doch bevor wir alle zum Pool stürmen können, haben wir natürlich noch einige andere Sachen zu tun. Nach unserem Frühstück heute Morgen an Deck hatten wir bis zum Mittagessen Unterricht und seit der Atlantiküberquerung auch mal wieder Schiffserhalt. Beim Schiffserhalt konnte uns unser neuer Bootsmann Gerd sehr viel interessante Dinge erzählen, da er ein gelernter Maler ist und sich sehr gut auskennt. Nachdem wir alle mit dem Mittagessen fertig waren, durften wir endlich mal wieder Reinschiff machen, das wir auf unserem Landaufenthalt so vermisst haben. Außerdem haben wir noch unsere Kammern weiter eingeräumt, aufgeräumt und seefest gestaut. Nach dieser Arbeit war uns natürlich allen sehr warm, da sich unter Deck die Hitze ziemlich staut. Wir waren froh, als das O.K. gegeben wurde, dass wir zum Pool können. Um zum Pool zu gelangen, müssen wir zum anderen Ende der Marina laufen; vorbei an dem Restaurant und schon sind wir da.

Nachdem ich mich kurz abgeduscht habe, bin ich in das erfrischende Wasser getaucht, habe mich an den Rand des Beckens auf eine Stufe gesetzt und das bunte Treiben beobachtet. Manche haben sich gegenseitig getunkt, es wurden Kämpfe im Wasser ausgetragen, andere haben versucht, einen Handstand zu machen, so lang wie möglich zu tauchen oder einfach nur im Wasser zu entspannen. Nach einiger Zeit kam Christian vorbei, der neue Toppsgast meiner Wache (0-4), der auch zuvor schon den „Erwachsenen-Törn“ auf der Roald gefahren ist, während wir an Land waren. Im Verlauf des Gesprächs mit ihm habe ich mich und dann ihn gefragt, was überhaupt die Unterschiede zwischen Erwachsenen- und Schüler-Törns sind und ob es überhaupt welche gibt.

Was ihm als erstes ganz spontan eingefallen ist, ist der unterschiedliche Musikgeschmack. Während der Backschaft auf dem Panama-Panama-Törn wurde sehr viel Rock gehört, aber auch alte Seemannslieder, wohingegen man bei uns sehr viel neue Pop-Lieder oder hin und wieder auch mal Rap aus der Kombüse hört. Wenn man dann gedanklich schon mal bei der Kombüse ist: Die Erwachsenen haben sehr viel mehr Kaffee getrunken, da wurden mal so eben 8 Kannen zum Frühstück gekocht. Bei uns muss aber allgemein mehr Essen gemacht werden, denn hier auf der Roald haben wir eine Gewichtstabelle, auf der steht, wie viel Nudeln man zum Beispiel für 50 Personen kochen muss. Diese Tabelle ist für Erwachsene ausgelegt und ganz am Anfang unserer HSHS-Reise haben auch wir versucht, mit diesen Mengenangaben zu kochen, aber sehr schnell gemerkt, dass wir davon nicht satt werden. Wir Schüler essen zwischendurch auch sehr viel mehr Müsli oder trinken hin und wieder einen Kakao, was bei den Erwachsenen nicht der Fall ist.

Nur der Nutellaverbrauch ist auf allen Törns immer sehr hoch. Doch auch sonst, außerhalb der Kombüse, gibt es noch andere Dinge, die sich unterscheiden: Die Falten sind zum Beispiel bei den Erwachsenen größer! Nein, ich meine nicht die Falten im Gesicht, sondern die Falten, die man beim Segelpacken machen muss. Das liegt daran, dass die Erwachsenen einfach längere Arme haben. Viele Leute denken vielleicht, dass die Erwachsenen nicht so eine große Begeisterung für schlechtes Wetter oder ähnlich (unangenehme) Dinge zeigen, aber viele Erwachsene sind eigentlich immer noch wie Kinder und stehen mit der gleichen Begeisterung und dem gleichen Leuchten in den Augen an Deck und klettern in die Toppen oder erfreuen sich daran, wenn man vor lauter Regen an Deck duschen könnte. Bei solchen Dingen spielt das Alter keine Rolle und wir legen alle die gleiche Euphorie an den Tag. Viele Erwachsene verwirklichen sich mit so einer Segelreise auch einen Lebenstraum, den sie vielleicht schon Jahre lang mit sich herumtragen, ihn aber aufgrund ihrer Arbeit oder aus anderen Gründen bisher einfach nicht verwirklichen konnten. Ich glaube, dass es im Grunde eigentlich keine wirklich gravierenden Unterschiede gibt, denn wir alle teilen die gleiche Leidenschaft für und den Spaß am Segeln.
Greta