Neue Bekanntschaften und ein herber Verlust

Datum: 25. März 2018
Position: 38°31,8’N, 028°37,5’W
Etmal: 0 NM
Wetter: Wasser 17°C, Luft 18°C, Windstärke 4
von Theo B.

„Es ist sieben Uhr. Zeit zum Aufstehen! In einer halben Stunde gibt es Frühstück. Der Weckruf schallt durchs Schiff. Aufstehen möchte ich zwar nicht, aber in einer Stunde schreibe ich Englisch, da muss ich wohl doch raus aus den Federn! Beim Frühstück gibt es frische Brötchen, aber nicht aus unserem Ofen, sondern aus einer Bäckerei von Land. Dazu Schinken und Käse und das alles mit Sonnenschein auf den Azoren. Uns geht es ganz gut, denke ich. Englisch verläuft prima. Aber es ist schon ein anderer Druck, den man hier spürt, als jener, den man zuhause im Nacken hat. Vielleicht ist das aber auch nur so, weil wir in 27 Tagen wieder da sind, wo wir wieder jeden Tag Schule haben und nicht um vier Uhr nachts bei strömenden Regen in 25 Meter Höhe ein Segel packen müssen. Nach der Englischklassenarbeit haben wir erst einmal frei. Ich nutze die Zeit, um mich frisch zu machen und zu duschen. Es ist doch beträchtlich angenehmer, zu duschen, wenn man sich nicht die ganze Zeit dabei festhalten muss.

Zur Mittagszeit trete ich meine Hafenwache an. Zwei Stunden dazu verpflichtet zu sein, bei Sonnenschein draußen zu sitzen, ist nicht schlecht, wenn es draußen kalt ist, macht es nur bedingt Spaß. Zum Glück haben wir noch 22°C. Um 14:00 Uhr steht dann die Klassenarbeit in Mathe bei Martin an. Nach 50 Minuten müssen wir abgeben und als Martin die Blätter alle hat, sind wir tatsächlich durch mit dem regulären Unterricht. Zumindest auf der Roald. Nach der Arbeit bekommen wir Landgang bis 24:00 Uhr. Ich bleibe erst einmal an Bord und will gerade in meine Koje verschwinden, um vor dem Abend noch einmal zu schlafen, da kommen 6 Schüler von der Thor Heyerdahl, die unsere Roald begutachten möchten. Ich führe sie durchs Schiff und nach der Führung unterhalten wir uns noch an Deck. Als zwei der Gäste zur Hafenwache müssen, wird mir angeboten, mitzukommen und auch das Schiff der KUS-Trainees zu besichtigen.

Man erkennt zwar einiges, wie zum Beispiel die Kombüse wieder, allerdings sind die Schiffe schon recht unterschiedlich. Die Thor zum Beispiel hat drei unterschiedliche Deckshöhen und die Lasten sind gut zugänglich, wohingegen die Roald einen Mittelgang hat und man in die Lasten krabbeln muss. Die Führung endet damit, dass es auf der Thor Captain´s Dinner gibt und wir wieder zurück zur Roald gehen. Am Abend bin ich mit Will unterwegs. Wir sehen uns die Strandpromenade an und setzten uns mit einer Limo auf die Pier. Gegen 22:30 Uhr wollen wir noch einmal unsere Leute treffen und machen uns auf die Suche. Ganz am Ende der Promenade, auf einer Plattform über dem Wasser, treffen wir Bene, Tommel und Freyja. Wir erkenne sie an der lauten deutschen Musik. Wir setzten uns zu ihnen. Ich nehme mein Handy aus meiner Tasche, um auf die Uhr zu schauen, aber halte es nicht genügend fest, da fällt es mir aus der Hand auf das Geländer der Plattform und dann ins Wasser. Ich beschließe sogleich, dass ich es wieder bekommen muss und beginne die Rettungsaktion.

Man kann auf der anderen Straßenseite eine kleine Treppe zum Kanal hinuntergehen, was ich dann auch mache. Unten angekommen, ziehe ich Pulli, T-Shirt und Hose aus und beginne in das zu meinem Glück nicht ganz eiskalte Wasser zu steigen. Von der Plattform aus ruft Will plötzlich, dass mein Handy leuchtet. Und tatsächlich: ich sehe etwa fünf Meter vor mir meinen Handybildschirm unter Wasser flimmern. Ich spüre die Kälte auf einmal nicht mehr und schwimme schnell zu meinem Handy. Als ich es in der Hand halte, bin ich doch sehr froh, dass ich mein Handy zurückhabe und zumindest meine Daten retten kann. Ich laufe zurück durch das Wasser, wobei ich bemerke, dass es in der Mitte des Kanals doch brusttief ist. Auf der anderen Seite angekommen, ziehe ich mich wieder an und mache mich mit Will zusammen auf den Weg zurück zur Roald. So in nassen Klamotten ist es doch recht kalt, aber wir unterhalten uns über den Tag und die Zeit vergeht wie im Flug. Wieder am Schiff angekommen, lege ich mein Handy in eine Schüssel mir Reis, mache mich bettfertig und während ich einschlafe, denke ich darüber nach, ob mein Handy es wohl überleben wird.
Theo B.

Letzter Tag auf Kuba mit einem Experiment

Datum: 18. Februar 2018
Position: 21°45,4’N, 080°21,5’W
Etmal: 38 NM
Wetter: Wasser 27°C, Luft 28°C, Windstärke 3
von Theo B.

5:15 Uhr „Theo, du hast Backschaft.“ „Ich weiß! Den ganzen Tag.“ Also T-Shirt und Hose anziehen. Ich will ja nicht zu spät kommen. Als ich in der Kombüse erscheine, sind Kjell und der andere Theo (M.) schon da. Wir machen Obstsalat und gekochte Eier. Um 5:45 Uhr fragen wir die Ankerwache, ob sie nach Lukas schauen kann, wir haben heute zu viert Backschaft, aber dafür den ganzen Tag. Das ist ein Test, ob es sich lohnen könnte, das Backschaft-System zu verändern, um zum Beispiel so auch die Organisation an Bord insgesamt zu erleichtern. Lukas kommt in die Kombüse, zwar ein bisschen verschlafen, aber das ist nicht schlimm, denn wir haben es trotzdem geschafft, pünktlich aufzubacken. Als wir beim All-Hands erfahren, dass auch die Backschaft ein letztes Mal an Land darf, ist die Freude groß, da wir dachten, wir müssten den ganzen Tag an Bord bleiben. Wir spülen noch ab und übergeben dann an den Stamm. Von 9:00 bis 14:00 Uhr dürfen wir an Land! Nicht schlecht für einen Backschafttag. Pro Nase bekommen wir noch fünf CUC, also die Kubanischen Touristenwährung, für das Mittagessen und fahren dann mit dem Dinghi an Land. Martin gibt meiner Gruppe die Aufgabe, Schwämme für die Roald zu kaufen und wir bekommen dafür 15 CUC. Wir haben also weniger Zeit, aber wir dürfen mit dem Geld in die Stadt fahren.

In der Stadt suchen wir jetzt Schwämme. In Kuba ist das gar nicht so leicht, da hier ja alles rationiert ist. Wir haben schon fünf Schwammbürsten gefunden und gekauft, doch im nächsten Laden möchte uns die freundliche Kassiererin nur einen von zwei Schwämmen verkaufen. In Deutschland undenkbar, nicht das kaufen zu dürfen, was man möchte, aber hier in Kuba ist das wohl normal. Mit fünf Schwammbürsten und nur einem Schwamm machen wir uns auf den Weg zurück zur Marina, in der wir vom Schlauchboot abgeholt werden sollen. Wir machen Rast an einer Tankstelle, an der es sehr leckere Pizzen für nur einen CUC gibt. Gestärkt machen wir uns wieder auf. Als wir um kurz vor 14:00 Uhr am vereinbarten Treffpunkt sind, beschießen wir in einer nahen Bar noch ein Kaltgetränk zu erwerben. Einige von uns haben noch CUC übrig und da man dieses Geld nirgendwo sonst ausgeben kann, muss es noch weg. Mit einer leckeren Limo in der Hand begeben wir uns wieder zur Pier. Es gibt doch tatsächlich Menschen, die hier im Hafenbecken von Cienfuegos schwimmen gehen.

Zurück auf der Roald machen wir dann wieder Backschaft, doch heute geht es irgendwie schneller als sonst. Wir haben die Käse- und Wurstplatten für das Abendbrot fertig und können sogar bei der Riggeinweisung mitmachen. Wir müssen vor jedem Törn einmal unter Aufsicht ins Rigg, damit die Toppsgasten wissen, wie sie mit den einzelnen Schülern umgehen müssen. Bei der Riggeinweisung melde ich mich für die beste Gruppe und bestehe die kleinen Prüfungen von Jürgen alle. Zum Glück haben wir heute noch keinen Seegang, wir sind ja schließlich vor Anker. Bei längeren Landaufenthalten ist es leider häufig so, dass viele von uns Schüler wieder seekrank werden. Das geht aber schnell vorbei. Beim Aufbacken fürs Abendbrot hilft fast jeder und so können wir pünktlich läuten. Mit der Tagesaufgabe in der Kombüse sind wir schon am Vormittag fertig geworden, so müssen wir also nur noch den Abwasch machen. Wir machen noch ein All-Hands und beschließen den Tag. Als ich um 21:00 Uhr in meiner Koje liege und darüber nachdenke, ob eine 24-Stunden-Backschaft gut oder schlecht ist, komme ich zu dem Schluss, dass man sich dann zwar sehr gut organisieren kann, aber es auf See doch recht anstrengend wäre. Ich glaube, wir bleiben lieber beim alten System.
Theo B.

PS.
1. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Große. Ich hab dich lieb und vermisse dich. (Theo B.)
2. Sara, danke, danke, danke für deinen süßen Brief! Und liebe Grüße an meine Mama – die Fotos
sind hammer!! Hdl (Laurine)
3. Ich grüße alle meine Geschwister, ich vermisse euch sehr!!! Und natürlich grüße ich auch meine
Eltern, die ich auch vermisse! (Theo M.)