Alltägliche Umstände an Bord

Datum: 18. März 2018
Position: 35°53,3’N, 041°31,6’W
Etmal: 164 NM
Wetter: Wasser 18°C, Luft 20°C, Windstärke 5
von Vroni

Heute war für mich kein besonderer Tag, zumindest empfinde ich ihn nicht als besonders, weil ich mich schon an den Tagesrhythmus hier gewöhnt habe. Den dauernden Wechsel zwischen Unterricht und Wache und die unterschiedlichen Schlafenszeiten, die dieser Wechsel mit sich bringt. Ich glaube, niemand hier auf dem Schiff kann noch behaupten, dass er einen geregelten Schlafrhythmus hat. Jeder schläft einfach dann, wenn er gerade müde ist und für den Moment keinen festen Termin hat.

So ist das hier mit einigen Sachen auf dem Schiff. Die Prioritäten sind ganz anders gesetzt, als dies zu Hause der Fall ist. Als erstes müssen wir schauen, dass das Schiff gut segelt, das heißt, wir müssen Wache gehen und uns auch sonst um das Schiff kümmern. Das bedeutet, wir müssen dafür sorgen, dass das Schiff mit der Zeit nicht verschleißt. Dazu gehört unter anderem das Segelnähen und alte Tampen (Seile) auswechseln. Wir müssen auch alles gründlich und oft putzen, damit sich keine Keime bilden und wir krank werden. Was auch sehr wichtig ist, ist das Aufräumen. Wenn nicht alles an Ort und Stelle ist, kann das den Schiffsbetrieb behindern, weil wir zum Beispiel nicht das Werkzeug finden, welches wir gerade brauchen. Außerdem können wir es uns nicht leisten, dass alles durch den Seegang, den wir die ganze Zeit haben, durch die Gegend fliegt. Denn wenn dies der Fall wäre, würden wir darüber stolpern.

Bei uns kommt auch noch der Unterricht hinzu, damit wir nach High Seas High School in der Schule anschließen können und für die Oberstufe vorbereitet sind. Dieser findet unter etwas ungewöhnlichen Bedingungen statt. Zum Beispiel müssen die Lehrer alles zwei Mal erzählen, weil wir nie alle zusammen Unterricht haben können. Da kommt man auch mal durcheinander. Das kann man ihnen nicht übelnehmen. Während wir dann in der Messe sitzen, die wir gerade eben erst geputzt haben, werden wir damit konfrontiert, dass alles, was man ungesichert auf den Tisch legt, sofort oder spätestens bei der nächsten Welle, von denen es zurzeit sehr viele gibt, vom Tisch rutscht und Reaktionsfähigkeit gefragt ist, um es aufzufangen. Der Seegang ist hier nun ein ständiger Begleiter, der einem alles schwieriger macht, als an Land. Das ist auch der Grund, warum man mehr Schlaf braucht als gewöhnlich.

Zwischen diesen ganzen Terminen, zu denen auch noch die Essenszeiten und alle vier bis sechs Tage die Backschaft kommen, ist es manchmal schwierig, etwas Freizeit für sich zu finden. Jedoch haben wir inzwischen alle gelernt, mit dem Bordalltag zurechtzukommen und auch ein bisschen Zeit für uns und unsere Freunde zu finden. Das wird auch, glaube ich, am Anfang, wenn ich wieder zu Hause bin, irritierend sein, wenn ich dann so viel Freizeit haben werde. Aber jetzt genieße ich noch die Zeit, die ich hier mit all den tollen Menschen habe!
Vroni

P.S.:
1. Meine liebste Ati, heute habe ich dich sehr vermisst! Ein „Ati-Katha-Aufbaugespräch“ bei Chips, Bier und Cola, dann „You learn“ & „Forgiven“ ganz, ganz laut „tanzen“ und „mitschreien“, danach eine feste Umarmung und sich gegenseitig in den Schlaf philosophieren wäre genau das, wonach mir jetzt der Sinn stünde! 😉 So langsam wird es tumultig in der Seele – zwischen Abschieds- und Ankunftsreflexionen… Ich freu mich wahnsinnig auf dich und „deinen Balkon“ in Berlin! Knutscha, deine Katha.
2. Vera wünscht Angie alles Gute zum Geburtstag

Gedicht über einen Tag in Havanna

Datum: 12. Februar 2018
Position: Havanna, Kuba
Etmal: —
Wetter: k. A.
von Vroni

Heute haben wir gelernt ganz viel –
nicht über die Segel und den Kiel.
beim Institut ICAP für Völkerverständigung waren wir,
uns wurde gesagt, wie es so ist hier.
Wie ihr Leben hier so ist als Kommunisten
im Vergleich zu unserem in Deutschland als Kapitalisten.
Auch wurde uns erklärt,
wie man hier in Kuba fährt.
Alte amerikanische Autos gibt es hier viele,
mit neuen Motoren und Getrieben.
Der Lohn ist hier sehr klein,
doch sie müssen keine Miete zahlen, das ist fein.
Auch Studenten haben wir getroffen,
diese waren sehr nett und offen.
Fragen wurden viele gestellt
und danach im Restaurant das Essen bestellt.
Für die Vegetarier gab es mal wieder Gemüse und Reis,
doch wir hatten alle eine sehr leckere Speis.
Während wir beim Institut waren,
sind ein paar von uns zum Krankenhaus gefahren.
Nun geht es bald allen wieder gut,
das macht großen Mut.
Am Nachmittag konnten wir das Haus, in dem die Präsidenten regierten, sehen
und sogar im großen Saal und auf dem Balkon stehen.
Havanna ist eine sehr schöne Stadt,
die sehr viele tolle Plätze hat.
Für den Abend zogen wir uns schick an,
das taten alle, Frau wie Mann.
Das war ein sehr schöner Abschluss,
bei manchen Pärchen vielleicht auch mit Kuss.
Das war ein sehr schöner Tag,
den ich auch im Nachhinein noch sehr gerne mag.

Vroni