Land in Sicht

Datum: 14. Dezember 2015
Position: 15°17,5’N, 061°23,0’W
Etmal: 80 NM
Wetter: Wasser 27°C, Luft 32°C, Wind 1 Bft.
von Saskia

Der Atlantik: ewiges Blau soweit das Auge reicht. Aber halt, doch tatsächlich, gestern Nacht haben die ersten Schüler Lichtschimmer am Horizont wahrgenommen, welche sich bei Sonnenaufgang als die wunderschöne Karibikinsel Dominica herausstellten. Das war“s nun also, wir hatten es tatsächlich geschafft: Wir hatten den Atlantik überquert. 24 Tage auf See und 2.900 Seemeilen später… Was es für ein Gefühl ist, das erste Mal nach gut drei Wochen wieder Land zu sehen? Tja, als wir alle in der Biskaya seekrank über der Reling hingen, dachten wir es wäre ein Gefühl von Erleichterung, aber das war es nicht, es war ein Gefühl das so einzigartig war, dass man es kaum in Worten beschreiben kann. Freude, Begeisterung, Sehnsucht und ja, ich glaube tatsächlich ein wenig Trauer darüber, dass die Zeit des Atlantiks nun vorbei ist.

Nachdem wir also alle die Insel aus der Ferne begutachtet hatten und der Ausguck eine vorbeischwimmende Kokosnuss meldete, mussten wir erst einmal durch ständiges Brassen und Schiften der Vorsegel unseren Ankerplatz erreichen. Als wir das geschafft hatten, wurden wir von einem Einheimischen der Insel in einem kleinen Bötchen begrüßt. Dann hieß es für alle: Ab ins Rigg, denn auch wenn wir nur unter Anker liegen, mussten alle Segel landfein gepackt werden. Aber wir hatten alle eine hohe Motivation, da wir danach baden gehen durften. Also sprangen wir alle vom Schanzkleid oder aus dem Klüvernetz in das türkisblaue Wasser, vor unseren Augen die dicht bewachsende Dschungellandschaft, die sich schließlich an der Küste mit Palmen und vereinzelten Bungalows verläuft.

Tja, nun sitzen wir hier in der Karibik und genießen die letzten Sonnenstrahlen an Deck, während unsere Freunde und Familien weit weg im kalten Deutschland sind. Ich glaube, heute war ein Tag, an dem uns allen bewusst geworden ist, was für eine besondere Reise hinter uns liegt, aber auch noch bevorsteht. Während des Atlantiks haben wir nämlich nicht nur viel über die Roald gelernt, sondern auch über uns selber und über alle anderen hier an Bord. Wir sind noch enger als Crew zusammengewachsen und entfernen uns immer weiter aus unserem Alltagstrott. Nun muss ich diesen Tagesbericht aber auch beenden, da wir heute Abend alle noch die Chance bekommen, über den Dingi-Shuttle die Insel zu besichtigen. Liebe Grüße
Saskia