Grenzüberschreitung

Datum: 23. März 2016
Position: 32°22,7’N, 064°40,8’W
Etmal: 0 nm
Wetter: Wasser 20°C, Luft 22°C, Wind 3 Bft.
von Jorge

Portugal schleicht sich im Stockdunklen über die Grenze der Niederlande, noch unentdeckt kommen sie dem Hauptquartier immer näher. Man hört die Gefangenen nach Befreiung rufen und dann geht alles ganz schnell: Los geht es zum Gefängnis, die etwas entfernt stehenden Wächter sehen die Angreifer, doch sind zu langsam, um sie aufhalten zu können. Der Handschlag erfolgt, alles läuft durcheinander – wo stand jetzt noch mal unsere Flagge? -, es geht bergauf, einige werden eingeholt, die meisten schaffen es jedoch, die Mission ist gelungen. Das Ganze geht etwa eine Stunde so weiter, Flaggen werden geklaut und zurück geklaut, Spieler ebenso. Letztendlich ist das Geländespiel zu Ende, wer hat jetzt eigentlich gewonnen? Ich weiß es immer noch nicht genau, die meisten anderen auch nicht aber egal, es hat allen Spaß gemacht. Nach einem Tag voller Schiffserhalt, Proviantierung, Törnplanung mit Johannes, seefest zurren, aufräumen, um sowohl uns als auch das Schiff auf die nächste Atlantiküberquerung vorzubereiten, tut es gut, sich am Abend noch einmal bis zum Gehtnichtmehr auszupowern; in den nächsten zwei Wochen wird das in dieser Form nicht so schnell wieder möglich sein.

Die letzten Stunden unseres Landgangs nutzten wir, um noch mal bei unserer Lieblingseisdiele, bei der wir inzwischen schon alle Verkäufer kennen, vorbeizuschauen und noch mal durch die kleinen Gassen zu schlendern. Auch wenn sich nun wirklich alle auf die See freuen, ist es fast ein bisschen schade, dass wir die Bermudas verlassen, denn gerade St. George ist ein nettes kleines Städtchen, in dem wir in den vergangenen Tagen wirklich viel erlebt haben. Heute Nacht wird voraussichtlich unser neuer Kapitän ankommen, sodass wir morgen lossegeln könnten, vorausgesetzt wir haben ordentlichen Wind. Leider stecken wir aber gerade in einem fetten Hochdruckgebiet, das uns zwar wunderschönes Wetter, aber auch fast absolute Flaute beschert. Deshalb sieht es so aus, als ob es zumindest am Anfang bei Maschinenfahrt bleiben wird. Jetzt gehe ich schnell ins Bett, zwar habe ich heute Nacht wachfrei, doch morgen früh geht es noch vor dem Frühstück zu „Markus Run & Dip – Bauch, Beine, Po, Baden“, und ich möchte nicht verschlafen. Gute Nacht!
Jorge

Kuba

Datum: 18. Februar 2016
Position: La Habana, Kuba
Wetter: warm, leicht bewölkt
von Jorge

Heute Morgen ging es nach einem Tag vor Anker im Hafenbecken Habanas endlich los an Land. In zwei großen Bootsfuhren gingen wir (nach mittelamerikanischer Pünktlichkeit direkt nach dem Frühstück, Reinschiff und Stammcrew-Verabschiedung) zusammen mit all unserem Gepäck von Bord. Nach Sicherheitscheck mit Taschendurchleuchtung durften wir endlich das eigentliche Kuba betreten. Kuba ist nach Costa Rica wohl die zweite große uns noch fremde Kultur, die alle in ihren Motivationsschreiben erwähnt hatten. Erster Unterschied zu Deutschland und allen anderen bisherigen Ländern: die Autos. Man fühlt sich in etwa so, als sei man in einer Oldtimerparade gelandet, mit der Ausnahme, dass der Schwall an alten Autos nicht mehr aufhört. In den ersten Stunden konnten wir aber leider erstmal nicht mehr von der Innenstadt sehen, da wir dafür sorgen mussten, dass sämtliches Gepäck und Leute in unserem Hotel ankommen konnten. Nach zwei Mal hin- und herfahren, Kettenbilden, Aus- und Einladen stand um 14:00 Uhr schließlich alles in Markus‘ Zimmer und wir hungrig davor. Weiter ging es mit Busfahren zu einem Restaurante, das laut Olli schon ein Stück weit High-Seas Tradition war. Wegen verpasster Reservierungszeit dauerte es auch hier nochmal eine gute halbe Stunde, doch das Warten lohnte sich.

Nach dem Essen und einem Eis zum Nachtisch drehten wir eine Runde durch Habana, in der uns unser Guide Alberto, der zum Glück gut Deutsch spricht und uns auch in den nächsten Tagen weiter begleiten wird, vieles über die vielen ehrwürdigen Bauwerke erzählte, von den viele etwas mit der kubanischen Revolution zu tun hatten oder auch einfach nur so schön sind. Auf den ersten Blick lässt sich sagen, dass Habana trotzdem schön viele freie und unbebaute Plätze und Grünflächen hat, auf denen viele Statuen stehen. Aber nähere Details dazu werden bestimmt noch in den nächsten Tagen folgen. Unterwegs trafen wir spontan auch einige alte Bekannte aus Teneriffa wieder, denn auch KuS fand das Land schön genug, um ihm einen Besuch abzustatten. Wie klein die Welt doch ist.

Wieder im Hotel konnten wir endlich unsere Zimmer beziehen, uns ausruhen und versuchen das System unseres Zuhauses für die nächsten paar Tage zu verstehen, denn mit den vielen Blöcken, Stockwerken und Treppenhäusern, die alle durch einen Innenhof verbunden sind, wirkt es fast so als seien wir in einer umgebauten Schule gelandet. Den Tag rundete dann ein Abendbrot ab, bei dem man mal nicht darum bangen musste, später nichts mehr abzubekommen, anstehen mussten wir aber trotzdem. Aus meinem Fenster kann ich nun den nett beleuchteten Innenhof sehen, der sich nun langsam leert, und auch ich werde nun in meine Koje, nein in mein Bett gehen, um fit für den morgigen Tag zu sein.
Jorge

Grüße: Anton Müller grüßt seine Eltern recht herzlich und teilt hiermit mit, dass sein Handy leider kaputt ist und nicht mehr zur Kontaktaufnahme geeignet ist.