Route & Landprojekte

Das „Segelnde Klassenzimmer“ 2015/2016

Kiel → Ostende → Vigo
Am 7. Oktober 2015 kommen die Jugendlichen nach Kiel und arbeiten in den Tagen vor der Abfahrt in der Werftzeit auf der Roald Amundsen mit bzw. lernen Grundfertigkeiten für die Bootsmannsarbeit. Das Ablegen wird am 11.10. nachmittags um 15 Uhr vom Tiessenkai in Kiel/Holtenau stattfinden. Auf dem Abschnitt über Ostende nach Vigo ist nach dem Nord-Ostsee-Kanal die Nordsee und die Biskaya zu bewältigen, zwei Meeresbereiche, die im Herbst mit starkem Seegang und kräftigen Winden aufwarten können. Daher stehen das Eingewöhnen in die Schiffsroutine und Segelübungen im Vordergrund und es wird noch kein Schulunterricht stattfinden. Bei den kurzen Landaufenthalten in Ostende und Vigo sowie eventuellen weiteren Zwischenstops können die SchülerInnen in Gruppen die Orte erkunden und ein sogenanntes „Projektteam Land“, bestehend aus zwei oder mehr SchülerInnen wird besondere Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten für die MitschülerInnen heraussuchen und Gruppenaktivitäten organisieren.

Vigo → Teneriffa
Auf dieser Etappe findet der erste Schulunterricht statt. Grundlagen für die Kommunikation auf Spanisch werden gelegt und der Einstieg in die Meeresbiologie steht an, da erfahrungsgemäß zu dieser Zeit schon die ersten Delfine spielerisch nah ans Schiff heran kommen. Einige Inselgruppen laden zum Besuch auf dem Weg ein, was je nach Wind- und Wetter zu weiteren kulturell und biologisch spannenden Zwischenstops genutzt werden kann.

Landaufenthalt Teneriffa
Der erste festeingeplante längere Landaufenthalt wird auf Teneriffa für die Vorbereitung zur Atlantiküberquerung genutzt werden. Bei Schiffsarbeiten, Auftanken und Verproviantierung wird an alles gedacht, was man die kommenden 3-4 Wochen auf See brauchen wird. Auch von der Möglichkeit zu einer längeren Wanderung wird noch einmal Gebrauch gemacht, wenn wir auf den mit 3.718m höchsten Berg Spaniens steigen, den Teide. Am Abend des 18.11. werden wir auf der Berghütte Refugio Altavista erwartet. Von dort aus können wir früh am nächsten Morgen den Aufstieg auf den Gipfel starten, so dass wir hoffentlich oben mit einem herrlichen Sonnenaufgang und einem Blick über die Kanarischen Inseln belohnt werden.

Teneriffa → Martinique
Auf den 3-4 Wochen der Atlantiküberquerung wird ein großer Teil, des auf die Reiseziele bezogenen Unterrichts stattfinden. Plattentektonik, Windsysteme und die Physik des Segelns lassen sich dort hautnah erleben und vertiefen. Gleichmäßige Passatwinde, ein sich einstellender Rhythmus und die deutlich wärmeren Aussentemperaturen lassen das Leben und Lernen an Bord in diesem Abschnitt sehr angenehm werden.

Martinique → Costa Rica
Auf dieser Etappe steht der karibische Raum unterrichtlich und von den Aktivitäten her im Mittelpunkt. Es gibt zahlreiche kleine Inseln entlang des Weges, von denen aus man hervorragend schnorcheln kann.

Landaufenthalt Costa Rica
In Costa Rica findet mit einem Monat Aufenthaltsdauer der längste Landaufenthalt der Reise statt, der gleichzeitig das Kernstück der High Seas High School ist. Das Schiff wird für vier Wochen komplett geräumt und alle Sachen in Puerto Limon an Land gebracht. Ein Teil des Gepäcks wird dort verstaut, der Rest in den großen Trekking-Rucksack so verpackt, dass man damit per Bus oder zu Fuß durchs Land reisen kann.

Der erste Teil des Landaufenthaltes bringt uns zur Finca Sonador oder genauer gesagt zum Projekt Longo Mai. Hier leben einige Familien aus El Salvador, Nicaragua, Costa Rica und anderen Ländern in einer Dorfstruktur entlang eines steinigen Weges zusammen, die hauptsächlich durch Anbau von Bohnen und Kaffee sowie der Arbeit in den Zuckerrohr- und Ananasplantagen ihren Lebensunterhalt verdienen bzw. ihre eigenen Lebensmittel herstellen. Die meisten dieser Familien sind aus ihren von Bürgerkriegen heimgesuchten Heimatländern hergezogen, um sich eine neuen Existenz aufzubauen. Das Leben hier ist von Arbeit und einem engen Sozialgeflecht geprägt, bei dem die SchülerInnen direkt mitwirken. Wir helfen bei der Ernte, lernen die Herstellung von Schokoladenmasse und Kunsthandwerk kennen und freunden uns bei Tanzkurse und Feiern mit den BewohnerInnen aller Altersgruppen an. Um die Kommunikation zu fördern, finden jeden Vormittag Spanisch-Kurse in Kleingruppen statt, die von LehrerInnen aus Longo Mai angeleitet werden. Weitere Informationen zu Longo Mai lassen sich unter www.sonador.info nachlesen.

Als nächstes besuchen wir die Tropenstation La Gamba (www.lagamba.at) am Golfo Dulce und dem nahgelegenen Nationalpark Piedras Blancas. Hier arbeiten Costa Ricaner mit einem Team von Wissenschaftlern aus der Universität Wien zusammen, um das Ökosystem des tropischen Regenwaldes zu erforschen. Mit den Experten vor Ort zusammen machen wir Tag- und Nacht-Exkursionen und die SchülerInnen können eigene kurze Forschungsprojekte ins Leben rufen.

In der letzten Woche in Costa Rica finden die sogenannten Expis statt. Das sind Kleingruppenexpditionen, die die Schüler in Eigenregie organisieren. Gruppen von 6 SchülerInnen werden jeweils von einer Lehrkraft als Aufsichtsperson begleitet und haben während einer Woche die Möglichkeit, einen Aspekt des Landes vertieft kennenzulernen. Dazu steht ihnen ein begrenztes Budget zur Verfügung, das geschickt für Unterkunft, Verpflegung, Transport und evtl. Programmpunkte eingesetzt werden will. In Fotos, Interviews und einem Expi-Bericht dokumentieren die Gruppen ihre Erlebnisse und stellen diese nach dem Zusammenkommen mit den anderen in der Hauptstadt San Jose vor. In San Jose klingt der Landaufenthalt aus, bevor es Anfang Februar wieder zurück auf die Roald Amundsen geht.

Landaufenthalt Kuba
Der zweiwöchige Landaufenthalt in Kuba hat seinen Schwerpunkt in der Geschichte, Politik und Gesellschaft des kommunistisch geprägten Inselstaates. Wir haben dort einen Reisebus mit Reiseleitung zur Verfügung, mit dem wir historische Stätten wie die Häuser Che Guevaras und Hemingways aufsuchen werden. Die meiste Zeit werden wir uns in der Hauptstadt Havanna und in der Gegend von Pinar del Rio aufhalten. Dort haben wir mit dem IPVCE Federico Engels eine Partnerschule, in der wir kubanische SchülerInnen und ihren (Schul-) Alltag kennen lernen. In Havanna werden wir in der Cátedra Humbolt Kontakt zu kubanischen StudentInnen, die Deutsch lernen, aufnehmen und können so faszinierende Einblicke in das derzeitige kubanische Leben gewinnen.

Kuba → Bermuda → Azoren
Diese Etappe über den nördlicheren Atlantik ist seglerisch sehr spannend und die SchülerInnen können zeigen, wie gut sie das Schiff mittlerweile beherrschen. Der Unterricht konzentriert sich verstärkt auf die Inhalte, die für den Einstieg in die Oberstufe wichtig sind. Es gibt mehr Wahlkurse und individuelle Lerneinheiten.

Azoren → Ostende → Kiel
Auf der letzten Etappe wird nochmal das Segeln im Mittelpunkt stehen. Viele Bereiche der Seemannschaft können sie vermutlich durch die halbjährige Erfahrung eigenständig durchführen und die Stammcrew steht beobachtend dabei. Daher wird wieder in großen Wachen gefahren und der Schulunterricht ist beschränkt auf Spezialkurse, die die SchülerInnen mit ihren LehrerInnen absprechen. Die Zeugnisse werden während dieser Etappe geschrieben, damit es möglich bald nach der Rückkehr überreicht werden kann. Am 8. Mai 2016 kommen wir wieder in Kiel an und die Reise endet offiziell mit dem Verlassen des Schiffes dort. Für die SchülerInnen geht damit einer neuer, spannender und erfahrungsgemäß nicht ganz einfacher Abschnitt los, den wir gerne weiter mit begleiten und die Nachbereitung unterstützen werden.
Jörn Gollisch, HSHS 2015