Eine Sinfonie in 3 Sätzen

Datum: 9. Februar 2016
Position: 16°59,9’N, 084°14,1’W
Etmal: 97 nm
Wetter: Wasser 26°C, Luft 27°C, Wind 5 Bft.
von Niels (RA-Deckshand)

Gestern kündeten es die aufziehenden Wolken bereits an, als sie den Himmel über uns verdunkelten: In der Nacht frischt der Wind auf und erhebt seine Stimme. Es rauscht und pfeift in der Takelage, die Segel knattern. Wellen donnern gegen den Schiffsbauch, gurgeln eine süße Melodie, ergießen sich mit tausend feinen Spritzern auf das Holzdeck. Wer seine Koje auf der falschen Schiffsseite hatte fand zwar wenig Schlaf, durfte aber dafür den fremdartigen Klängen lauschen. Die Wachhabenden auf der Brücke harrten leise im Dunklen auf ihren Einsatz.

Der Sonnenaufgang leitet den zweiten Satz ein. Kommandos zum Segelsetzen erschallen, begleitet vom Quietschen der Umlenkrollen. Dann ertönt die erste und zweite Hämmerin – in ihrem ganz eigenen Rhythmus wird der Rost von der Bordwand geklopft. Mit dem Sonnenuntergang beginnt der dritte Satz. Es wird wieder ruhiger und sanfter. Die Roald bewegt sich anmutig wie ein Dirigent, erhebt sich über den Wellenkamm, beugt sich nieder, wedelt nach rechts und schaut nach links, bevor sie sich zum nächsten Takt wieder aufbäumt. Wir, Meister des Puppenspiels, leiten das ganze Orchester, zupfen mühelos an den 200 Seilenden, wiegen uns berauscht mit dem Takt. Die Sterne sind unsere Zeugen. Oder sind wir doch nur ein Spielball der Naturgewalten? Niels, der jetzt wieder an Deck geht um die Schlusstakte zu genießen. Liebe Grüße an meine Mama Helga, der diese wunderbare Darbietung gerade entgeht, sowie an meine ehemaligen Mitsegler und Freunde daheim!
Niels

P.S.: Liebe Janii, ich wünsche dir alles alles Gute nachträglich zu deinem Geburtstag. Ich hoffe, du hast den Tag genossen und hast schön gefeiert. Ich hab dich unglaublich lieb und vermiss dich ganz doll. Ganz liebe Grüße und bis bald, Lisa <333
„Könnte fast von mir sein…“ – Seelöwe, 17, berühmter Bordwandtrommler