Wind und Wellen

Datum: 27. Dezember 2015
Position: 11°59,8’N, 073°59,6’W
Etmal: 186 nm
Wetter: Wasser 26,5°C, Luft 28°C, Wind 7 Bft.
von Jorge

Mein Tag begann mit 4 Stunden Nachtwache ab 0:00 Uhr, in der wir von unserer Steuerfrau Bärbel viel über das Steuerfrausein auf Kreuzfahrtschiffen und Piratenangriffen auf Frachter erzählt bekamen. Nach einer schnellen Nudelbrühe legte ich mich schlafen und konnte bis viertel nach elf ausschlafen. Weiter ging es nach dem Mittagessen und einer kleinen Runde Schach damit, Toppsgast für unsere Wache zu sein. Als „Toppsi“ sorgt man dafür, dass Rudergänger und Ausguck von den richtigen Leuten pünktlich abgelöst werden und kommandiert und leitet das Segelsetzen, -trimmen und -bergen. Da in der letzten Woche wegen des starken Windes Segel gerissen waren, war die Unterrichtsgruppe über Mittag beim Schiffserhalt damit beschäftigt, Segel von den Rahen abzuschlagen, herunterzulassen, teilweise am anderen Mast wieder anzuschlagen und die kaputten zum Flicken vorzubereiten. Wir als stehende Wache unterstützten sie dabei vom Deck aus.

Als der Nachtmittagsunterricht begann, der seit Weihnachten auf Bierbänken und -tischen an Deck stattfindet, wurden die Wellen immer stärker, sodass die Steuerbordgruppe ab und zu um ihre trockene Kleidung bangen musste, letztendlich blieb es bei ihnen aber nur bei nassen Füßen. Doch das ging nicht allen so. Nachdem der Unterricht an Deck schon vorüber war, half ich gerade das letzte Segel für den Tag an Deck zu bringen und Markus kletterte nach zwei Stunden Riggarbeit die Wanten herunter, als eine riesige Welle über das Schanzkleid spülte und Markus, der eigentlich gerade an Deck kommen wollte, komplett und mich zu Hälfte verschlang. Pitschnass bauten wir noch schnell die Tische und Bänke ab und verstauten sie seefest, um sie vor weiteren Wellen in der Nacht zu schützen. Nach einem ausgiebigen Abendessen gehe ich heute früh in die Koje, um etwas Schlaf nachzuholen und mir noch ein wenig Stoff für die anstehende Klausurenphase anzuschauen.
Jorge