Roald ist wieder da

Datum: 28. November 2017
Position: 18°33,1’N, 025°45,1’W
Etmal: 128 NM
Wetter: Wasser 25°C, Luft 26°C, Wind 4 Bft.
von Isa

[Anmerkung der Regie: Der heutige Tagesbericht ist aus der Sicht des wiedererwachten Roald Amundsen geschrieben. Die Leser, die den Roman „Er ist wieder da“ kennen, kommt dieses Schema wahrscheinlich bekannt vor. Die Gründe und Umstände dieses Geschehens sind unerklärlich. Die Sprache ist etwas an die heutige Zeit angepasst.]

***POUF*** (begleitet durch eine Staubwolke)
Es schwankt nach links, nach rechts, nach links. Ich höre ein bekanntes Geräusch, das Geräusch von Wasser, das an eine Bordwand plätschert. Ich muss mich auf einem Schiff befinden. Das Nächste, was mir auffällt: Mir ist warm, viel zu warm. Langsam öffne ich die Augen. Ich liege in einer Koje, über mir noch ein Bett. Ich stehe auf und lege als erstes meine dicke Robbenfelljacke ab. In der Kammer, in der ich mich befinde, finde ich einen Schrank. Da ich eindeutig zu warm bekleidet bin, schaue ich mich ein wenig um. In einem Schrank sehe ich kurze Klamotten, komische bunte Klamotten. Ich sehe ganz kurze Hosen, am Bund die dicke Inschrift „Calvin Klein“. Rechts auf dem Schreibtisch sehe ich ein graues, metallisches „Buch“, mit einem angebissenen Apfel drauf. All dies ist sehr mysteriös. Was mir als nächstes ins Auge sticht sind die Ordner, bei genauerem Hinsehen sehe ich meinen Namen auf ihnen. Mir fällt auf, dass mein Name wie ein Abzeichen geschrieben ist, wie auch auf ein paar Kleidern in dem Schrank. Ich bediene mich also und trage nun eine braune kurze Hose und ein kurzes Hemd oder Unterhemd – ich bin mir nicht sicher, was genau das ist. Ich gehe aus der Kammer raus.

An der Tür steht „Kapitänskammer“, ich bin hier also richtig. Mir kommt aus der Kammer gegenüber ein unangenehmer muffiger Geruch entgegen. Aus der gleichen Tür kommen plötzlich zwei junge Burschen. „Ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen, das ist so warm in der Koje! Ich freue mich schon, wenn ich nicht mehr im „Pumakäfig“ schlafen muss“, höre ich den einen sagen. Mit „Pumakäfig“ meint er wohl die Kammer, aus der er kommt. Da die zwei mich in keiner Weise beachten, sehen sie mich höchstwahrscheinlich nicht. Ich schaue mich in ihrer Kammer um, dort sind 6 Kojen. Die Sprache dieser Jungen und ihre Kleidung kommen mir ganz merkwürdig, so anders vor. Die zwei laufen weiter links den Flur runter. Ich beschließe ihnen zu folgen. In der rechten Ecke sehe ich zwei komische Kästen, die übereinander stehen. In dem unteren ist ein rundes Fenster. Davor steht eine kleine, braunhaarige Frau, die in den oberen Kasten nasse Klamotten reinschiebt. Ich sehe lauter kleine Notizen die überall hängen: „Keine Putztücher in die saubere Wäsche!“ Wäsche? Sind das Kästen, die Wäsche von Zauberhand waschen? Ich gehe weiter durch einen etwa sieben Meter langen Flur. Rechts hängen viele Jacken, die bunt leuchten und aus einem komischen Material sind. Die Fragen in meinem Kopf vermehren sich. Ich ende in einem größeren Raum. Auf Tischen und Bänken ist ein Frühstück eingedeckt. Ein zu üppiges Frühstück für die Seefahrt. Auf den Bänken sitzen viele junge Burschen und Mädels. Die Kinder sehen alle sehr müde aus. Ein paar Erwachsene sind auch da. Sie tragen teilweise auch das Abzeichen „BRIGG ROALD AMUNDSEN“.

In diesem Raum, der wahrscheinlich die Messe ist, hängen Bilder von mir. Bilder meiner Expeditionen, meiner Schiffe und selbst eine kleine Statue von mir. Eine Idee, die in mir aufkeimt: Vielleicht wurde das Schiff, auf dem ich mich befinde, nach mir benannt. Ich gehe einen Niedergang hoch. Was mir noch auffällt: Überall sind Gerätschaften, die ich nicht kenne und die mir sehr seltsam vorkommen. Oben angelangt kommt mir Musik, schrille Musik entgegen. Ich rieche frisch gebackene Brötchen und sehe eine Tür, hinter der sich ein Raum befindet, die Armaturen sind alle aus Stahl. Ich sehe wieder Jugendliche, die dort tanzend Brot und Käse zurechtschneiden. Das muss die Kombüse sein, aber wenn sie so ein Frühstück gezaubert kriegen, müssen sie irgendwelche neuen Methoden entwickelt haben. Gegenüber ist noch ein Raum, ich betrete ihn und sehe Karten. Endlich etwas Bekanntes! Davor und daneben mal wieder Gerätschaften, die bei mir nur Fragen aufwerfen. Ich inspiziere die Karten, ich befinde mich also auf einem Schiff, welches nach mir benannt ist, welches sich auf dem Atlantik befindet. Ziel ist Martinique. Ein paar Fragen geklärt.

Dann sehe ich ein Datum: 28. November ZWEITAUSENDSIEBZEHN! Ich fasse es nicht. Ich bin in einem anderen Jahrhundert aufgewacht. Ich erinnere mich nun, dass ich auf einer Expedition gestorben bin, 1928. Es freut mich, dass meine Arbeit durch ein ganzes Schiff gewürdigt wurde. Was allerdings machen Frauen und Kinder an Bord und warum fahren wir in die warme Karibik…? Ich gehe in den Raum links daneben. Eine Treppe führt runter, ich schätze hier ist der Maschinenraum. Hier ist aber kein Rauch oder Brandgeruch. All diese Maschinen funktionieren wie von Zauberhand. Die Menschheit muss große Sprünge gemacht haben. Ich finde den Weg an Deck. Ich sehe dort zwei große Toppen mit jeweils fünf Rahen und fast allen Segeln gesetzt. Ein Briggsegel und Vorsegel, die nicht gesetzt sind. Auf der Brücke steht ein Bursche am Ruder und ein Mann sitzt daneben auf der Brücke. Sie unterhalten sich über eine gerissene Angelleine. Ein paar Kinder sind an den Nagelbänken mit Streichen zu Gange und unterhalten sich lautstark mit einem Mädel, welches anscheinend Pause hat. „Ey! Hast du schon gehört wer gestern Abend noch bis halb elf in der Messe geredet hat?“ fragt das Mädchen grinsend. „Ach, Quatsch! Die zwei verstehen sich nur gut“, verkündet einer der Jungen. Ich schaue mich weiter um und stoße immer wieder auf Unklarheiten.

Nach und nach kommen immer mehr von den Jugendlichen und Erwachsenen an Deck. Ich zähle ungefähr 30 – sehr viel mehr als wir damals an Bord hatten. Auf einer Uhr in der Messe sehe ich, dass es 8:00 Uhr ist. Etwa eine Stunde später setzen sich etwa 15 Kinder mit Schreibutensilien an Deck und die Frau, die vorher an den komischen Kästen stand, erklärt ihnen auf einer Tafel das planetarische Windsystem. Das ist wohl Erdkundeunterricht. Der Tag nimmt seinen Lauf, ich erkenne einige Elemente, die so sind wie bei uns damals der Tagesrhythmus: Das Seglerische – aber alles viel lockerer, nicht so streng und es kommt mir mehr wie Urlaubsschifffahrt und nicht wie Berufsschifffahrt vor. Das Material ist auch besser und es erleichtert vieles. Ich beschließe den Aufgaben der Kinder an Bord auf den Grund zu gehen. Mittlerweile hat die Gruppe Deutschunterricht in der Messe. Ich finde auf einem Tisch eine Broschüre: High Seas High School, ein segelndes Klassenzimmer. Ich verstehe nun, die Kinder haben hier Schule und segeln um die Welt. Aber warum dieser ganze Aufwand für die Bildung Jugendlicher? Ich beobachte weiter den Alltag hier an Bord. Die einen fahren das Schiff, die anderen haben Unterricht. Nachmittags sind dann alle an Deck und schleifen die Nagelbänke, nicht per Hand, sondern mit Maschinen. Sie streichen auch das Achterdeck. Manche sonnen sich, manche lesen. So langsam geht die Sonne unter. Den ganzen Tag versuche ich hinter die Mysterien der neuen Welt zu steigen, aber das gelingt mir nur partiell. Ich finde es unheimlich schade, dass ich mit diesen Menschen nicht reden kann. Aber damit muss ich mich wohl abfinden.

Dann setzt die Wache das Großstengestag. Auf dem Großstengestag wird dann mit einem kleinen Gerät mit Ton UND Farbe ein Film projiziert. Davor kuscheln sich alle Kinder mit Decken und Essen auf das Deck und warten ganz gespannt. Die Stimmung ist unheimlich gut. Ich setzte mich an den Rand und meine Augen fallen zu. Ich finde dieses Schiff und diese Kinder tragen meinen Namen in Ehre!
***POUF*** (begleitet durch eine Staubwolke)
„OH, eine Sternschnuppe, seht nur!“ – ruft eine Schülerin in die Runde.

P.S.:
1. Peter und Ariane grüßen Barbara, Ursula, Jürgen und Familie Remke.
2. Freyja grüßt ihre Schwester! Hdl
3. Lilly grüßt den Lange Clan und viel Spaß bei eurem Adventstreffen, oder war das etwa schon?
4. Carlotta grüßt ihre Tante Krisztina und wünscht Nora alles Gute zu ihrem ersten Geburtstag!
5. Isa vermisst das jährliche Geschenkebasteln, das Adventsshopping mit Papa und grüßt natürlich
die ganze Familie!