Es geht ruhig los

Datum: 14. Oktober 2017
Position: 54° 22,1’N, 010° 08,3’E
Etmal: 0,5 NM
Wetter: Wasser 15°C, Luft 18°C, Windstärke 4
Name des Verfassers: Theo

Der 14.10.2017 nochmal aus Theos Sicht…
Hallo an Land, heute ist unser Abschiedstag. Als alle um 7:00 Uhr geweckt wurden, war ich schon seit 75 Minuten auf den Beinen: Backschaft, das heisst in der Kombüse helfen, Tisch decken – aber grösstenteils abwaschen. Nach dem Frühstück versammelten sich schon die ersten Eltern am Tiessenkai, wir aber durften noch nicht von Bord, da um 11:30h die Abschiedsreden begannen, die tatsächlich kürzer ausfielen als erwartet. Als alle Redner gesprochen hatten, durften wir noch einmal für 20 Minuten von Bord, um uns von unseren Verwandten und Freunden zu verabschieden. Als das Typhon (die Schiffshupe) ertönte, begaben wir uns alle wieder an Bord mit der Erwartung, dass wir von unseren Eltern in 10 Minuten nicht mehr allzu viel sehen würden.

Doch falsch gedacht. Denn der Kanallotse kommt erst, wenn die Schleuse auch wirklich frei ist. Das wusste aber keiner von uns, also haben wir alle Mann noch einmal 20 Minuten an Deck gestanden und gewartet. Alle wollten los oder zumindest wissen, ob man noch einmal an Land gehen könne, aber da der Lotse über Funk nur gesagt hatte, er komme gleich, konnte die Stammcrew nicht riskieren, dass alle von uns an Land sind und zu lange zurück aufs Schiff brauchen und womöglich noch unseren Schleusenplatz verlieren. Die sind nämlich heissbegehrt am NOK, dem Nord-Ostsee-Kanal. Schliesslich kam der Lotse dann auch mit dem gefühlt grössten Lotsenboot, was aufzutreiben war, und wurde mit Applaus an Bord der Roald begrüßt. Als es dann endlich richtig losging, haben natürlich alle gewunken und sogar der Regen, der uns den ganzen Morgen Gesellschaft geleistet hatte, lies kurz nach.

Das Ablegemanöver war schnell geschafft, und wir nahmen Kurs auf die erste Schleuse. Ich war schon längst wieder in der Kombüse, als wir in der Schleuse festmachten. Durch das achterlichste Fenster – das Fenster, was am weitesten am hinteren Ende des Schiffes liegt – konnte ich die Schiffe sehen, die mit uns geschleust wurden. Im Vergleich zu diesen wirkte unsere „40 Meter-Roald“ doch recht klein. Als alle Weinenden sich wieder beruhigt hatten, haben wir erst einmal unseren Proviant weiter gestaut. Das ist eine der mühseligsten Arbeiten an Bord, wenn man bedenkt, dass wir unter anderem 265 Gläser Nutella oder 200 Kilo Kartoffeln seefest verstauen mussten. Der Rest des Tages verlief ruhig. Eine Kanalfahrt ist ja auch nicht so anspruchsvoll für die Crew. Nur der Lotse musste die ganze Zeit konzentriert sein. Die ganze Zeit heisst: Trotz Wechsel in der Mitte des NOK circa 6 Stunden fahren, ausweichen, anhalten und weiterfahren.

Als wir am Abend in Brunsbüttel angekommen sind, hat es Lukas auf einem der „Festmacher-Dalben“ so gut gefallen, dass er gleich gesagt hat, er möchte da einziehen. Da wir im Kanal an „Bahnhofsdalben“ lagen, haben wir die Wache in zwei „Zwei-Stunden-Schichten“ geteilt, die jeweils von einem Mitglied des Stamms sowie zwei Vertretern der Schülercrew gegangen wurden. Abschließend kann man zum Tag sagen: Der Abschied fiel uns wohl allen schwer, aber wenn man daran denkt, was uns bevor steht, ist das wohl zu verkraften.
Theo B.

P.S.:
1. Trixi sendet Grüsse an alle an Land.
2. Andy schickt Grüsse an zwei Kartoffel-Wale am Ammersee.