Nächster Halt: Cherbourg

Datum: 20. Oktober 2017
Position: 49° 39,2 N, 001° 37,6 W
Etmal: 81 NM
Wetter: Wasser 16C, Luft 16 C, Windstärke 5
von Paul

Es ist 23:30 Uhr des Vortages (19.10.2017): Trotz leichter Übermüdung schafft es die 0-4-Wache pünktlich an Deck zu ihrer Wache, wo die frische See- oder besser Kanalluft vieles entschädigt. Draußen ist es nass und kalt, dennoch ist die Stimmung heiter und alle sind gut gelaunt. Es stürmt, das Wasser kommt regelmäßig von oben – wie auch von unten… Der Wind und der Sturm machen uns einen Strich durch die Rechnung mit dem Segeln, sodass wir mit dem Motor fast frontal gegen den Wind fahren. Der kommende Sturm sorgt dafür, dass wir einen Zwischenhafen ansteuern müssen: Cherbourg. Der Handelshafen Cherbourg liegt nordwestlich an der Küste von Frankreich. Morgens um 3:20 Uhr erreichen wir unseren Halt und gehen vor Anker. Kurz darauf geht es auch schon ein wenig früher als sonst in die Koje. Das bisschen mehr Schlaf wird guttun. Es ist schön, mal wieder eine etwas ruhigere Nacht verbringen zu dürfen.

Ein wenig früher als sonst werden wir geweckt: Mit musikalischer Unterstützung der Musikbox, aus der das Lied „Guten Morgen Sonnenschein“ ertönt, mit dem wir dann auch wirklich alle, und ich meine wirklich ALLE, in kürzester Zeit wach sind. Warum gleich alle? Ein „Info-All-Hands“ steht an, das heißt, dass alle (Schüler, Lehrer, Stammcrew) sich oben an Deck versammeln müssen. Thomas, unser Kapitän, teilt uns mit, dass wir voraussichtlich in Cherbourg noch mindestens zwei weitere Nächte verbringen, die Wetterkarte zeigt für die nächsten Tage Sturm mit bis zu 50 Knoten an (ungefähr 90km/h). Jetzt dürfen wir aber erst einmal die leckere Linsensuppe mit Würstchen in der warmen Messe – man könnte sagen unser Wohnzimmer – genießen.
Das „Wasserkomitee“ muss sich in nächster Zeit über Wassersparmaßnahmen beraten, man könnte uns wohl als „Wasserliebhaber“ beschreiben… Ob wir vielleicht in Cherbourg noch Wasser bekommen? – mal sehen. Das Dinghi, unser kleines Beiboot, wird ausgesetzt, um beim Hafenmeister einen Liegeplatz für unsere Roald an der Pier auszukundschaften – leider erfolglos.

Kreuzfahrtschiffe sind wortwörtlich große Konkurrenten und ein möglicher Liegeplatz würde unsere Hafenwache (das sind diejenigen von uns, die im Hafen auf unser Schiff aufpassen) aufgrund der Tide und dem starken Wind, der das Schiff auf die Pier drücken würde, vor womöglich unlösbare Aufgaben stellen. Die Aussicht französiches Land zu betreten, die Liebsten zu grüßen, die neusten Nachrichten zu empfangen, das WLAN und ein Getränk im Café zu genießen oder einfach in den nächsten Supermarkt zu gehen und sich all das zu kaufen, was einem auf dem Herzen liegt, ist jetzt erst einmal in „weite“ Ferne gerückt. Dafür steigt aber die Vorfreude und Aussicht, sich möglicherweise mit dem Dinghi für einen Landgang ausbooten zu lassen, ins Unermessliche. Die Roald grüßt und mal sehen, was noch so alles kommt …
Paul

PS. Hier kommen schon einmal vorzeitige Grüße:
1. Seebär grüßt Sternchen.
2. Liebe Grüße an Pupsipups und den Rest der Familie und an Fidel. Postkarte folgt. (Lydia)
3. Viele Grüße an Melinda, ich vermisse dich! (Carlotta)
4. Andy grüßt M“Ayse.
5. Rosa grüßt ihre verrückte Ruhrpottnudel Conni, das Teutelbier und das 13jährige Ex-Nordlicht.