Nordseetaufe

Datum: 17. Oktober 2017
Position: 53° 42,3’ N, 005° 05,1’ E
Etmal: 83 NM
Wetter: Wasser 14°C, Luft 14°C, Wind 7 Oft.
von Laurine

Heute Morgen wurde ich davon wach, dass ich immer wieder von links nach rechts an die Wände meiner Koje gerollt wurde. Das deutete schon auf die höheren Wellen und den kräftigeren Wind hin, den wir seit gestern Abend erwartet hatten. Per Wetterbericht stellten wir uns auf Windstärke 6-7 und 2 Meter hohe Wellen ein. In der Nacht hatte ich es irgendwann aufgegeben, mich mit meinen Füßen an der kleinen Kante, die einen eigentlich vor dem Rausfallen aus den oberen Kojen schützt, abzustützen, und das Leebrett (höheres Brett, was man vor die „Kojen-Öffnung“ machen kann, damit man nicht rausfällt) eingesetzt. Mit dem Leebrett war es für mich dann deutlich angenehmer, und ich konnte tatsächlich noch eine Stunde schlafen bis es mir dann doch ein wenig zu schaukelig wurde und ich mit voller Ölzeug-Montur aufs Deck gegangen bin.

Den Weg aus der Koje nach draußen kann man sich ungefähr so vorstellen:

  • Man muss erst einmal aus der Koje kommen;
  • dann muss man die Kammer durchqueren, in der ein paar heruntergefallene Klamotten rumliegen, weil natürlich erst einmal noch nicht alles wirklich seefest verstaut war, und dabei im Dunkeln seine Sachen, die man anziehen möchte, mitnehmen;
  • als nächstes muss man versuchen, durch den „Tigergang“ (ein langer schmaler Gang im Schiff mit einer Garderobe für unser Ölzeug und Putzzeug) zu kommen und seinen Klettergurt zur Wache mitzunehmen;
  • als letztes muss man „versuchen“, den Niedergang in der Messe hochzukommen und dabei nicht von einer Welle wieder zurückgegeworfen zu werden.

Als ich dann endlich an Deck (mit wieder genug frischer Luft) angekommen war, hab ich zuerst Anouk getroffen. Im Gegensatz zu den anderen ging es uns verhältnismäßig blendend. Ein paar der wenigen Leute, die sich an Deck befanden, standen am Schanzkleid und „fütterten Fische“. Der Rest der Anwesenden saß eng beieinander, sich gegenseitig wärmend, auf der Brücke. Er wurde mit ein paar trockenen Brötchen und (nicht zu vergessen!!) Zwieback versorgt. Am Ende kämpften wir bei Windstärke 9-10 (z.T. 50 Knoten) mit ca. 3 Meter hohen Wellen. Wir waren trotzdem alle davon überzeugt, dass die Wellen so um die 5 Meter hoch waren.

Nach ein bisschen „finetuning“ an den Segeln und Rahen sah die Lage immer noch nicht besser aus. Nachdem ein paar große Wellen überspülten das Deck. Viele von uns waren seekrank, aber das Wachsystem funktionierte einigermaßen. Da es unter uns Schülern (und auch Lehrern) so viel Ausfall gab, taten sich die übrigen „Seefesten“ zu einer großen Wache zusammen und hielten so die Stellung an Bord.

Heute gab es auf jeden Fall genug Möglichkeiten, das nagelneue Ölzeug zu testen, da wir (ich war leider besonders betroffen) immer wieder von größeren Wellen getroffen wurden – und somit von oben bis unten klitschnass waren. Da wir jetzt totale Schwerwetter Profis sind, könnte ich jetzt auch noch eine „Tipps&Tricks-Seegang-für-Anfänger-Liste“ schreiben – evtl. macht dies jedoch der nächste Berichtschreiber. Das Deckspülen war für diesen Tag auf jeden Fall schon erledigt, und die für diese Aufgabe heute zuständige Wache hat sich gefreut. Insgesamt war der Tag mehr oder weniger spaßig für alle, und ich bin sehr froh, dass ich nicht seekrank geworden bin.
Laurine

P.S.:
1. LG an das Rudel (Alea: AKW), an Ferdi HDGDL und an Boris, du bist der Beste! (Ly)
2. Plein de bisous à ma famille en Belgique et au Maroc. (Yara)
3. Ich grüße meine liebe Familie. (Tom B.)
4. Liebe Grüße an Banx. (Janik)
5. Liebe Grüße an meine Familie und meine Freunde, fühlt euch gedrückt! (Lukas)
6. Heike grüßt ihre Eltern