Eine Runde übers Schiff

Datum: 8. Dezember 2015
Position: 16°51,7’N, 052°05,9’W
Etmal: 119,5 NM
Wetter: Wasser 26,5 C, Luft 30,5 C, Wind 5 Bft.
von Karo Wewerke

Abendstimmung an Bord. Ich sitze in der Navi am Rechner und schreibe die Tagesmeldung. In der Kombüse ist immer noch Betrieb. Geschirrgeklapper, Stimmen und der etwas eigenwillige Musikgeschmack der Backschaft. Von draußen ertönt das Rauschen des Meeres, ein immerwährender Begleiter auf unserer Reise. An Deck ist es dunkel geworden. Wenn ich aus der Navi trete, steigt mir die frische Seeluft in die Nase und ich spüre den kühlen Wind. Eine angenehme Abwechslung zu den 30° Celsius, die inzwischen durchgehend im Schiffsrumpf, also unter Deck, in allen Kammern und Lasten herrschen. Ich gehe den schmalen Wassergraben am Deckshaus entlang, an der Brücke vorbei auf der die fahrende Wache sitzt, lacht und sich unterhält, passiere den Großtopp und stehe auf dem leeren Deck am Spill. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. Der Himmel ist so unglaublich schwarz und die Sterne leuchten golden in der Nacht. Im Osten steht Orion über dem Horizont, seinen Bogen auf den Stier gerichtet. Etwas weiter oben die Plejaden, Perseus und Kassiopeia. Im Nordwesten: der Schwan noch dicht über dem Horizont.

Ich gehe am Vortopp vorbei und streiche mit der rechten Hand sanft über die Geitaue und Gordinge, die an der Nagelbank belegt sind und bin schon unter der Fock durch nach vorne gelangt. Pegasus mit seinen vier Markanten strahlt mich an und die Milchstraße fängt an zu glitzern und zu funkeln. „Palim Palim, ich hätte gerne eine Flasche Pommes“, das ist Daniel, der dem Ausguck Gesellschaft leistet. Ich lache leise und gehe weiter nach vorne, neben den vorderen Backskisten bleibe ich stehen und halte mich an dem kleinen vorderen Deckshaus fest. Im schwarzen Wasser taucht immer noch ab und zu ein Leuchtplankton auf und Luisa, die wahrscheinlich gerade Ausguck ist, singt irgendwo hinter mir leise „Halleluja“. Die Roald segelt majestätisch durch die Nacht und rollt bedächtig von der einen Seite auf die andere. Wenn ich so den Seegang und Wind spüre, der an meinen Armen vorbeistreicht und in den tiefblauen, beinahe schwarzen Horizont blicke, der mit dem Himmel verschwimmt, dann weiß ich wieder warum ich hier bin und dieses Leben so liebe…

Tja ein bisschen Kitsch ab und zu muss auch mal sein, ihr da draußen müsst schließlich wissen was ihr so verpasst 🙂 außerdem ist Kitsch schließlich nur Kitsch, wenn man ihn nicht gerade erlebt… Tja liebe Leser und liebe Leserinnen. Heute schreibt ausnahmsweise mal kein Schüler die Tagesmeldung, sondern ich, Karo. Ich bin Teil der Stammcrew, wie die meisten hier an Bord auch im November in Kiel gestartet, und liebe Eltern, eines weiß ich inzwischen mit ziemlicher Sicherheit: Eure Kinder sind ganz schön toll!!! Wir haben viel Spaß miteinander und uns inzwischen in die Routine einer Atlantiküberquerung hineingefunden…

Als die Wache 2 heute Morgen um viertel vor vier in die Messe kam, trafen wir dort einen tropfenden Lukas an, die nächtlichen Schauer hatten ihn wohl ein bisschen überrascht, aber nach einem morgendlichem Müsli durfte er ja wieder in die Koje. Der gestrige Abend war dank der von Olli ins Leben gerufenen und sehr beliebten Improtheatergruppe zwar ziemlich lustig, aber auch etwas länger. Trotzdem ging es recht frisch in unsere Morgenwache. Auch die Zeitumstellung meisterten wir recht problemlos. Wir haben keine Risse in Zeitfalten geschaffen und das Raum-Zeit-Kontinuum, soweit ich weiß, nicht gestört. Also sollte keiner von uns versehentlich doppelt weiter existieren, keine Sorge, wir sind einfach eine Stunde länger Wache gegangen und alle anderen haben sich über die zusätzliche Stunde Schlaf gefreut. Nur der Morgensport musste wieder einmal verschoben werden, da pünktlich um sechs Uhr (neue Zeit) und mit dem ersten Licht auch wieder ein bisschen Regen über uns hinweg zog. Zwar war der schnell wieder vorbei und wir oben im Rigg, um die Royal auszupacken, aber das Deck war nass. Vielleicht klappt es morgen wieder‚… Zum Mittagessen gab es Hühnerfrikassee, sehr lecker, und vom Schiffserhalt am Nachmittag konnten uns auch ein, zwei leichte Schauer nicht abhalten. Sobald die vorbei waren, kam die Sonne ja wieder raus. So wurden fleißig Nockzeiser ausgemessen, Grätings von der Brücke geschliffen und neue Zeiser gespleißt. Ab vier stand für meine Wache dann wieder einmal das Thema Sicherheit im Vordergrund. Wir haben uns mit Seenotsignalen auseinandergesetzt. Auch wenn wir sie hoffentlich nie anwenden müssen. Vor dem Abendessen hieß es dann wieder: Klar zum Bergen von Vorroyal und Großroyal und inzwischen gehen ja auch alle, die heute Wache hatten, zum Packen der Segel bis ganz nach oben. Wir waren ziemlich stolz auf euch. Na gut und vom Abend habe ich euch ja schon erzählt, es wird langsam spät und es geht morgen ja wieder früh raus. Ich wünsche euch allen also eine schöne Adventszeit und eine „goude Ruh“.

Ganz liebe Grüße an alle, die die letzten Törns auch mitgefahren sind, vor allem an Heike und Lara, liebe Grüße an alle, mit denen ich schon so gesegelt bin und liebe Grüße an meine liebe Familie, bis bald und macht es gut, eure
Karo

Grüße: Einen lieben Gruß von Kurt an Stefanie&Reinhard und Sabine. Der Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen mit den 5 Windstärken es wird immer wahrscheinlicher das wir den „Teich“ komplett segelnd überqueren ohne Motor mit Wind von 3-6 bft und Geschwindigkeiten von 2,5 – 8 Knoten und wenn alles gut geht nach ein sehr guten Zeit von 23 Tagen am Sontag vielleicht den „Haken“ vor einer netten Insel schmeißen und schnorcheln/baden gehn. Euch eine schöne Zeit im Advent.
Hey Ennes, ich vermiss dich echt mega doll und freu mich schon wenn ich in Martinique wieder Netz hab. Hab dich liieeeeb <3 Ach ja das Wasser hier ist sooooooo blau (blauer als on Dormagen!!!)
Cherie alweer een dagske voorbij, vannacht hevige onweersbuien maar vanavond is het rustig met een goed vierke en temperatuur van water en lucht 27° C. Tel af, veel liefs Marc.
Anton schickt Lena und Sarah ein bisschen pre-karibische Vorfreude.
Johannes denkt an Wawa: die Sonne geht auf und tschieeeeht über uns hinweg. Der Mond und die Sterne gehen auf und tschieeeeeehen über uns hinweg‚….. und bald sind wir in Martinique und ich freu mich schon mit euch zu telefonieren.
Der Seebär grüßt seinen Kuschelzwerg, ich vermiss dich.