Luv gegen Lee (aus Luv-Perspektive)

Datum: 22. März 2018
Position: 38°01,5’N, 031°32,7’W
Etmal: 155 NM
Wetter: Wasser 18°C, Luft 25°C, Windstärke 3
von Theo M.

Gestern (22.03.) verkündete uns Thilo, dass er für uns Schüler eine Segelchallenge vorbereitet hätte. Luv und Lee würden dabei gegeneinander antreten, verschiedene Fähigkeiten an Bord unter Beweis zu stellen. Die erste Herausforderung sei es nun für die jeweiligen Teams, bis zum Abendessen die verschiedenen Bordrollen (Kapitän, Steuerleute, Toppsgasten und Deckshände mit verschiedenen Spezialgebieten) untereinander so klug einzuteilen, dass der eigene Sieg wahrscheinlich wird, denn es gäbe natürlich auch etwas zu gewinnen bzw. zu verlieren. Nachdem er uns noch einen Überblick darüber verschafft hatte, was da morgen wohl alles auf uns zukommen könnte, waren 30 Schüler im „Wettkampfmodus“ und eifrig dabei, Kapitäne, Steuermänner, Toppsgasten und Deckshände zu wählen sowie vorsichtshalber „Nachhilfetermine“ für das ein oder andere Wissensgebiet mit Schülern und Stammcrewmitgliedern zu vereinbaren. Bis morgen gab es noch viel zu tun!

Heute (23.03.) begann der Tag dann erst einmal wie jeder andere auch, außer dass aufgrund der geplanten Schülerchallenge der Stamm unsere Nachtwachen übernommen hatte, so dass wir die Nacht durchschlafen konnten, um fit zu sein. Alle Schüler wurden um 7:00 Uhr geweckt, um 7:30 Uhr gab es Frühstück. Wir beeilten uns, denn um 8:00 Uhr gab es schon das erste All-Hands, aus dem zunächst der Auftrag erging, alle Rahsegel (bis auf die Groß) auszupacken und zu setzen. Es sah wie immer sehr, sehr spektakulär aus: Fast alle Segel gesetzt! Auch Faial war schon in Sichtweite.

Dann kam das Startsignal des Kapitäns zum Wettbewerbsbeginn. Er erinnerte uns daran, dass ab jetzt alle Schiffsarbeiten, die er uns bis heute Abend um 20:00 Uhr aufträgt, bewertet werden. Wir stellten uns dann zu „Luv- und Lee-Wachen“ auf und die beiden Schülerkapitäne traten nach vorne (für Luv: Theo B. und für Lee: Vroni ). Eine Münze wurde geworfen, Vroni gewann und durfte sich entscheiden, ob ihr Team/ ihre Wache zuerst eine Halse fährt oder eine Toilette sowie eine Dusche so schnell und sauber wie noch nie putzt. Gemeinsam mit ihrem Team entschied sie sich für das Putzen und damit war für uns klar, dass wir jetzt eine Halse fahren würden.

Während Lee das Putzen in Angriff nahm, bereiteten wir uns auf unser Manöver vor. Rosa war unser Steuermann für das Manöver und Greta und Tamina unsere beiden Toppsgasten. Dann ging es auch schon los: Rosa sagte dem Rudergänger, was er machen sollte und unsere Toppsgasten sagten uns, wann und wie viel wir brassen müssen. Die Jury (bestehend aus Steuermann Götz, Toppsgast Christian und Deckshand Vera) schaute sich unsere Halse genau an und bewertete diese dann auch. Wir brassten immer und immer weiter und irgendwann hieß es: „Vorsegel über!“ und Janik und ich holten die Vorsegel auf die andere Seite, damit wussten wir auch, dass die Halse gefahren war.

Fertig mit dem Putz kamen die „Lees“ dann auch hoch an Deck und ein Wechsel fand statt: Lee fuhr nun die Halse und wir putzten in dieser Zeit, so gut wie möglich, die achtere Toilette und die Kapitänsdusche. Dafür hatten wir insgesamt 15 Minuten Zeit. Wir gaben uns so viel Mühe wie noch nie: Zu dritt standen wir in einer Toilette, um diese auf Hochglanz zu bringen. Als wir fertig waren, stand uns auch schon die nächste Aufgabe bevor bzw. unseren Nautikern (Luv: Rasmus und Lee: Freyja). Angesichts der anspruchsvollen Aufgabe, die ihnen der Kapitän gestellt hatte, wusste Rasmus irgendwann nicht mehr weiter und – wie im wahren Leben auch – musste Theo B. als unser Schülerkapitän (und Joker) für Rasmus einspringen – er gab sein Bestes.

Als diese Aufgabe erledigt war, ging es weiter mit der „Bootmanns-Aufgabe. Für uns trat Laurine gegen Tom L. (Lee-Bootsmann). Innerhalb von 10 Minuten sollte sie ein Augspleiß und ein Takling machen – beide legten sich ins Zeug! Tom L. konnte irgendwann nicht mehr, so dass Vroni (Lee-Kapitänsjoker) einsprang. Das war Pech für uns! Bei der nächsten Runde ging es um verschiedene Knoten und unsere Knotenspezialisten, Janik und Lukas, traten gegen die Lee-Knotenspezialisten, Andy und Ly an. Zunächst mussten sie unterschiedliche Knoten erkennen, benennen, dann schnell öffnen und diese hinter ihrem Rücken (praktisch blind) mit dem gleichen Knoten wieder schließen. Luv gewann natürlich! Danach ging es auch schon gleich weiter mit dem Aufgeien (Wegnehmen) der Segel. Luv hatte den Groß- und Lee den Vortopp, es war ein Kopf-an-Kopfrennen! Luv hatte sich vor Lee zuerst aufgestellt. Dann kletterten die Wachen hoch ins Rigg. Unsere Aufgabe war es, die Segel hafenfein zu packen, auch dies wurde hinterher von der Jury bewertet. Der Großtopp sah natürlich besser als der Vortopp aus. 😉

Danach waren unsere Schülerkapitäne gefragt! Ihre Aufgabe war es, ein Boje-über-Bord-Manöver zu fahren. Luv war zuerst dran, so dass sich Theo B. auf dem Deckshaus bereitstellte, um das Manöver anzuleiten. Thilo schmiss die Mann-über-Bord-Boje ins Wasser, ab dann war Theo auf sich alleine gestellt. Er fuhr nach Mikes Methode, um die Boje wiederzubekommen, aber leider hat er es „nur“ bis auf 10 Meter an die Boje heran geschafft, auch das Vor- und Zurückmanövrieren der Roald führte letztendlich nicht zum gewünschten Ergebnis. Aber das ist auch wahrlich kein einfaches, sondern sehr anspruchsvolles Unterfangen – dafür hat Theo das sehr gut gemacht! Thilo übernahm dann. Er als erfahrener Kapitän hat es natürlich auf Anhieb geschafft. Max, unser Rudergänger, war danach ganz schön erschöpft, eben weil Theo es so oft versucht hat, an die Boje nah heranzukommen. Als die Boje wieder an Bord war, kam Vronis Zeit sich für Lee zu bewähren.

Sie fuhr direkt nachdem die Boje ins Wasser geworfen wurde einen sogenannten Williams-Törn. Dabei weicht man 60 Grad vom Kurs ab, zum Beispiel mit Ruder hart backbords, wenn diese 60 Grad auf dem Kompass überschritten sind, muss der Rudergänger schnell Gegenruder legen, in diesem Fall also nach steuerbord, so kommt man in sein eigenes Kielwasser zurück und kann die Boje zurück an Bord holen. Vroni schaffte es zu unserem Pech auf Anhieb, wodurch sie ganze 30 Punkte für Lee holte. Als die Boje an Bord wieder sicher verstaut war, fingen wir wachweise an uns auf das Anlegemanöver in Horta vorzubereiten.

Ich ging auf das Deckshaus und bereitete mit Will zusammen die Wurfleinen für die Achterleinen vor. Danach blieben wir noch auf dem Deckshaus und konnten, als wir schon näher am Hafen waren, die Thor Heyerdahl sehen. Wir legten an der Pier dort an, wo auch schon die anderen HSHS-Törns angelegt haben. Das erkannten wir an den Malings. Im Hafen haben wir dann noch die Vorsegel gepackt und die Rahen schön gerade ausgerichtet.

Währenddessen trafen sich die Riggspezialisten (für Luv: Janis und ich und für Lee: Arthur und Bene), um gegeneinander anzutreten. Als wir damit fertig waren, gab es ein All-Hands und der Sieger wurde von der Jury bekannt gegeben: Lee gewann mit 20 Punkten Vorsprung.. Dafür müssen wir (Luv) am Sonntag für insgesamt 24 Stunden alle Hafenwachen übernehmen und das gesamte Reinschiff machen. Wir nehmen es ehrenvoll hin, denn wir sehen uns als zweiter Sieger und nicht als Verlierer – sei es Lee gegönnt! 😉 Nach diesem anstrengenden, aber ereignisreichen und schönen Tag fiel ich platt in mein Bett.
Theo M.

P.S.:
1. Ich grüße meine ganze Familie. Wir sehen uns schon ganz bald wieder! Leon, ich hoffe, du bist bald wieder gesund! 🙂 (Theo M.)
2. Ich wünsche dir alles, alles Gute und Beste zum Geburtstag, Papa!!! Ich vermisse dich. Bis bald! ( Nico )
3. Ich wünsche Amelie und Coco alles Gute zum Geburtstag. In einem Monat feiern wir nach! (Andy)
4. Janik grüßt seine Familie von Horta aus. Ich freue mich schon sehr auf euch.

Ein ganz besonderer Tag (aus Sicht einer MoB-Boje)

Datum: 21. März 2018
Position: 37°29,3’N, 034°43,4’W
Etmal: 154 NM
Wetter: Wasser 17°C, Luft 18°C, Windstärke 4
von Nico

Der heutige Tag fing so langweilig und ereignislos an wie jeder andere Tag. Ich stehe an dem selben Platz – wie immer, kann mich nicht bewegen – wie immer und niemand beachtet mich – wie immer. Alle gehen einfach an mir vorbei, ohne mir auch nur ein bisschen Aufmerksamkeit zu schenken. Die Leute schauen mich nicht an und sie fassen mich nicht an. Man könnte meinen, ich bin nutzlos oder dass die Leute überhaupt nicht wissen, dass es mich gibt. So verging zunächst der Tag. Außer der Fahrwache ist eigentlich niemand an Deck, das Wetter ist hauptsächlich leicht regnerisch und kühl, nichts Besonderes ist draußen los. Ab und zu werde ich von der Gischt einiger Wellen nassgespritzt, regelmäßig höre ich gleich danach das Fluchen der Fahrwache, die es auch getroffen hat. Nach dem Mittagessen kommt die Sonne ein bisschen raus und ich kann mich wieder aufwärmen.

Es ist 15:00 Uhr. Das heißt, die spannendste Zeit des Tages ist für mich gekommen. Denn alle wissen, dass sie sich um 15:30 Uhr ein Stück Kuchen oder eine Tasse frischen Kaffee holen können. Also ist jetzt was los an Deck. Alle kommen aus ihren Kojen an Deck gekrochen und genießen ihr Stück Schokokuchen. Doch es gibt jeden Tag jemanden, der nichts davon abbekommt und das bin ich. Nachdem alle ihr wahrscheinlich sehr leckeres Stück aufgegessen haben und auch alle noch einmal sicher gegangen sind, dass es kein zweites Stück geben wird, sind wieder alle unter Deck. Also hab ich mich schon wieder darauf eingestellt, dass der Rest des Tages so langweilig verlaufen wird wie bisher.

Gegen 16:30 Uhr höre ich dann wie zum All-Hands gerufen wird und nur wenige Minuten später stehen alle an Deck. Einige sehen zwar so aus, als ob sie noch schlafen würden, aber sie sind alle da. Der Kapitän macht dann irgendeine Ansage, die ich von meiner Position aus leider nicht hören kann. Als er fertig ist, gehen aber nicht (wie sonst nach dem All-Hands) alle schnell wieder unter Deck, um sich in ihre hoffentlich noch warmen Kojen zu legen, sondern sie verteilen sich alle quer über dem Deck und schauen durch die Gegend, als würde gleich irgendetwas passieren. Jetzt bin ich ganz gespannt und schaue aufgeregt um mich. Ich sehe, dass plötzlich jemand eilig auf mich zukommt. Wahrscheinlich will er nur an mir vorbei auf die Brücke, aber irgendetwas ist komisch. Er schaut mich an und kommt näher. Ja er will wirklich zu mir! Er ist schon fast da, nur noch 1-2 Meter. Auf einmal nimmt er mich hoch und wirft mich ins Wasser. Ich will um Hilfe schreien, aber ich kann nicht sprechen. Ich hoffe, dass das jemand gesehen hat und mich retten kommt! Ich kann zwar schwimmen, doch auf Dauer ist es schon kalt im Wasser! Doch zum Glück höre ich noch, dass jemand ruft: „Boje über Bord!!! Übung!!!!!“ Ich weiß zwar nicht wer Boje ist, aber ich hoffe sehr, sie meinen mich damit! Kurz darauf sehe ich schon Leute, die vom Rigg aus auf mich zeigen und manche, die das Beiboot, auch genannt Dinghi, klar machen. Nach wenigen Minuten werde ich dann von 2 Männern in komischen Anzügen ins Dinghi gehoben und zurückgefahren. Als ich endlich wieder an Deck bin, dachte ich schon, die Leute würden gucken, ob es mir gut geht, doch sie stecken mich einfach zurück an den Ort, an dem ich immer liege. Den Rest des Tages wird mir – wie immer – keine Aufmerksamkeit (mehr) geschenkt. Als wäre ich nicht ins Wasser geworfen worden! Als wäre mir nichts passiert! Sie gehen einfach an mir vorbei! So vergeht dann auch der Rest des Tages und die Aufmerksamkeit, die mir zu Teil wurde, verging so plötzlich und schnell wie sie gekommen war.
Nico

P.S.:
1. Liebe Grüße an meine ganze Familie. Ich freue mich schon wahnsinnig euch bald alle wiederzusehen! (Nico)
2. Liebe Chrissy, alles Gute zum Geburtstag! Grüße alle party people von mir! (Harry)