Kulinarische Highlights auf See

Datum: 28. Donnerstag 2017
Position: 11°18,5’N, 074°23,3’W
Etmal: 120 NM
Wetter: Wasser 27°C, Luft 27°C, Windstärke 4
von Rosa

Hier an Bord lernt man ganz neue Dinge ernsthaft zu lieben. Na klar hatte man zu manchen Dingen, wie zum Beispiel zu Essen, schon vorher eine gute Beziehung, allerdings sind diese sonst so alltäglichen Dinge hier fast schon „Mangelware“ und deshalb auch besonders liebenswert. Aus diesem Grund werde ich meine heutige Tagesmeldung dem Thema „Essen“ widmen. Aber nicht irgendwelchem Essen, sondern besonderem, nicht alltäglichem Essen, wie zum Beispiel dem Rührei. Dieses erwartete mich nämlich heute Morgen, als ich pünktlich 10 Minuten zu spät zum Frühstück kam. Das Besondere daran war nicht nur, dass heute Donnerstag war und es trotzdem Rührei gab (das gibt es nämlich sonst nur sonntags, wenn überhaupt), sondern dass tatsächlich noch etwas davon da war, obwohl ich zu spät kam!

Somit startete ich gut gelaunt in den Tag und ließ Reinschiff, Unterricht (spannend, aber anstrengend) und Schiffserhalt (eigentlich genauso gut wie Essen) über mich ergehen (so schlimm war es dann auch nicht ;)), bis das nächste kulinarische Highlight auf mich wartete: Hefezopf. Der Teig, Hefeteig wohlgemerkt, wurde am Vormittag von Backschafterin Tamina mit ganz viel Liebe ganz lange geknetet, natürlich nicht ohne zu probieren und mir (ich habe mich verpflichtet gefühlt, ab und zu nachzuschauen, ob sie auch alles richtig macht :D) zu erzählen, wie toll Hefeteig doch sei. Ganz wichtig dabei ist aber, dass Hefeteig nicht gleich Hefeteig ist. So ist zum Beispiel Brötchenteig besser als Brotteig, der ist nämlich ekelig und schleimig, während Brötchenteig gar nicht klebt. Aber süßer Hefeteig ist besser als Brötchenteig, schmeckt halt einfach besser! Genug von Teig, denn gebacken ist Hefeteig noch um einiges leckerer, vor allem als Zopf gefüllt mit Nutella, Zimt, Kokos oder Marzipan, so wie es ihn heute zu Kaffee und Kuchen gab. Zu dem Zopf gab es dann noch ein Stück Wassermelone und zwei Muggen (= Tassen) Orangensirupwasser für jeden. Zuhause wäre so etwas zwar kaum erwähnenswert gewesen, aber hier ist das schon etwas ziemlich Besonderes, vor allem die Wassermelone, und aus diesem Grund definitiv wert, in der Tagesmeldung erwähnt zu werden.

Noch solch absolute Highlights sind Rohkost, Olivenfrischkäse und Guacamole, die gab es heute zwar nicht zum Abendessen, dafür wurden wir aber mit Tomatenbutter belohnt. Tomatenbutter ist die perfekte Symbiose aus Butter, Tomaten, Zwiebeln und Oregano (das genaue Rezept ist mir leider nicht bekannt), die es ab und zu zum Abendessen gibt, aber leider nicht besonders lange vorhält, da diese sehr begehrt ist. Beendet wurde dieser sehr gehaltvolle Tag mit einem nicht weniger gehaltvollem Referat von Janis über Magellan (Magellan war der oberste Kommandant der ersten Weltumsegelung überhaupt), dem wir alle gespannt lauschten, um möglichst viel Vorwissen über ihn zu haben, da wir ab heute „Magellan, der Mann und seine Tat“ von Stefan Zweig für den Deutschunterricht lesen sollen. Bevor ich jetzt meine Tagesmeldung beende und mich in meine Koje lege, habe ich in der Messe noch herumgefragt, welches Essen hier allgemein als am besten befunden wird.

Ganz oben auf der Liste steht: Das „geile Müsli“ (= Schokocrunch-Müsli), das wir leider mit Haferflocken-Früchte-Müsli mischen müssen, weshalb ein Schild mit der Aufschrift: „Todesstrafe für Müsliaussortierer und -rauspicker!!!“ auf der Müsli-Box klebt, damit auch ja jeder die Chance hat, etwas von dem „geilen Müsli“ abzubekommen. Auch heiß begehrt sind: Cappuccino mit Milchschaum (den muss man sich zu Generatorlaufzeiten in der Kombüse selber machen, wenn die Backschaft es dir erlaubt), Kakao (man darf davon nur eine Tasse am Tag trinken), Crunchy- Erdnussbutter, Obst und der schon erwähnte Olivenfrischkäse sowie die Tomatenbutter oder generell Kuchen aller Art (der wird nämlich auch immer seltener). Auch allzeit beliebt ist selbstgekauftes Müsli, wobei es sich meistens um Schoko-Cornflakes handelt, oder generell Süßkram.

Alles in allem finde ich, können wir uns bezüglich des Essens echt nicht beschweren, da wir täglich super leckeres Mittagessen von der Backschaft gezaubert bekommen und uns sogar an „Specials“ wie Tomatenbutter und Co. erfreuen können. Nicht zu vergessen ist der Obstsalat, den wir auch noch am letzten Tag unserer Atlantiküberquerung serviert bekommen haben (vielen Dank an alle „Proviantstauer“ plus Proviantteam und Proviantmeister, die das möglich gemacht haben).
Rosa

P.S.: Jerit vermisst ein richtig geiles Entrecote, Nico fehlt Steak, Jürgen freut sich schon auf Stracciatella-Eis, Milena vermisst „geilen“ Kaiserschmarren, Yara vermisst generell das Essen ihrer Mutter, Christine vermisst Döner, Lukas fehlt Eis, Janis fehlt Sachertorte, Laurine freut sich schon auf den Bohnensalat ihrer Oma und auf Sushi, Verena vermisst die frischen Eier ihrer Hühner und ich freue mich schon darauf, mir einfach so mal etwas selber kochen zu können, ohne den Proviantmeister konsultieren oder es mit 50 anderen Menschen teilen zu müssen.
P.P.S.: Wir sind nicht so verfressen, wie sich das gerade eventuell anhört, nur manchmal. 😉

Grüße:
1. Wir grüßen alle „An-Land-Gebliebenen“!
2. Ich grüße meine Familie, Johanna und alle, die ich lieb habe <3! (Rosa)
3. Alles Gute zum Geburtstag, Jan. Ich hoffe du hattest viel Spaß, wir feiern deinen 16ten noch nach! 😉 (Lukas)
4. Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, Mami! Ich wünsche dir einen schönen Tag und viele Grüße an den Rest der Familie, deine Carlotti!
5. Alles Gute nachträglich zum Geburtstag Papa und Entschuldigung für die Verspätung, deine Veronika.