Die Deutschen vom Schiff

Datum: 17. Januar 2016
Position: Longo Mai, Costa Rica
Etmal: –
Wetter: angenehm warm, bewölkt
von Robin

Am Anfang stand eine Liste, in die sich alle Schüler/innen mit dem Wunschdatum ihrer nächsten Tagesmeldung eintragen konnten – 30 Schüler/innen, 30 Tage. Diejenigen, die sich nicht rechtzeitig selbst eintragen, werden von mir zugeteilt. Ein toller Plan. Nun zur Realität: Für heute noch keine freiwillige Meldung, alle sind müde. Siegessicher zücke ich meine Liste, aber die wenigen (durchwegs männlichen) Kandidaten ohne Wunschdatum kontern mit dem Argument, dass sie ja gerade erst vor wenigen Tagen ihre letzte Tagesmeldung verfasst hätten. Und zweimal über Longo Mai schreiben, das sei ja irgendwie langweilig. Ein gutes Argument, wie ich zugestehen muss. Aber während ich noch hilflos meine Liste studiere, kommt die Schülergruppe rasch zu einer Lösung: Ich solle doch heute mal Tagesmeldung schreiben, man würde mich auch milde beurteilen und es könne sich sogar vorteilhaft auf meine Deutschnote auswirken. Viele gute Argumente, ich bin stolz auf die rhetorische Finesse meiner Deutschklasse.

Was ist also heute passiert? Früh standen wir auf, um uns auf den großangelegten „Trail Run“ von Longo Mai vorzubereiten, fünf Kilometer zwischen Urwald und Zuckerrohrfeldern. Die Läufer/innen sollten sich zwischen 07:00 und 07:30 sammeln, Start dann um 08:00. Nach drei Monaten Roald waren wir natürlich alle überpünktlich beim Treffpunkt, Läufer/innen wie Unterstützungsgruppe. In Costa Rica laufen die Uhren allerdings anders und nach dem Absingen diverser Hymnen fiel irgendwann gegen 10:00 dann auch wirklich der Startschuss. Das gemischte Feld aus „los Alemanes del barco“ (das sind wir), deutschen und österreichischen „Voluntarios“ und einheimischen Lauftalenten setzte sich in Bewegung. Aufgrund verwirrender Markierungen artete das Event streckenweise in einen Orientierungslauf aus, am Ende überschritten aber alle glücklich die Zielgerade und lieferten dabei tolles Fotomaterial mit abgekämpften Schülergesichtern; dank mir ist wohl auch ein ganz besonders abgekämpftes Lehrergesicht dabei. Jorge hat die „High Seas“-Bestzeit aufgestellt, bei den Damen liefen Hannah und Stella Hand in Hand durchs Ziel. (Aufgrund fehlender einheimischer Konkurrenz haben unsere beiden Läuferinnen sogar ein Preisgeld abgestaubt!)

Nach einem ausnehmend erfrischenden Bad im Gebirgsbach lieferten unsere Schüler/innen noch ein paar Gesangs- und Tanzeinlagen fürs hiesige Kulturfest. Souveräne Darbietung, das können sie nach der Ankunft in Kiel eigentlich gleich nochmal vorführen. Am Nachmittag wurde ein wenig Fußball gespielt. Unser Team HSHS belegte dabei den zweiten Platz (bei drei teilnehmenden Mannschaften). Am Abend gab’s auch noch ein leichtes Erdbeben, das manche spürten und andere nicht. Es war, wie gesagt, sehr leicht. Nach dem Abendessen trafen wir uns wie gewohnt im Rancho zur gemeinsamen Feedbackrunde, zum letzten Mal vor unserer Weiterfahrt zur Tropenstation „La Gamba“. Dabei zeigten sich alle sehr zufrieden mit unserem zweiwöchigen Aufenthalt in Longo Mai. Zum Abschluss des Abends organisierte Olivia noch ein aufregendes Geländespiel, das für viel Paranoia im Dunkeln sorgte und mit gut 20 zu Vampiren transformierten Jugendlichen endete – Josha als Obervampir hatte ganze Arbeit geleistet.
Robin