Talente auf dem Tanzparkett

Datum: 23. Februar 2020
Position: Korimakao, Kuba
Etmal: –
Wetter: mild
von Lara

Der Parkettboden knarzt unter meinen Füßen, als ich das Tanzstudio betrete. Wir befinden uns in Korimakao. Ein kleines Kulturprojekt des kubanischen Staates, in dem junge Talente aus ganz Kuba zusammenkommen. Hier gibt es von Tanz und Schauspielerei über Gesang und Musik bis hinzu Malerei alles. Die hier trainierenden Künstler und Künstlerinnen leben in der Gemeinschaft und sind alle zwischen 17 und 23 Jahre alt. Wir setzen uns gespannt auf die bereitgestellten Stühle und warten auf die bevorstehende Aufführung. Ein junger Mann kommt auf die Bühne. An seiner durchtrainierten Figur erkennt man das stundenlange Training, dass hier täglich stattfindet. Er stellt sich mit dem Rücken zu uns vor die Wand und ich lehne mich gespannt nach vorne. Da beginnt die Musik und er tanzt. Er bewegt sich mit einer unglaublichen Leichtigkeit über das Parkett und windet sich in Drehungen und Pirouetten, dass mir die Kinnlade fast auf den Boden fällt. Wie gebannt verfolge ich jede Bewegung. Sein Blick ist voller Dramatik und unterstreicht die Leidenschaft des Contemporarys. Dieser Tanz wird barfuß getanzt und zeichnet sich vor allem durch seine gefühlvolle Art aus. Als er im Finale den Tanz beendet, bin ich beeindruckt und kann nicht anders als breit zu grinsen. Applaus brandet auf und ich frage mich, wie unglaublich viel Training es erfordert so zu tanzen.

Als das Kulturprogramm vorbei ist und wir uns nach der Tanz- und Musikaufführung zum Abschluss in der Galerie befinden, sind wir nachhaltig von den Künstlern beeindruckt. Ilka und ich sind immer noch begeistert von den Tänzern und uns hat die Lust mitzumachen gepackt. So sehr, dass Ilka nicht lange überlegt, sondern einfach mal nachfragt, ob man spontan eine kleine Tanzstunde mitmachen könne. Und wir haben Glück. Eine halbe Stunde dürfen wir mittanzen!

Erneut spüre ich das Tanzparkett unter meinen Füßen, doch dieses Mal bin ich barfüßig. Etwas eingeschüchtert stehen wir zwischen den Tänzern und in meinen Fingerspitzen prickelt die Vorfreude. Wie viele Monate hatte ich nicht mehr die Gelegenheit so zu tanzen? Zu viele. Da geht es los: wir lernen die Grundschritte verschiedener kubanischer Tänze. Nach einigen Wiederholungen der Schritte geht die Musik an. Die lateinamerikanischen Klänge pulsieren durch den Raum und die Bässe wandern von den Boxen durch den Boden. Lebensfreude erfüllt das Studio, die Füße fliegen über das Parkett, es ist nicht immer einfach bei dem Tempo hinterherzukommen. Ich mache einige Schritte nach vorne, werfe meine Arme hoch, dann Schritte zurück und berühre den Boden. Nach kurzer Zeit bin ich völlig verschwitzt und außer Atem, doch ich merke es kaum, dafür macht es zu viel Spaß. Mit unglaublicher Präzision und Feuer macht der Tänzer vor mir die Schritte, bei ihm sieht es so leicht aus. Unmöglich, dabei mitzuhalten. Der Tänzer links neben mir hat sich Ilka und mir angenommen und zeigt uns nochmal genau die Bewegungen. Nach kurzer Zeit klappt es, trotzdem erfordert es all meine Konzentration. In der kurzen Zeit lernen wir die Grundschritte und deren Variationen von vier verschiedenen Tänzen. Keiner gleicht in Rhythmus und Tempo den anderen.

Viel zu schnell ist es vorbei und wir tanzen im Finale alles, was wir gelernt haben. Als die Musik ausgeht, danke ich verschwitzt und grinsend dem Tänzer neben mir für seine Hilfe und wir schlagen ein. Atemlos und glücklich ziehen wir unsere Schuhe wieder an und verabschieden uns. Alle, die mitgemacht haben sind begeistert. Leider müssen wir Korimakao bereits verlassen und steigen in unseren Reisebus. Erschöpft falle ich rückwärts in meinen Sitz. Wie hält man diese Art von Training acht Stunden täglich aus? Ich habe größten Respekt vor allen, die dieses Durchhaltevermögen besitzen. Kaum wird der Motor gestartet, schlafe ich schon fast und es geht weiter: auf nach Pinar del Rio.
Hasta luego, Lara

Grüße gehen raus an meine Traumtänzer zuhause und Iman (freue mich schon auf euch <3), meine ganze Familie, Sarah und Emily und Johanna die fetzige Dampfspirale
Justus grüßt seine Familie ganz doll und hofft, dass ihr heute einen schönen Tag hattet! Hab euch lieb.
Ilka grüßt ihre Familie und Freunde (hab euch lieb)
Louis grüßt seine Familie und seine Freunde

Blubb

Datum: 22. Februar 2020
Position: Playa Giron, Kuba
Etmal: –
Wetter: warm
von Maya

Es war einmal ein kleiner Fisch. Er hieß Blubb. Blubb war der kleinste Fisch in seiner Familie. Alle seine Geschwister waren schon größer als er. Doch er hatte eine besondere Gabe. Er konnte die Gedanken, Gefühle und Erinnerungen anderer Lebewesen durch das Wasser, das ihn umgab, lesen. Seinen Geschwistern gefiel das garnicht, weil er dadurch, wenn es Streit gab, immer von seiner Mutter herbei gerufen wurde, um den Streit zu schlichten. Außerdem bekam er von allen immer die schlechte Laune mit, sodass er, sobald er alt genug war, ins weite Meer hinaus zog, um die Welt zu sehen.

Er sah unglaublich viel. Die Erinnerung von Delfinen und Walen, die ihn von weit entfernten Ozeanen träumen ließen. Er erfuhr von einem Hai alles über die Jagd und von einer Schnecke alles über die verschiedenen Meeresböden. Als er gerade von einem Papageifisch von einem Korallenriff ganz in der Nähe erfuhr, stürzte plötzlich ein Seevogel herab, um ihn zu fressen. Er bekam ihn jedoch nicht, weil Blubb so klein war. Doch in dem Moment, als der Seevogel ins Wasser tauchte, brachen alle Erinnerungen über eine völlig neue Welt auf ihn ein. Er war überfordert von all den fremden Orten, die er für ein paar Sekunden von seinem inneren Auge sah. Doch dann waren sie weg und er wollte unbedingt mehr sehen von dieser unbekannten Welt. Er folgte dem Papageifisch zu dem Korallenriff und ruhte sich dort erstmal von den Strapazen des Tages aus.

Nach einem ausgedehnten Plankton-Snack kam ein ganz komischer Fisch auf ihn zu. Er war groß wie ein Delfin, aber hatte insgesamt nur zwei Flossen. Er stieß viele Luftblasen auf einmal aus, dass die Erinnerungen Blubb nur ganz langsam überkamen. Dieser Fisch kam aus der Welt des Seevogels und er war hier, um das Wasser zu testen, damit seine Tauchschüler sicher tauchen konnten. Blubb wusste zwar nicht, was das heißen sollte, aber er wusste genau, dass bald noch mehr dieser seltsamen Fische kommen sollten. Dann war der komische Fisch aber schon vorbei geschwommen und Blubb sah nur noch eine Sandwolke, welche er durch seine komische, zweigeteilte Schwanzflosse aufgewirbelt hatte.

Nach einiger Zeit kam der Fisch dann auch schon wieder mit einer großen Gruppe anderer. Ihre Gedanken fand Blubb nicht so interessant. Sie dachten die ganze Zeit nur sowas, wie: „Das Wasser ist ja so schön!“ und „Wie schön die ganzen Fische sind!“. Dadurch wurde Blubb jedoch klar, dass sie keine richtigen Fische waren. Drei dieser Gestalten fand Blubb aber sehr interessant. Ihre Erinnerungen waren voll mit dem Meer, jedoch von oben – so wie er es auch schon bei dem Seevogel gesehen hatte. Sie waren auf einem dieser Schiffe gekommen, welche sehr leise schwimmen und nur hin und wieder etwas Lärm verursachen. Einer von ihnen dachte: „Gott sei Dank, dass ich in die Fortgeschrittenen-Gruppe gegangen bin. Ich bin zwar am Anfang ein bisschen lost gewesen, aber jetzt ist es ja mal mega cool.“

Blubb verstand zwar nicht, wer „Gott“ sein sollte, aber er wusste jetzt, dass diese Gestalten sonst auch keine Flosse hatten, sondern etwas ganz anderes, was er nicht kannte. Und es würden noch mehr von diesem leisen Schiff kommen. Er freute sich sehr und hoffe, dass sie auch so begeistert sein werden, wie diejenigen, die er jetzt schon kennengelernt hatte. Es kamen noch drei weitere Gruppen, die nur aus Leuten vom leisen Schiff bestanden. „Leute“ – das waren diese Fische nämlich, obwohl Blubb auch Wörter wie „Mensch“, „Schüler“ und viele andere Namen aufgeschnappt hatte, die er nicht so recht zuordnen konnte. Er erfuhr viel über sie. Sie kamen von der anderen Seite des großen Ozeans , aus einem Land, in dem das Wasser viel kälter ist. Und sie sind auf ihrer Reise mit dem leisen Schiff an vielen sehr besonderen Orten vorbei gekommen. Sie sind so etwas wie eine Familie geworden, obwohl sie keine Geschwister sind. Doch obwohl sie so viele besondere Orte, Tiere und Leute gesehen haben, freuten sie sich auch darauf, irgendwann ihre Familien wiederzusehen. Das zeigte Blubb, dass auch er seine Familie vermisste. Und durch ihre Freude über seine Welt, sah auch er seine Heimat in einem neuen Licht und konnte sie wieder wertschätzen. So verabschiedete er sich, nachdem die Leute gegangen waren, von dem Papageifisch und schwamm nach Hause zu seiner Familie.

Und die Moral von der Geschichte: Freu‘ dich über das, was du hast.
von Maya