Kolumne: „How To Survive on the Roald“

Wir freuen uns sehr darüber, dass Sie sich dazu entschieden haben, diesen „Guide über das Leben auf dem Traditionssegler Roald Amundsen“ zu lesen. Und das ist auch klug von Ihnen, besonders wenn sie vorhaben, auf diesem Schiff mitzufahren, denn eines lässt sich über das Leben an Bord der Roald schon im Vorweg sagen: es wird kein leichtes werden! In dem folgenden Guide werden Sie daher wichtige und auch interessante Informationen zum Leben an Bord sowie einige Tipps und Ratschläge in alphabetischer Reihenfolge vorfinden, die Ihnen hoffentlich einen guten Überblick verschaffen werden, wie der Hase hier so läuft.
Louis, Mika und Tobias

A
Ausrüstung
Gute Ausrüstung ist essenziell auf der Roald, denn es gibt Tausende Situationen auf die du vorbereitet sein musst, egal ob auf See, an Land oder vor Anker, gute Ausrüstung braucht jeder! Ein wichtiger Ausrüstungsgegenstand, der uns alle schon gute Dienste geleistet hat, ist das Ölzeug. Dies hat folgende Vorteile:
1. Es hält dich vor Kälte und Nässe geschützt.
2. Das Ölzeug ist auffällig, was bedeutet, dass man leichter gefunden wird, falls man über Bord geht.
3. Es sieht einfach cool aus!
Etwas was man ebenfalls unbedingt mitnehmen sollte, sind die Trekkingsandalen, über die ihr euch erstmal wundern werdet, wenn ihr die Packliste seht. Aber sie sind später wichtig, wenn ihr in die wärmeren Regionen kommt. Dort werdet ihr es nämlich nicht mehr so gemütlich finden, Socken in euren Schuhen zu tragen, da diese verdammt müffeln werden und eure Schuhe eh nass werden, wenn ihr Waldexkursionen machen werdet, da ihr oftmals durch Flüsse und Matsch wandern werdet.

B
Backschaft
Der Küchendienst, auch Backschaft genannt, ist die Aufgabe von je drei Schülern welche vor und Nachmittags für die Crew Essen zubereiten müssen. Dazu gehört auch das Auf- und Abräumen der Tische. Hierzu können wir euch nur folgenden Tipp geben: Wenn ihr Backschaft habt, müsst ihr unbedingt Musik mitnehmen, entweder in Form von einer CD oder eines Musikabspielgerätes (zum Beispiel MP3-Player) mit Aux-Anschluss. Bei weiterem ist es wichtig, dass dieses Gerät keine Simkarte besitzen darf, da alle Geräte mit Simkarte vor der Reise eingesammelt werden und nur ab und zu ausgeteilt werden.

Belegplan
Das Schiff hat über hundert Tampen und Belegnägel, die durch einen Belegplan sortiert sind. Den Belegplan muss jeder auswendig lernen, um die Kommandos, die dir dein Toppsgast gibt, zu verstehen und umsetzen zu können. Neben dem Belegplan lernst du auch noch, wofür die jeweiligen Tampen da sind, an denen du holst. Der Belegplan besteht aus 182 Tampen, die du alle kennen musst, damit du immer an den richtigen Tampen holen oder fieren kannst. Dabei geben wir euch folgenden Tipp mit: Im Bordhandbuch ist der gesamte Belegplan aufgezeichnet. Diesen kann man immer verwenden, um mal die Tampen auswendig zu lernen.

C
Cookies
Kekse, Bonbons, Schokolade oder Gummibärchen. Hast du Süßigkeiten, bleiben die an Bord nicht lange da. Sobald man auch nur mit einer der eben genannten Sachen irgendwo lang geht, wird man an fast jeder Ecke gefragt, ob man nicht was abgeben möchte. Wenn dieser Fall eintritt hast du drei Möglichkeiten.
Erstens: Du bist ein netter Mensch und gibst etwas von deiner Beute ab.
Zweitens: Du bist ein Egoist und behältst alles für dich alleine….oder
Drittens: Du verlangst etwas wie andere Süßigkeiten oder fragst ob sie einen kleinen Job für dich übernehmen wie irgendwas wegbringen (Müll, Kleidung o.ä.).

D
Dinghi
Das Dinghi ist ein anderes Wort für Schlauchboot. Das Dinghi ist ein ein sehr oft verwendetes Hilfsmittel, dies wird zum Beispiel als Shuttle, zum Anlegemanöver oder im schlimmsten Fall zum Retten eines Überbordgegangenen verwendet. Hierbei ist natürlich klar, dass die innen Sitzenden nass werden. Solltest du also in dem Dinghi-Shuttle sitzen, ist es nützlich, eine wasserfeste Tasche zu haben, in der du wasserempfindliche Gegenstände verstauen kannst. Außerdem wäre es sinnvoll,  Kleidung zu tragen, die nass werden darf.

D
Disziplin
Disziplin ist nun mal das A und O an Bord. An Bord muss eine gewisse Disziplin herrschen. Der Kapitän hat das letzte Wort und egal ob du mit einer Beurteilung eines Toppsgasten, Steuermannes oder des Kapitäns einverstanden bist oder nicht, wenn du Mist gebaut hast heißt es immer:„Tut mir leid, wird nicht nochmal vorkommen“. Außerdem herrscht zwischen dir und deinen Kammeraden ein vorausgesetzter, respektvoller und kameradschaftlicher Umgang. Und es währen sinnvoll zu versuchen, diesen aufrecht zu erhalten.

E
Einschränkungen
Auf dem Schiff bist du natürlich viel mehr eingeschränkt als zuhause, wo du machen kannst, was du willst. Zum einem ist es unter Deck viel enger als an Deck, was bedeutet, dass ihr mit dem eingeschränkten Raum, den ihr noch habt, zurecht kommen müsst. Hierbei empfehlen wir euch also, möglichst platzsparend zu packen und Gegenstände, auf die ihr verzichten könnt, zu Hause zu lassen. Ein auch sehr hilfreicher Gegenstand ist der Karabiner, mit dem ihr alle möglichen Gegenstände überall hinhängen könnt.

F
Fahrt
Für die Fahrten auf der Roald solltest du auf jeden Fall vorbereitet sein. Man denkt vielleicht; die Roald ist ein großes Schiff und wird auf See deshalb wohl kaum schaukeln. Fehlanzeige! Das Schiff wird auf See schaukeln, als würdest du Achterbahn fahren (vor allem das Vorschiff!). Dagegen kann man leider eher wenig machen. Was wir euch aber empfehlen können ist: Halt dich immer an irgendetwas fest, sorg dafür, dass du nirgendwo gegen schlägst und nimm dir am besten etwas gegen die Übelkeit mit. Oder bereite dich darauf vor, die eine oder andere Stunde am Schanzkleid zu verbringen.

G
Gerüchte
Auf der Roald dauert es nicht lange, bis sich auch nur die kleinsten Gerüchte verbreiten, so dass alle darüber Bescheid wissen. Das kann zu sehr großen Missverständnissen führen und im schlimmsten Falle zu Ausgrenzung mancher (oder witzig werden, je nach Gerücht. Dennoch…vorsichtig sein). Deshalb können wir euch wirklich nur raten: Fangt gar nicht erst damit an, Gerüchte über irgendjemanden zu verbreiten. Dies führt nämlich nur dazu, dass sich manche Leute unwohl fühlen.

Gute Plätze
Auf der Roald gibt es sehr viele schöne Plätze, an denen du Hausaufgaben machen, dich unterhalten oder einfach nur entspannen kannst während du dem Sonnenauf- oder -untergang zusiehst. Hier sind ein Paar der besten Plätze aus unserer Roald-Erfahrung.
1. Erste oder zweite Saling. Die Salings sind die Plattformen an denen du, während du auf dem Mast herumkletterst, Pause machen kannst. Diese, vor allem die unteren, sind ein sehr guter Platz, um mal seine Ruhe zu haben oder um einfach nur die Aussicht zu genießen.
2. Klüver. Der Klüver (der große Holzstab ganz vorne am Bug) ist ein echt schöner Platz, um sich mit einer anderen Person zu unterhalten oder einfach in den gepackten Segeln zu liegen um der Roald, von einer ganz besonderen Perspektive, beim Segeln zuzuschauen.
3. Ein weiterer Platz, welcher sich gut zum Unterhalten eignet ist „achtern“ (Auch Heck genannt). Dort musst du aber immer mit einer zweiten Person (einem Freund als Beispiel) sein, da das Risiko besteht, dass du nicht gesehen wirst wenn du alleine achtern über Bord gehst.
All diese Plätze sind vor allem bei Sonnenuntergang zu empfehlen.

H
Hygiene
Hygiene ist insofern ein wichtiger Punkt, da die Hygiene an Bord sehr eingeschränkt ist was die Körperpflege, wie zum Beispiel Duschen, angeht. Das Problem, welches an Bord nämlich herrscht, ist das begrenzte Trinkwasser, weshalb die Regelung gilt, dass man nur alle drei Tage duschen darf und das auch nur sehr wassersparend. Das wird dann ein Problem, wenn man in wärmere Gebiete kommt und mehr schwitzt und das Bedürfnis verspürt, zu duschen.

Hilfsmittel
Die Roald ist ein Schiff, welches absolut auf Sicherheit (und Arbeit) ausgelegt ist. Allein an der Brücke befinden sich mehrere Hilfsmittel, welche jeder verwenden kann wenn jemand über Bord geht. Zum einen befindet sich an Backbord eine sogenannte MOB (Mann über Bord) Boje, welche man leicht aus der Halterung heben und ins Wasser werfen kann, um den Ort, an dem die Person über Bord gegangen ist zu markieren. Sie besitzt nämlich einen Treibanker und eine Lampe, welche im Wasser schwimmt und dann angeht. Wenn diese Boje dann im Wasser schwimmt, hat das Opfer nicht nur einen Schwimmer, sondern kann auch leichter gefunden werden, wenn sich die Person in der Nähe oder an der Boje befindet.
Als nächstes Hilfsmittel besitzt die Roald natürlich auch den allseits bekannten Rettungsring, den der Überbordgegengene, wenn er diesen erreicht hat, nicht nur als Schwimmer benutzen kann um nicht unterzugehen, sondern auch um gefunden zu werden, da der Rettungsring Reflektoren hat.
Auch sehr auffällig sind diese weißen, runden Kisten, welche bei der Brücke gestaut sind. Dies sind nämlich Rettungsinseln, diese Dinger werden, wenn es zum Fall kommt, dass das Schiff verlassen werden muss, über Bord geworfen und gezündet. Aus diesen „Hüllen“ kommen dann schwimmende Gummiinseln, in die die Crew reinklettern kann um vor dem Ertrinken bewahrt zu werden. Wenn so eine Insel gezündet werden muss, hat das meistens den Grund, dass die Crew mehrere Tage darin überleben muss, bis sie dann gerettet wird. In dieser Insel ist alles auf maximal langes Überleben ausgelegt. Dazu beinhaltet diese Insel alles, damit die darin sitzenden Menschen so lange wie möglich überleben, wie z.B: Leuchtraketen, Überlebensanzüge, Radarreflektoren und in Plastik eingeschweißte Lebensmittel die extra dafür entwickelt wurden. Das Wasser, zum Beispiel, ist in Plastiktüten eingeschweißt und das Essen besteht aus einer Weizen-Hefe-Mischung welche sehr satt macht.

I
Inspektion der Kammern
Die Inspektion der Kammern ist ein Routine-Programm, was vor fast jedem Ablege-Manöver durchgeführt wird. Die Inspektion der Kammern wird erst dann wirklich nötig, weil in den Häfen fast das ganze Gepäck umgekrempelt wird. Neue saubere Wäsche wird nach oben verfrachtet, der Rucksack wird für die Expeditionen von unten rausgeholt und die eine oder andere Sache, die auf See ganz unten in die Tasche gerutscht ist, wird wieder hervor geholt. Da das ganze unter dem Zeitdruck des verabredeten Treffens zum Aufbruch geschieht, werden manche Sachen nur herausgerissen und somit entsteht ein Chaos, das seinesgleichen sucht und vor der Abfahrt wieder beseitigt werden muss! Und damit die Sachen nicht nur unter die Kojen gestopft werden, gibt es das “Kammer -Team“, welches die Kammern vor der Abfahrt abnimmt und bestätigt, dass alles seefest verstaut ist. Nach der Klarmeldung der Kammern geht es meistens direkt los!

J
J-I-V-A (Belegplan)
Der Belegplan sollte schnellstmöglich auswendig gelernt werden.
Wie erkenne ich die Art von Tampen vor mir?
Stagsegelfallen: Fußblock
Rahfallen: Weißer Nagel + Fußblock
Vorsegelniederholer: befinden sich vor dem Ankerspill
Vorsegelschooten: sitzen neben dem vorderen Niedergang von außen nach innen Jager- Außenklüver-Innenklüver-Vorstengestag
1. J-I-V-A = Jager-Innenklüver-Vorstengestag-Außenklüver – diese Merkhilfe hilft bei der Zuordnung der Fallen/Niederholer der Vorsegel. Sie beginnt backbord achtern und führt nach steuerbord achtern.
2. Bram Steht Allan
Das heißt, dass das Bramfall seine eigene Seite hat. Bei dem Vortopp ist das Bramfall an Steuerbord (Royalfall, Obermarsfall an Backbord) und am Großtopp ist das Bramfall an Backbord (Royalfall, Obermarsfall an Steuerbord)
3. Die Schoten wachsen im Garten
Das bedeutet, dass die Schoten von den Rahseglen im Mastgarten zu finden sind.

K
Knoten
Die Knoten sind eine Sache für sich. Sie werden nach der langen Zeit, die wir schon auf der Roald verbringen, immer noch oft falsch gemacht. Hier erkläre ich euch, wofür ihr die Knoten braucht. Wie man sie knotet, lasst ihr euch am besten von eurem Toppsi mit einem Zeiser zeigen
1. Webeleinstek
Der Webeleinensteg wird benutzt, um die Zeiser beim Segelpacken zu befestigen. Außerdem sind die Webeleinen mit diesem Knoten befestigt.
2. Doppelter Schotstek
Mit diesem Knoten kann man zwei ungleich dicke Tampen zusammenbinden und sie so verlängern. Außerdem wird mit ihm die Flagge mit dem unteren Bändsel befestigt.
3. Palstek
Dieser bildet eine sich nicht zuziehende Öse. Dieser Knoten wird zum Beispiel fürs Anschlagen von Pützen verwendet und ist auf der Roald nicht so gebräuchlich, aber es schadet nie, ihn zu beherrschen.
4. 1,1/2 Rundtörn mit 2 halben Schlägen
Dies ist der traditionelle Knoten, mit dem die Pütz festgemacht wird. Außerdem kann man damit auch Taljen anschlagen (das untere feste Ende).
5. Achtknoten
Dieser wird traditionellerweise beim Flaggehissen in die Öse auf der oberen Seite der Flagge gemacht. Außerdem wird er in Tampen, die ausrauschen könnten, gemacht, sodass sie beim nächsten Block stehen bleiben.
6. Pollerschlag
Dieser wird bei den Laschings verwendet. Außerdem kann man mit ihm wunderbar Hängematten aufhängen, weil er die Leine richtig unter Spannung setzen kann.
7. Stopperstek
Der Stopperstek wird für die Talje am losen, oberen Ende benutzt. Er hat die Eigenschaft, sich zu blockieren, wenn man an einem Ende zieht und wenn man den ganzen Knoten schiebt, lässt er sich in der Höhe justieren. Er lässt sich leicht durch einen Grommet ersetzen.

L
Lernen
Das Lernen an Bord ist schwierig, es gibt kaum einen Ort, wo man seine Ruhe hat und wegen den hohen Temperaturen (gerade unter Deck) nicht geröstet/gegrillt wird. Vor allem tagsüber, wenn die Leute wach sind, wird es schwierig: Die Kammer fällt raus, weil es schlichtweg einfach zu heiß ist. Die Messe fällt raus, da die Leute in ihr laut sind und dich ablenken und an Deck hast du das Problem, dass du von der Sonne verbrutzelt wirst. Außerdem ist immer eine ganze Wache da, um dich abzulenken. An sich bleibt da nur noch das Rigg und die Nacht für die Leute, die in Ruhe lernen wollen. Im Rigg hast du das Problem, dass du alles anbändseln musst. Wenn es besonders schaukelt und du von der Sonne zu leckerem Braten gemacht wirst, da bleibt dir nur noch die Nacht, was wegen deines Schlafrhythmus schwierig wird, denn du bist es gewöhnt, direkt nach der Wache ins Bett zu gehen.  Wenn du die 1-2 Stunden, die du für die Schule brauchst, lernen möchtest, raubt es dir mächtig die Zeit, die du zum Schlafen brauchst. Andere haben da auch schon gesagt, dass sie lieber die Nacht durchschlafen und verhältnismäßig wach sind und dafür auf die Schule „scheißen“. Alles in allem gibt es die 105 Minuten Unterricht dazu, die du auch schlafen müsstest – also sind alle immer mit leichten Augenringen zu sehen, aber das ist nichts wirklich Schlimmes.

M
Manöver
Im Manöver gibt es eine bestimmte Kommandosprache, die so kurz wie möglich gehalten wird. Außerdem gibt es im Manöver eine Ruhepflicht, die eingehalten werden muss, damit alle Kommandos und Antworten gut verstanden werden und sich alle gut konzentrieren können. Damit ihr am Anfang nicht ganz aufgeschmissen dasteht, habe ich euch hier die wichtigsten Kommandos aufgelistet und was diese bedeuten.
An das … = mache dich am … bereit zum Holen.
Klar bei … = mache dich am … klar zum Fieren.
Standby an … = sei bereit an … zum Fieren/ Holen (eingreifen, wenn es nicht funktioniert/schwerer läuft, als es soll).
… ist klar = Ich bin klar am … die gestellte Aufgabe auszuführen.
… ist unklar = Ich bin nicht klar am … die gestellte Aufgabe zu erfüllen.
schmeiß los … = nimm … vom Nagel (oder sonstigen Befestigung).
Fier auf … = gib Lose auf …
Hol durch … = Hole an …
Fest und belegen … = Hör auf mit dem was du tust und belege … wieder auf seinem Nagel.
Fest = Alle stoppen das, was sie tun (sofort).

N
Niedergänge und Gänge
Die Regeln der Gänge und Niedergänge sind ganz einfach, aber wichtig zu befolgen, weil dem Stamm gerne mal der Geduldsfaden reißt (nicht zu Unrecht, meistens), wenn es unter Deck zu laut wird.
1. Mittlerer und vorderer Niedergang nur von 8:00 – 20:00 benutzen.
2. Leise unter Deck sein, keine Gespräche in den Gängen/Kammern.
3. Aufpassen, dass man bei der Feuerrunde oder nach/ vor dem Wachwechsel mit den Klettergurt-Karabinern nirgendwo gegen schlägt (das macht Lärm im ganzen Schiff).
4. Die Toilettenspülung und den Wasserhahn nur bei geschlossener Tür benutzen, weil das ganz tierisch großen Lärm macht – darauf vor allem nachts achten.

O
Offene See/lange Törns und ihre Besonderheiten
Wäsche
Wir dürfen einmal die Woche mit der eigenen Kammer eine Waschmaschine füllen. Ansonsten gibt es keine weitere Möglichkeit zu waschen, weil die Handwäsche zu viel Wasser verbraucht.
Langeweile
Gegen Langeweile bei langen Törns ohne viel zu tun gibt es eine Bordbibliothek, in der man sich Bücher ausleihen kann, um keinen Schiffskoller zu bekommen. Was auch zu empfehlen ist, ist Klettern im Rigg.

P
Proviantmeisterei
Diese Aufgabe ist ein sehr wichtiges und verantwortungsvolles Amt, da wir nicht auf hoher See Proviant nachbunkern können. Es ist wichtig, dass die Lebensmittel jeden Tag überprüft werden und die Sachen, die nicht mehr lange gut bleiben, verarbeitet werden. Außerdem ist es wichtig, dass man nicht zu viel auf einmal verschleudert, weil es dann nach der halben Strecke nur noch Dosenpampe gibt. Außerdem darf nicht zu viel gekauft werden, weil dieses wiederum vergammelt, aber man muss wieder soviel proviantieren, dass es für den Törn reicht. Dennoch muss man das nicht so „leckere“ Essen auch am Anfang unter das leckere Essen mischen, damit es nicht die ersten zwei Wochen geiles Essen gibt und dann nur noch Zuchini oder so etwas. Ein weiterer Job des Proviantmeisters ist, dass er guckt, dass die Kombüse ordentlich hinterlassen wird und nicht die Essensreste unterm Regal kleben.

Q
Quergang
Der Quergang ist der Gang im Deckshaus, der Navi, Hospi, Maschinenraum, Kombüse sowie Lotsenklo und Lotsendusche miteinander verbindet und vom Backbordschott zum Steuerbordschott reicht. Das Tolle an ihm ist, dass er nicht sehr lang ist (gut für das Putzen) und ständig belüftet wird. Das Problem an der Länge ist nur, dass die Schlange, die sich mittags vor der Kombüse versammelt, bis nach draußen reicht. Bei Seegang sollte man ihn, sofern man unverletzt bleiben will, allerdings eher meiden, denn der Boden dort besteht aus den gleichen Fliesen, die der Backschaft in der Kombüse immer das Leben schwer machen (sie sind extrem rutschig), weshalb man gerne mal durch den gesamten Quergang rutscht. Das kann einem aber natürlich auch Spaß machen. Auch das Putzen des Querganges ist nichts Schönes, daher sollte man sich beim Reinschiff immer sofort für etwas anderes melden und dabei sehr engagiert wirken.

R
Rauchen
Natürlich dürfen Minderjährige nicht rauchen und klar ist offenes Feuer an Bord streng verboten, aber da das Achterdeck komplett aus Stahl besteht und es dort kaum brennbares Material gibt, ist das Rauchen dort für Raucher erlaubt. Das Tolle daran bei vorlichem Wind ist, dass der Rauch nach Achtern hin weggepustet wird. Allerdings ist die Roald für das Fahren vor dem Wind gebaut, heißt mit achterlichem Wind, wodurch man dann auf der Brücke immer weiß, ob jemand raucht oder nicht, ohne hinzusehen. Falls man kein Raucher ist, dann ist die Roald einer der letzten Orte, an denen man damit anfangen sollte.

Regen
Bei Regen gibt es zwei Empfehlungen: Ist es draußen kalt, zieh Ölzeug an. Ist es brüllend heiß, nutze die Gelegenheit für eine Gratisdusche. Regenfeste Sachen sollte man dennoch immer griffbereit haben, zum Beispiel im Tigergang, falls es doch ein Sturm wird. Nasse Sachen sollten auch nicht auf den Leinen in den Gängen, sondern draußen getrocknet werden, da trocknen sie besser und werden mit geringerer Wahrscheinlichkeit der „Lost and Found“ Kiste zugeführt.

Rigg
Das Rigg umfasst die Wanten, Rahen und eigentlich alles, was sich oberhalb des Decks am Mast  befindet. Dort darf man nur mit Gurt und festem Schuhwerk hoch, muss sich beim Übersteigen sichern und alles, was man bei sich führt, festbändseln. Wenn man sich entspannen will und einfach mal Ruhe braucht, oder eine tolle Aussicht haben will, ist das Rigg genau der richtige Ort auf der Roald. Daher sollte man aufpassen, dass man sich an die Sicherheitsregeln hält, denn es wäre schade, dort nicht mehr hin zu dürfen. Wenn man das Rigg hasst, hier ein unorthodoxer Tipp: Wenn man oben ist, sofort alle Regeln über Bord werfen und man darf sehr schnell nicht mehr hoch. Mit Pech danach aber auch nicht mehr an Bord.

Ruhe
Unter Deck hat man sich ruhig zu verhalten, denn merke: An Bord schläft immer jemand! Längere Gespräche führt man daher nicht in den Gängen oder Kammern, sondern an Deck oder in der Messe. Bewegt wird sich auch möglichst lautlos und nicht wie ein Elefant im Porzellanladen, und wenn man Pech hat und die Toiletten putzen muss, flucht man lieber nicht wie Kapitän Haddock, sondern beißt in den Lappen und legt los, sonst kann es passieren, dass eine sehr wütende Gestalt aus einer der Kammern gewankt kommt und einen zur Schnecke macht, weil man jene geweckt hat (und manche an Bord will man einfach nicht wecken, auch wenn man muss!).

S
Schlaf
Der Wachrhythmus ist für den Schiffsbetrieb gemacht, nicht für die Freizeit. Daher sollte man, besonders wenn man in der Wache 1 ist, schlafen wann immer man kann und nicht lesen bis der Arzt kommt oder in der Messe sitzen, da Mann es bereuen wird (besonders, wenn man die Aussicht auf eine schöne Landschaft verpasst, weil man tagsüber schlafen musste, weil man das nicht nachts getan hat!). Allerdings kann man natürlich auch die Philosophie vertreten, dass Schlaf überbewertet ist.

Sex
Kurz und knapp: auf dem Schiff nicht zu empfehlen! Man hat wenig Platz und es ist sehr wahrscheinlich, dass man gehört wird. Außerdem ist Sex an Bord nicht gern gesehen oder verboten! Wenn man aber nicht an sich halten kann, gibt es im Partyschrank Kondome für jeden zugänglich.

Sicherheit
Auch wenn die Regeln nervig sein können, gilt: Sicherheit hat an Bord oberste Priorität! Niedergänge werden nicht runtergesprungen, in der Wache und im Rigg trägt man immer festes Schuhwerk und seinen Klettergurt, man läuft nicht mit offenen Messern rum und stellt niemandem ein Bein. Auch sollte man nicht in die Schlaufen eines zum Laufen ausgelegten Tampens treten, denn wenn dieser in just diesem Moment durchrauscht, findet man sich sehr schnell unter der Nagelbank wieder, und das in einer nicht sehr guten körperlichem Verfassung. Also lieber an die Regeln halten, sie haben leider gute Gründe (die meisten zumindest). An Bord ist das Motto „Regeln sind da um gebrochen zu werden!“ mit schnellen und schmerzhaften Lerneffekten verbunden, auf die im Kopf gesunde Menschen lieber verzichten.

T
Tagestoppsi
Der Tagestoppsi wird zu Beginn einer Wache vom Toppsgasten ernannt. Er hat dann für die Dauer der Wache alle Aufgaben eines Toppsgasten zu erfüllen, während der eigentliche Toppsgast zum „Tagestrainee“ wird. Das Tolle daran: Wenn man seinen Toppsgasten nicht leiden kann (oder eine Rechnung mit ihm offen hat) und dann zum Tagestoppsi ernannt wird, kann man ihn zum Beispiel für unbegrenzte Zeit in den Ausguck stellen, schön weit weg von allen anderen. Aber Achtung: So kann man es sich natürlich auch böse mit ihm verscherzen.

U
Unfälle
Falls man sich dummerweise nicht an die Sicherheitsregeln gehalten hat und das Opfer eines Unfalles geworden ist, kann man sich auf eines verlassen: Im Notfall hat das Überleben einer Person auf der Roald die allerhöchste Priorität! Daher wird auch schnellstens auf angemessene Art und Weise reagiert: Ist man über Bord gegangen, wird alles daran gesetzt, einen so schnell wie möglich wieder reinzuholen, mit Maschineneinsatz, Dinghiaussetzen, Rettungsnetz und allem, was benötigt wird. Falls es sich um einen weniger dramatischen Unfall handelt, wird sofort der Schiffsarzt (falls vorhanden) oder eine Person mit medizinischen Kenntnissen rangeholt. Bei sehr schweren Unfällen kann es durchaus passieren, dass der nächste Notdienst angefunkt und man mit dem Helikopter abgeholt wird. Sowas passiert aber sehr selten. Das Tolle dran: Man hat auf Partys eine spannende Geschichte zu erzählen. Das weniger Tolle: Unfälle sind eigentlich immer eher weniger toll.

Unterricht
Falls man das zweifelhafte Glück hat, an Bord Unterricht in Form von Schule zu haben, sollte man Folgendes wissen: Wegen des Wachrhythmus hat man weniger Unterricht als in der Schule und der Schiffsbetrieb hat immer Vorrang. Wenn man in einem Manöver dringend alle Leute braucht, weil zum Beispiel ein Sturm aufzieht, dann fällt der Unterricht und mit Glück auch eine Klausur aus (also hoffe auf Stürme). Ansonsten ist der Unterricht an Bord auch nicht uninteressant, vorausgesetzt die Lehrer nutzen die Möglichkeiten, die ihnen die außergewöhnliche Kulisse bietet.

V
Verhalten
Es gibt einen Spruch an Bord, der sehr einprägend sein kann: Shipshape in brystelfashion. Das bedeutet unter anderem: Exzellente Seemannschaft und Disziplin. Man verhält sich allen anderen gegenüber sozial und fair und spielt nicht den Idioten, der sich vor der Arbeit drückt, das, was er macht, schlampig verrichtet und den anderen das Schokomüsli wegfuttert. Sollte man sich so verhalten, wird man sehr schnell zurechtgewiesen und, wenn man sein Verhalten nicht ändert, von Bord geworfen (im nächsten Hafen, leider nicht über die Planke). Wenn man also auf der Roald bleiben will, verhält man sich besser sozial und kameradschaftlich, wenn man allerdings schnell weg will, ist das kein schlechter Weg.

Vermasseln
Wenn man was vermasselt, sofort drauf aufmerksam machen! Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich, allerdings nicht, wenn man bei dem lehrreichen Part nicht dabei ist, den die Verbesserung durch Dritte bildet. Wenn man nicht drauf aufmerksam macht, könnte der Fehler zu einem fatalen Unglück führen, oder jemand, der nichts mit der Sache zu tun gehabt hat, muss den Fehler zu seinem Ärger wieder gerade biegen. Wenn man nicht drauf aufmerksam macht und der letztgenannte Fall eintritt, sollte man versuchen, schnell Gras drüber wachsen zu lassen. Es sei denn, das gehört zum eigenen Plan, von Bord zu fliegen, dann weiter so!

W
Wache
An Bord der Roald gibt es drei jeweils vierstündige Wachen mit jeweils einem Steuermann, einem Toppsgasten und mindestens einer Deckshand, sowie einer unbestimmten Anzahl von Trainees. Die Wache kann man mehr oder weniger als Familie bezeichnen, denn mit ihren Mitgliedern verbringt man auf Grund des gemeinsamen Tagesablaufs die meiste Zeit. Man hat zusammen Wache, isst zusammen, hat zusammen Freizeit und schläft zur gleichen Zeit (aber nicht zusammen, das ist verboten und unbequem). Zu den drei Wachen kann man folgendes sagen:
Wache 1 ist die „Hundewache“ (per Definition im Handbuch!), da sie von 0 – 4 Uhr Wache hat, nicht selten das Frühstück verpasst und daher die anstrengendste Wache ist (auch neigen die Mitglieder der Wache 1 dazu, auch sonst in ihrer Wachzeit ein gewisses Maß an Pech zu haben).
Wache 2 ist die „Wache der wandelnden Inkompetenz und Missgeschicke“ (so nennen sie zumindest einige). Das hat nichts mit der Intelligenz oder Geschicklichkeit der Mitglieder dieser Wache zu tun, vielmehr damit, dass die Wache 2 das Talent hat, egal wer drin ist, sich irgendwie dumm anzustellen. Die Wachzeiten von Wache 2 sind von 4 – 8 Uhr und damit ein entspanntes Mittelmaß zwischen Wache 1 und 3.
Wache 3 ist per Definition die „Altherrenwache“ (oder, für junge Leute:„Pussywache“), da sie mit einer Wachzeit von 8 – 12 Uhr einen sehr angenehmen Schlafrhythmus und viel Freizeit verspricht. Auch wird Wache 3 gerne als „die asoziale Wache“ bezeichnet, da ihre Mitglieder, egal wer sie sind, dazu neigen, sich gerne zu beschweren und der Wache 1 das Schokomüsli wegzufuttern (damit macht man sich an Bord schnell sehr unbeliebt). Auch Leute, die gerade erst in Wache 1 waren und wissen, warum sie Hundewache heißt, passen sich dem Verhalten der Wache 3 schnellstens an. Es befinden sich übrigens zwei der Autoren dieses Guides aktuell in Wache 3.

X
X-mal gesagt
An Bord wird sehr viel mit Wiederholungen gearbeitet: Bekommt man ein Kommando, wiederholt man dieses als Zeichen, dass man es verstanden hat und als Gelegenheit für den Kommandierenden, noch einmal über sein Kommando nachzudenken, wenn ihm das Erwiderte komisch vorkommt. Wenn man nicht jedes mal an das Wiederholen erinnert werden will, und dieses ständige Erinnern an etwas so Simples geht wirklich allen Beteiligten sehr schnell auf die Nerven, sollte man sich schleunigst daran gewöhnen, die gegebenen Kommandos zu wiederholen. Taubstellen sollte man sich auch nicht, das fällt schnell auf und wird eine saftige Ansage nach sich ziehen.

Nachwort
Dieser Guide ist das Ergebnis der unermüdlichen Arbeit dreier eher fauler, aber kreativer Autoren (wie Künstler eben gerne sind), die, auch wenn man es mit gutem Grund vermuten könnte, nicht unter dem Einfluss bewusstseinserweiternder Stoffe gestanden haben, als sie ihrer in Fachkreisen hochgeschäzten Arbeit nachgingen und für Sie all diese nützlichen Tipps und Informationen zusammentrugen. Wenn der eine oder andere Tipp bei ihnen nicht so funktioniert wie in diesem Guide niedergeschrieben, dürften Sie der berühmten Ausnahme über den Weg gelaufen sein, die die Regel zusätzlich noch bestätigt.
Falls Sie weitere Fragen zu einigen Fachbegriffen haben, können Sie diese in dem Bordhandbuch der Roald Amundsen oder auf der Internetseite des Vereins „Leben lernen auf Segelschiffen“ nachschlagen.
Die Buchstaben Y und Z wurden von der Reaktion absichtlich ausgelassen, da es zu diesen Punkten keine relevanten Informationen in Bezug auf das Leben auf der Roald gibt, die in ein Nachschlagewerk dieser Liga gehören würden.
Viel Erfolg beim Ausprobieren dieser Tipps und Tricks, auf die unsere Redaktion keine Gewähr gibt.