Wecklied

Datum: 7. Januar 2020
Position: 09° 27,0′ N; 079° 57,0′ W
Etmal: 0 sm
Wetter: Wind NNE 3 Bft, Bewölkung 2/8, 1018 hpa, Luft 31°C
von: Heike

Wind Nord-Ost mit Stärke 6 – viele Segel sind gesetzt
Kurs nach West schön vor dem Wind
da ist die Roald ganz geschwind
an Steuerbord  schwimm’n Delfine vorbei
…es ist echt toll auf der Roald zu sein.

Du stehst auf um Mitternacht – hast kaum ein Auge zugemacht
Kein Schiff und auch kein Stern zu sehen
trotz stundenlangem Ausguck gehen
Halb drei  und bald ist es vorbei
es ist echt hart in Wache 1 zu sein.

Steht spät auf – schon ist aufgebackt
nimmst sogleich beim Frühstück Platz.
Alle Toppen schon gebrasst – Du hast gar nix angefasst.
Zu Mittag ist es schon wieder vorbei
es ist echt toll in Wache 3 zu sein.

All Hands ist laut angesagt – mit Gurt sind alle angetrabt
schon 5 vor Ganz noch nicht zu spät doch wieder ist es … der fehlt
Das Warten ist noch lange nicht vorbei
es ist nicht leicht der Kapitän zu sein.

In der Backschaft ist es heiß – aus allen Poren rinnt der Schweiß
die Musik laut aufgedreht – Mamma lauder mit gegrölt
und aus dem Ofen da duftet es fein
es ist echt toll in der Backschaft zu sein

Du stehst vor der Thermoskanne – doch der Kaffee ist wieder alle
Du entscheidest Dich für Tee – doch Deine Mug die fehlt.
Das Wasser tropft an der Schüssel vorbei
du bist es leid in der Messe zu sein.

Kokospalmen, blaues Meer , weißer Strand – Karibik pur
doch du kannst es nicht genießen, wartet auf Dich die Klausur
Doch bald schon da ist es vorbei
Du springst vom Klüverbaum ins blaue Meer hinein.

Waschmaschin‘ und Trockner laufen
Carlo ist am Haare raufen
die Wäsche quillt aus vollen Körben
die nie zu leeren sind.
die Generatorzeit ist bald schon vorbei
es ist nicht leicht der Waschinist zu sein.

Du stehst am Ruder – motiviert
den Kompass ständig im Visier
drehst das Rad ganz unverzagt – 2 7 0 ist angesagt
doch da kommt schon der Steuermann vorbei
Es ist nicht leicht Rudergänger zu sein.

Statt Koje in der Hängematte – um frische Luft zu schnappen
doch da gibt es ein Problem – den Regen hast du übersehen
schon bald ist das Deck wieder frei
denn alle laufen mit den Schlafsachen hinein.

Maik, der Maschinist – sitzt oft auf der Brücke rum
wenn wir seglen hat er nicht gerade viel zu tun
doch schwimmt im Klo wieder mal der Scheiß
ist es nicht leicht der Maschinist zu sein.

Schwitzt du zu sehr mit langem Haar
ist der Frisör für dich da
Schnipp-schnapp  mit der Scher‘ er macht – schon ist die Matte ab
Bene kommt mit dem Rasierer vorbei
es geht recht schnell kurzhaarig zu sein.

Chaos herrscht in Deiner Kammer
der Boden ist nicht mehr zu sehen
Du stösst den Kopf am Ventilator
doch ohne den kann es nicht geht.
Doch in Colón da ist es schon vorbei
Das Rein Schiff hält auch die Kammern rein.

Wind Nord-Ost mit Stärke 6 – viele Segel sind gesetzt
Kurs nach West schön vor dem Wind
da ist die Roald ganz geschwind
an Steuerbord  schwimm’n Delfine vorbei
…es ist echt toll auf der Roald zu sein.

Heike


neu am 10. Januar:

Fotogalerie
von der Etappe
Martinique – Colon

Aus der Vogelperspektive

Datum: 28. Dezember 2019
Position: 12° 39,5′ N; 074° 40,8′ W
Etmal: 154 sm
Wetter: Wind E 6 Bft, Bewölkung 3/8, 1014 hpa, Luft 30°C
von Heike

„Hola – soy Pablo. Un pájaro jóven de Colombia.“
(Anmerkung des Lektorats: „Hallo, ich bin Pablo. Ein junger Vogel aus Kolumbien.“ Für eine leichtere Verständlichkeit der Leser in der alten Welt ist der Text im Folgenden in deutscher Sprache wiedergegeben.)

Wow – das ist ja mal ein schönes Schiff! Die pflügen ja geradeso durch die Wellen. Und was für schöne Aufbauten die haben – geniale Plätze zum Rasten – da ruhe ich mich doch mal etwas aus und putze mein Gefieder. Gestern Abend so kurz vor Sonnenuntergang war ich etwas weiter östlich unterwegs zum Jagen. Da hörte ich, wie die Delfine sich unterhielten. Natürlich wieder alle auf einmal, da versteht man nicht immer alles. Aber ich habe aufgeschnappt, dass wohl mal wieder so ein „Segelschiff“ unterwegs ist in unserem Revier. Recht schnell mit cooler Bugwelle zum Surfen. Von Segelschiffen habe ich bislang nur gehört. Die wenigen Schiffe, die hier fahren, sind entweder Frachtschiffe oder diese riesigen Kästen mit den bunten Lichtern in der Nacht. Segelschiffe sollen anders sein. Ruhiger, weil sie ohne den ganzen Maschinenlärm fahren – haben mir meine Eltern damals erzählt, als ich gerade frisch geschlüpft war. Also – Kurs zu diesem Ding, guten fliegenden Fisch soll es in der Gegend auch geben.

Bin die ganze Nacht durchgeflogen und irgendwann nach Sonnenaufgang habe ich das Segelschiff dann erspäht. Ja – passabel! Und wirklich – kein Motorengeräusch. Trotzdem nicht wirklich leise. Erst war es recht ruhig, aber plötzlich waren da ganz viele dieser großen Wesen an Deck … dos… once… doce… veinticuatro… ach… ich kann eh nur bis treinta zählen – so viele waren es ungefähr. Die sind zum Teil auch ganz schön laut, aber eben anders als der Maschinenlärm auf den großen Containerschiffen. Die Wesen kommen und gehen. Egal – ich fliege erst einmal ein paar Runden um das Schiff und jage ein paar fliegende Fische. Total praktisch – dieses Segelschiff hilft mir dabei. Die fliegenden Fische geraden schnell in Panik und fliehen vor der Bugwelle des Schiffes. Dabei fliegen sie ein paar Meter über das Wasser. Zack – meine Chance. Eine seitliche Drehung nach rechts – Sturzflug – Abtauchen ins Wasser – lecker, den schlucke ich gleich ganz runter. Ah, da noch einer – seitliche Drehung nach links – Sturzflug – Abtauchen ins Wasser – Mist, der ist mir entwischt. Da, gleich vier Fische in Formation – hinterher. Ups, woher kommt dieser plötzliche Wind, immer wenn ich direkt neben dem Schiff bin? Muss wohl mit den großen, weißen Dingern zusammenhängen, die sie zwischen den Aufbauten aufgehängt haben. Federn sind es nicht.

Na, da mache ich mal ein Päuschen und ruhe mich dort auf den Aufbauten aus. Da ist ein schönes Plätzchen mit prima Aussicht über’s Meer. 1A Platz. Ganz am Rand, dort wo die weißen Tücher aufhören. Sogar mit einer Art Fußmatte [Anmerkung der Redaktion: Nockzeiser]. Coole Art zu reisen – ist fast wie fliegen, nur weniger anstrengend. Ah – da ist noch eine Fischschuppe unter meinen linken Flügel. Der letzte Fisch war nicht so lecker, der macht noch etwas Probleme in meinem Magen. So besser – ups – das ging daneben. Direkt auf ein unten liegendes Wesen. Pardon! Doch, hey, was soll das? Warum bewegt sich das plötzlich. Irgendwas machen die Wesen da unten. Die ziehen und rütteln an irgendwas, schauen zu mir hoch und sind anscheinend nicht so erfreut. Ach, mir reicht es, ich fliege wohl besser weiter. Noch ein paar Runden um das Segelschiff und jagen. Huch – was ist das jetzt? Die Wesen klettern an ihrem Schiff hoch – einer sogar bis zu meinem Rastplatz. Irgendwas machen die da jetzt zwischen den weißen federartigen Dingen. Nee, das ist mir zu nah. Satt bin ich auch. Ich fliege mal wieder weiter, treffe heute Abend meinen venezulanischen Kumpel Brian. ¡Adiós, chicos! Und vielen Dank für den Fisch.

Redaktion: aus Tuck/Heinzel „Die Meeresvögel der Welt“: Brauntölpel/Brown Booby/Sula leucogaster. Großer, schokoladenbrauner Vogel von 76 oder mehr cm Länge, mit zigarrenförmigen Körpern, langen schmalen Flügeln, kräftigen kegelförmigen Schnäbeln und langen keilförmigen Schwänzen. Fliegen in stetigem geraden Flug über dem Meeresspiegel. Sie erbeuten ihre Nahrung, in dem sie sich aus dem Flug ins Wasser stürzen.
Pablo, alias H.

Grüße:
Lui wünscht Janetti alles Liebe zum Geburtstag. Wie wunderschön, dass du geboren bist. See you on the other side
Dani grüßt Lena, Birding ist hier täglicher Sport!
Heike grüßt alle Roald-Fahrer an Land (und zur See) und Grüße nach Hause!
Isa grüßt Lisa, Jörg, Johanna!!! und Mirko, Gesa und Janka in Svendborg!
Conni grüßt ganz lieb Bärbel und die Rothkegels in Fallersleben, ganz besonders Uli, sowie Heike und Frank, Ulf und Tina aus Polchow, und auch ganz doll Natalie, Nick, Klaus und Zottel, Klaus und Beate und alle – ohne Euch alle würde ich nicht hier so schön auf der Roald segeln!
Vera drückt Mama, die kleine Sister, ihr Zuhause, die Seekrokodile und den Hasen! Bis zum nächsten Jahr!!
Grüße an die Fichtners in Ahaus, Ennepetal, Gevelsberg, Trogen und sonst wo auf dieser Welt! Ganz liebe Grüße an meinen Engel! Danke für Deine Unterstützung und bis bald! Chris