Versteckt im Kettenkasten

Datum: 7. November 2019
Position: Porto Santo, 33°03,6′ N, 016°18,9′ W
Etmal: 53 nm
Wetter: Luft 21°C, 1027 hpa, Wind NNW, 4 Bft., Bed. 1/8
von Chris

Moin, ich bin`s, Chris, Toppsi aus der Wache 1! Ich habe mich im Kettenkasten versteckt und schreibe nun heimlich diese Nachricht an euch, liebe Eltern der HSHS-Schüler. Ich schreibe extra leise, damit es keiner bemerkt, aber es gibt Dinge, die mal gesagt werden dürfen. Es fällt mir echt schwer und ich weiß auch nicht, ob ich mich anschließend noch an Deck zurück trauen kann, doch es ist mir sehr wichtig mal Klartext zu reden. Natürlich kann das nicht jeder gut verkraften und daher bitte ich euch, euch hinzusetzen, damit ihr von der nächsten Böe nicht umgehauen werdet. Fester Stand, eine Hand für Dich und eine fürs Schiff… oder so ähnlich.

SCHRITTE… Ich mache eine kurze Pause… bin gleich zurück …
Okay, alles gut gegangen. Es war nur der Bootsmann, der seine tägliche Portion Labsal abholen wollte.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, mal Klartext reden! Nun sind wir schon über einen Monat unterwegs, haben Strapazen aller Art gemeinsam durchgestanden, wie früh aufstehen, Kammer aufräumen, zeitig ins Bett gehen, Toilette putzen, andere ausreden lassen und den Tisch decken! Das hat natürlich Spuren bei den Kids hinterlassen, ja förmlich gezeichnet wurden sie von diesen widrigen Umständen bzw. gewünschten Verhaltensmuster! Aus reiner Rücksicht euch gegenüber möchte ich hier auf Bilder verzichten, aber vielleicht gelingt es mir ja dies mit ein paar Worten zu beschreiben: es gibt Zeichen des Lächelns, vielleicht sogar Lachens in den Gesichtern, es erfreuen sich alle großer Beweglichkeit und Tatendrang. Nur mit viel Mühe können wir ausgelassene Hüpfbewegungen unterbinden und müssen aufpassen, dass die Schüler nicht bald das Schiff übernehmen! Natürlich haben wir das selbst erzeugt! Wir förderten die Selbstständigkeit, vermittelten, was es bedeutet Verantwortung zu übernehmen, erzählten ihnen was von Navigation und sie bekamen immer wieder Raum, um eigene Vorschläge einzubringen und eine Umsetzung derer mitzugestalten. Möglich machten das besonders die Lehrer*innen, welche wohl akzentuiert ihre begleitende Führungsrolle einsetzen und für die Kids einen wahnsinnigen Spagat zwischen Coach, Lehrer, Stammcrew, Trainee, Instandhalter, Kummerkasten und Mensch hinlegten.

Naja, nun haben wir den Salat! … und das nach so kurzer Zeit! Da ist das bisschen Welle, Schwell, Wind der Stärke 7 und 4 Stunden Dauerregen in der 0-4 Wache echt nicht der Rede wert. Das machen die Kids mit links! Und es hat wirklich heftig geschaukelt. Eine Krängung bis 35° wurde einfach nur belächelt. Kleine Seemänner und -frauen, die wir da begleiten dürfen.

Ich habe nicht mehr viel Zeit! Das nächste All-Hands wird ausgerufen und ich darf mich kurz fassen: Es erfüllt uns mit großen Stolz, Demut und Dankbarkeit eine so tolle Gruppe auf einem ihrer wichtigsten Lebensabschnitte begleiten zu dürfen. Es macht Spaß, jeden einzelnen an seinen Aufgaben wachsen zu sehen und wahrzunehmen, wie sich die ganze Crew entwickelt! So, jetzt wird`s aber Zeit! Es klopft am Luk! Schnell noch die Meldung raus…
Es grüßt Chris aus der Wache 1

Natürlich dürfen auch die Grüße von mir nicht fehlen! Danke an alle, die mir die Reise ermöglicht haben und mich in Gedanken begleiten!
Mike grüßt Vera, Jac Kri, Ole und alle Camp-III-er.

Schiffsarbeiten

Datum: 20. Oktober 2019
Position: Portsmouth, 50°47.7’ N, 001° 06.5’E
Etmal: – nm
Wetter: Luft 13 °C, 1009 hpa, Wind NW, 3 Bft., Bed. 5/8
von Nils & Chris

Heute Sonntag in Portsmouth schien die Sonne auf unser stark durchfeuchtetes Deck und auch die Besatzung erfreute sich an den wärmenden Strahlen. Nach einem opulenten kontinentalen Frühstück trafen wir uns zur sonntäglichen Arbeitsbesprechung an Deck. Es galt heute ausgiebige Instandhaltungsarbeiten im Rigg durchzuführen, denn einer der ständigen Feinde neben der UV-Strahlung und dem Abrieb ist die Korrosion, wie unser Riggwächter Mike, the special one, dozierte. Schnell waren die Arbeiten verteilt. Das Highlight bildeten unsere Bootsmannsstuhl-Fahrer, die mit den Fallen an den Stagen in luftige Höhen gezogen wurden, wo sie unserem Feind No.1 mit Labsal begegneten. Langsam abfierend pinselten sie die Masse auf die Stagen und genossen den herrlichen Ausblick, so dass wir sie hin und wieder aus ihren Träumereien zurück holen durften.

Nach getaner Arbeit – und wir übererfüllten sie – machten sich die Nachwuchscrew zur körperlichen Ertüchtigen auf dem Weg zum Strand, um dort bei Spiel und Spaß sich ihrem altersgerechten Spieltrieb hinzugeben. Neben Frisbee und Fußball wurden auch Weit- und Zielwurf geübt. Manche trafen ins Schwarze! Nach Rückkehr und Kaffee und Kuchen bot sich noch einmal die Gelegenheit, die wunderschöne Hafenstadt Portsmouth auf individuelle Art zu erkunden. In Kleingruppen wurden Imbissbuden, Supermärkte und Kleingeschäfte nach nahrhaftem, nützlichem und anderweitig verwertbarem durchforstet und ggf. „geplündert“. Vorbereitend auf den frühen Ableger am nächsten Morgen war um 22 Uhr Bettruhe.

Weisheiten der Wache 1: ….diesmal keine, denn der richtige Wachbetrieb beginnt erst wieder am Montag. Für die Wache die Wache 1
Nils und Chris

P.S.: Ganz liebe Grüße an Hannah und Malte und alle Lieben an Land