Aus der Vogelperspektive

Datum: 28. Dezember 2019
Position: 12° 39,5′ N; 074° 40,8′ W
Etmal: 154 sm
Wetter: Wind E 6 Bft, Bewölkung 3/8, 1014 hpa, Luft 30°C
von Heike

„Hola – soy Pablo. Un pájaro jóven de Colombia.“
(Anmerkung des Lektorats: „Hallo, ich bin Pablo. Ein junger Vogel aus Kolumbien.“ Für eine leichtere Verständlichkeit der Leser in der alten Welt ist der Text im Folgenden in deutscher Sprache wiedergegeben.)

Wow – das ist ja mal ein schönes Schiff! Die pflügen ja geradeso durch die Wellen. Und was für schöne Aufbauten die haben – geniale Plätze zum Rasten – da ruhe ich mich doch mal etwas aus und putze mein Gefieder. Gestern Abend so kurz vor Sonnenuntergang war ich etwas weiter östlich unterwegs zum Jagen. Da hörte ich, wie die Delfine sich unterhielten. Natürlich wieder alle auf einmal, da versteht man nicht immer alles. Aber ich habe aufgeschnappt, dass wohl mal wieder so ein „Segelschiff“ unterwegs ist in unserem Revier. Recht schnell mit cooler Bugwelle zum Surfen. Von Segelschiffen habe ich bislang nur gehört. Die wenigen Schiffe, die hier fahren, sind entweder Frachtschiffe oder diese riesigen Kästen mit den bunten Lichtern in der Nacht. Segelschiffe sollen anders sein. Ruhiger, weil sie ohne den ganzen Maschinenlärm fahren – haben mir meine Eltern damals erzählt, als ich gerade frisch geschlüpft war. Also – Kurs zu diesem Ding, guten fliegenden Fisch soll es in der Gegend auch geben.

Bin die ganze Nacht durchgeflogen und irgendwann nach Sonnenaufgang habe ich das Segelschiff dann erspäht. Ja – passabel! Und wirklich – kein Motorengeräusch. Trotzdem nicht wirklich leise. Erst war es recht ruhig, aber plötzlich waren da ganz viele dieser großen Wesen an Deck … dos… once… doce… veinticuatro… ach… ich kann eh nur bis treinta zählen – so viele waren es ungefähr. Die sind zum Teil auch ganz schön laut, aber eben anders als der Maschinenlärm auf den großen Containerschiffen. Die Wesen kommen und gehen. Egal – ich fliege erst einmal ein paar Runden um das Schiff und jage ein paar fliegende Fische. Total praktisch – dieses Segelschiff hilft mir dabei. Die fliegenden Fische geraden schnell in Panik und fliehen vor der Bugwelle des Schiffes. Dabei fliegen sie ein paar Meter über das Wasser. Zack – meine Chance. Eine seitliche Drehung nach rechts – Sturzflug – Abtauchen ins Wasser – lecker, den schlucke ich gleich ganz runter. Ah, da noch einer – seitliche Drehung nach links – Sturzflug – Abtauchen ins Wasser – Mist, der ist mir entwischt. Da, gleich vier Fische in Formation – hinterher. Ups, woher kommt dieser plötzliche Wind, immer wenn ich direkt neben dem Schiff bin? Muss wohl mit den großen, weißen Dingern zusammenhängen, die sie zwischen den Aufbauten aufgehängt haben. Federn sind es nicht.

Na, da mache ich mal ein Päuschen und ruhe mich dort auf den Aufbauten aus. Da ist ein schönes Plätzchen mit prima Aussicht über’s Meer. 1A Platz. Ganz am Rand, dort wo die weißen Tücher aufhören. Sogar mit einer Art Fußmatte [Anmerkung der Redaktion: Nockzeiser]. Coole Art zu reisen – ist fast wie fliegen, nur weniger anstrengend. Ah – da ist noch eine Fischschuppe unter meinen linken Flügel. Der letzte Fisch war nicht so lecker, der macht noch etwas Probleme in meinem Magen. So besser – ups – das ging daneben. Direkt auf ein unten liegendes Wesen. Pardon! Doch, hey, was soll das? Warum bewegt sich das plötzlich. Irgendwas machen die Wesen da unten. Die ziehen und rütteln an irgendwas, schauen zu mir hoch und sind anscheinend nicht so erfreut. Ach, mir reicht es, ich fliege wohl besser weiter. Noch ein paar Runden um das Segelschiff und jagen. Huch – was ist das jetzt? Die Wesen klettern an ihrem Schiff hoch – einer sogar bis zu meinem Rastplatz. Irgendwas machen die da jetzt zwischen den weißen federartigen Dingen. Nee, das ist mir zu nah. Satt bin ich auch. Ich fliege mal wieder weiter, treffe heute Abend meinen venezulanischen Kumpel Brian. ¡Adiós, chicos! Und vielen Dank für den Fisch.

Redaktion: aus Tuck/Heinzel „Die Meeresvögel der Welt“: Brauntölpel/Brown Booby/Sula leucogaster. Großer, schokoladenbrauner Vogel von 76 oder mehr cm Länge, mit zigarrenförmigen Körpern, langen schmalen Flügeln, kräftigen kegelförmigen Schnäbeln und langen keilförmigen Schwänzen. Fliegen in stetigem geraden Flug über dem Meeresspiegel. Sie erbeuten ihre Nahrung, in dem sie sich aus dem Flug ins Wasser stürzen.
Pablo, alias H.

Grüße:
Lui wünscht Janetti alles Liebe zum Geburtstag. Wie wunderschön, dass du geboren bist. See you on the other side
Dani grüßt Lena, Birding ist hier täglicher Sport!
Heike grüßt alle Roald-Fahrer an Land (und zur See) und Grüße nach Hause!
Isa grüßt Lisa, Jörg, Johanna!!! und Mirko, Gesa und Janka in Svendborg!
Conni grüßt ganz lieb Bärbel und die Rothkegels in Fallersleben, ganz besonders Uli, sowie Heike und Frank, Ulf und Tina aus Polchow, und auch ganz doll Natalie, Nick, Klaus und Zottel, Klaus und Beate und alle – ohne Euch alle würde ich nicht hier so schön auf der Roald segeln!
Vera drückt Mama, die kleine Sister, ihr Zuhause, die Seekrokodile und den Hasen! Bis zum nächsten Jahr!!
Grüße an die Fichtners in Ahaus, Ennepetal, Gevelsberg, Trogen und sonst wo auf dieser Welt! Ganz liebe Grüße an meinen Engel! Danke für Deine Unterstützung und bis bald! Chris

Mike wird 80!

Datum: 11. Dezember 2019
Position: 15° 20,6 N, 056° 25,5’W
Etmal: 172 sm
Wetter: Wind E 6 Bft, Bewölkung 3/8, 1017 hpa, Luft 29°C
von der Stammcrew

Hallo Mike, da Du nun 70,8% Deiner prophezeiten Lebenserwartung erreicht hast, lasse ich es mir nicht nehmen höchstselbst eine Meldung zu verfassen. Keine detaillierte Auflistung des leckeren Frühstücks mit knusprigen Brötchen und die neusten Neuigkeiten aus der Kombüse, nein es geht um das Schiff. Auf der ruhigen Atlantikreise war gute Gelegenheit unser Schiff in einen Zustand zu versetzen, dass jeder Seemann sagen kann „gepflegtes Schiff“. Ich hoffe, das wird so weiter gehen, ohne dass Du Angst haben musst, es wäre nichts mehr zu tun für Dich. Wir freuen uns alle Dich bald wiederzusehen und wünschen Dir einen angenehmen Geburtstag, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch. Alles weitere demnächst an Bord, sagt Karlo.
2016 hörte ich zum ersten Mal die Geschichte über ein Seekrokodil und einen Steinbeißer. 2016 war ich zum ersten Mal auf der Roald und ich wäre sicherlich nicht dort geblieben, wenn ich nicht Deine werte Bekanntschaft gemacht hätte: ein nie müde werdender Geschichtenerzähler, Bootsmannsmentor, Schiffspfleger, Kritiker des roaldigen Sozialgefüges und geduldiger Lehrer der Nautik. Fühl Dich geknutscht liebes Seekrokodil! Deine Vera
Wir sind jetzt 21 Tage auf See und haben mindestens 220 Arbeitsstunden für den Schiffserhalt mit Schülern, Lehrern und Stammcrew verwendet. Ich versuche dein Stundenbuch für diesen Abschnitt weiterzuführen, wenn auch so manche Stunde und die zusätzliche Arbeit vom Bootsmann, Maschinisten und Steuerleuten nicht mit aufgeführt sind. Ich hoffe Du hast morgen einen schönen Tag und hast so manche Melodien zu summen. Beste Glückwünsche zum Geburtstag von Christoph
Liebe Grüße an dich, Crocodile von Verena! Mögen noch so viele schöne Törns wie dein erster auf der Roald folgen!
Alles Gute und viele Grüße auch im Namen der Schülerschaft! Wir freuen uns schon, dich hier an Bord wiederzusehen!
Lieber Mike, wenn der Anker klappert, ist es noch lange keine Klapperschlange! Diese und andere Weisheiten, die einem das Leben an Bord erst ermöglichen, erhält man von Dir humorvoll vorgetragen in der 0-4 Wache! Ich wünsche Dir zum Geburtstag alles erdenklich Gute, Gesundheit, Achtsamkeit und auch für Dich immer eine Perle in der Tasche! Es grüßt ein treuer Anhänger der 0-4 Wache, Toppsi Chris
Lieber Maik, aus dem Keller nun noch öhlige Glückwünsche zum Geburtstag. Hab einen schönen Tag, bis bald und viele Liebe Grüße Andreas.
Lieber Mike, auch die Wache 2 grüßt dich herzlich zu Deinem Geburtstag! Mit den besten Wünschen bis zum nächsten Törn!! Liebe Grüße, Isa
Lieber Mike, alles Gute für Dich und hoffentlich bald auf der Roald – das Schiff brummt dank vieler Hände nicht nur zur Schiffserhaltsstunde und alles geht hier voran! Liebe Grüße Conni