Kolumne: Oh, wie schön ist Panama

von Lukas, Constantin & Jonas

1. Arbeitslos in der Arbeiterstadt?
Streiks auf den Straßen Colons trotz Kanal nebenan

Nachdem die High Seas High School-Crew an Bord der Roald Amundsen in Colon eingelaufen ist, stand ein einmonatiger Landgang auf dem Programm. Die Schülerinnen und Schüler waren alle begeistert bei dem Gedanken, die neuen Länder Panama sowie Costa Rica ausgiebig kennenzulernen und zu erleben. Nachdem die Trekkingrucksäcke am nächsten Tag geschultert waren und die Bushaltestelle erreicht war, hieß es warten. Eine ganze Weile warten. Gefühlte Ewigkeiten warten. Der Grund dafür: Streiks.

Colon ist eine Stadt mit sehr vielen und hohen Einnahmen. Die Hautquelle dieser ist der bekannte Panamakanal, welcher eine der wichtigsten Durchfahrten für den weltweiten Schiffsverkehr darstellt. Dementsprechend hoch sind die Einnahmen der zugehörigen Stadt Colon. Es ist Fakt, dass das Geld an die Stadt fließt. Bekannt ist jedoch nicht, wie die Gelder daraufhin verwendet werden. Schon lange ist Colon eine Stadt der Arbeiter, was tatsächlich auf den Bau des Kanals zurückzuführen ist. Auch gab es in der Vergangenheit vermehrt Bauprojekte, die Arbeitsplätze für die vielen Arbeiter geschaffen haben. Für diese Art von Investitionen hat die Stadt zum Beispiel die Einnahmen genutzt. In den letzten Jahren existierten diese Projekte aber nicht mehr wirklich. Trotz der hohen Einnahmen gibt es keine Verwendung des Geldes. Dies bedeutet, es werden keine Arbeitsplötze geschaffen, die von der Regierung finanziell unterstützt werden könnten. Dieses Thema hat in den letzten Wochen, wenn nicht sogar Monaten, zu Streiks auf den Straßen von Colon geführt. Die Massen an Arbeitern, welche bei den Demonstrationen zum größten Teil anzutreffen sind, besitzen eine Unzufriedenheit mit der unklaren Verwendung der hohen Einnahmen der Stadt.

So kam es dazu, dass unser Bus in den Massen stecken geblieben ist, wir jedoch einige Zeit später unsere Route in Panama fortsetzen konnten.
Constantin

2. Der Panamakanal
Ein Kanal von großer Bedeutung

Ich stehe im Ausguck, während wir auf Colon zufahren. Vor mir an Backbord liegt in der Dunkelheit das Festland und an Steuerbord sind viele kleine Lichter zu erkennen. Ich bin nicht sicher was ich dort sehe, daher frage ich unsere Steuerfrau Conni. Sie deutet auf das Radar und erklärt mir, dass ich dort unglaublich viele ankernde Schiffe sehe. Sie warten darauf, den Panamakanal zu durchfahren oder sie sind bereits hindurch und setzten bald ihre Reise in die große weite Welt fort. Schnell wird einem bewusst, dass der Panamakanal bei einer solchen hohen Nutzung sicher eine große Bedeutung für das Land hat.

Wie wir bei Carlos (ein Mann, welcher uns nach dem Landaufenthalt auf der Roald, in der Shelter-Bay besuchte und uns viel über Panama erzählte) erfahren haben, ist der Kanal ein großer Bestandteil Panamas. Er ließ Städte entstehen, schuf Arbeit, ermöglichte neue Wege im Schiffsverkehr und bringt bis heute viel Geld ein. Allerdings brachte er auch negative Dinge und Unklarheiten mit sich. Die große Stadt Colon ist mit dem Bau des Panamakanals entstanden. Es gab viel Arbeit, also auch viele Arbeiter. Durch die Fertigstellung des Kanals und die Industrialisierung fiel für die meisten Bewohner ihre Arbeit weg. Deshalb hat diese Stadt heutzutage mit viel Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Bei unserer Weiterreise über Land von Panama nach Costa Rica bekamen wir dieses Problem in Form von Streiks, durch welche unser Bus verspätet kam, im besonderen Maß mit.

Heutzutage ist der Andrang von Schiffen, die durch den Panamakanal wollen so enorm, dass er stark reglementiert werden muss. Dies liegt aber nicht nur an den vielen Schiffen, sondern auch am massiven Wasserverbrauch der Schleusen des Kanals. Alle Schleusen werden, um die Schiffe auf einen ungefähr 30 Meter höheren Wasserspiegel zu bringen, mit Süßwasser geflutet. Dieses ist nötig, da die Schleusen mit Süßwasser weniger verschleißen und einfacher sind, instand gehalten zu werden, als mit salzhaltigem Meerwasser. Auch wenn die neueren Schleusen ca. 60 Prozent des Frischwassers recyceln und somit auch sparen können, ist der Wasserverbrauch enorm. Dazu kommt auch noch der Aspekt des stetigen Trinkwassermangels der Großstadt Colon. Die Stadt bekommt wenig von dem Wasser ab, welches aus Flüssen und aus Nationalparks zum Panamakanal geleitet wird. Viele Nationalparks sind übrigens genau für diesen Zweck zum Nationalpark ernannt worden.

Ein fragwürdiger Punkt des Panamakanals ist das Geld, welches durch die Nutzung dieser weltweit meist befahrenen, künstlichen Wasserstraße eingenommen wird. Es ist Fakt, dass der Kanal eine Haupteinnahmequelle des Landes Panama ist. Jedoch ist nicht bewusst, wo das Geld wirklich landet.
Jonas

3. Leben im Paradies
Wenn dein Zuhause eine Trauminsel ist

Die Wellen, die gegen das große, schwarze Segelschiff klatschen, schwappen in unseren Einbaum. Mama bereitet sich darauf vor, die von uns selber gemachten Armbänder und Stoffe zu verkaufen. Ich bleibe im Boot sitzen, so wie jedes Mal, wenn ein weiteres Schiff vor meinem Zuhause ankert. Dann denke ich darüber nach, wie es wohl ist, hier in meiner Heimat Urlaub zu machen.

Das ist meine Geschichte. Ich bin Pedro, zwölf Jahre alt und lebe mit meiner Familie auf Nalunega, einer der San Blas Inseln. Mama kommt zurück ins Boot geklettert. Sie hat ein Lächeln auf den Lippen und sie erzählt, dass die Menschen aus Deutschland viel gekauft haben. Erleichtert paddeln wir zurück. Ein Blick nach hinten, wo das riesige, furchteinflößende Schiff schwimmt, fixiert von seinem Hunderte Kilo schweren Metallanker direkt in meiner Heimat.

Zurück in unserer Hütte aus Bambus und Palmenblättern wartet meine Großmutter schon sehnsüchtig auf uns. Beim Essen berichtet Mama von ihrem erfolgreichen Verkauf auf dem Segelschiff aus Deutschland. Im Bett denke ich darüber nach, wie es wohl sein muss, von Ort zu Ort zu reisen. Wie weit sind die Menschen von Zuhause entfernt? Wie lange sind sie schon ohne ihre Familie unterwegs? Ein für mich unvorstellbarer Gedanke. Schon ganz früh am Morgen treffe ich mich mit den Stammesältesten und meinen Freunden. Während wir für unseren Auftritt mit den Panflöten proben, sehen wir das kleine Motorboot hin- und herfahren. Es bringt die Kinder von ihrem Schiff auf unsere Insel. Die sonst so ruhige Stimmung hier wird durch die fremdartigen Gespräche gestört.

Die Frau des Häuptlings führt die deutschen Schüler, die mit Kameras, Hüten und Sonnenbrillen ausgestattet sind, vom Strand zu unserem Versammlungshaus. Dort sitzt der Häuptling wie immer in seiner Hängematte und erzählt von der Geschichte meiner Heimat. Die Schüler, die alle ein blaues Oberteil tragen, hören gespannt zu. Jetzt, wo der Vortrag vorbei ist, schlägt mein Herz schneller. Wir erheben uns und bereiten uns vor, um unseren traditionellen Tanz zur Musik der Panflöten und Trommeln zu zeigen. Die Schüler kommen auf den Vorplatz, wo unser Auftritt stattfindet. In gewisser Weise freue ich mich, unseren Gästen unsere Kultur zu zeigen, andererseits habe ich Angst, dass sie nicht erkennen wie wichtig sie uns ist. Doch meine Ängste sind unbegründet, wie ich an den Gesichtern der Deutschen leicht erkennen kann. Nachdem wir unsere Choreographie beendet haben, fragen wir die Schüler, ob sie mittanzen und musizieren möchten. Sofort springen sie auf, um mitzumachen. Gemeinsam lachen wir und ich merke, dass sie unsere Traditionen wertschätzen. In so einem Moment vergesse ich, dass sie wildfremde Menschen sind.

Nach einem gemeinsamen Basketballspiel macht sich die deutsche Gruppe auf und führt zurück in ihre Heimat – auf das Segelschiff. Wieder im Bett schreibe ich in mein Tagebuch, was das für ein unvergesslicher und unglaublicher Tag für mich war.
Lukas