Blubb

Datum: 22. Februar 2020
Position: Playa Giron, Kuba
Etmal: –
Wetter: warm
von Maya

Es war einmal ein kleiner Fisch. Er hieß Blubb. Blubb war der kleinste Fisch in seiner Familie. Alle seine Geschwister waren schon größer als er. Doch er hatte eine besondere Gabe. Er konnte die Gedanken, Gefühle und Erinnerungen anderer Lebewesen durch das Wasser, das ihn umgab, lesen. Seinen Geschwistern gefiel das garnicht, weil er dadurch, wenn es Streit gab, immer von seiner Mutter herbei gerufen wurde, um den Streit zu schlichten. Außerdem bekam er von allen immer die schlechte Laune mit, sodass er, sobald er alt genug war, ins weite Meer hinaus zog, um die Welt zu sehen.

Er sah unglaublich viel. Die Erinnerung von Delfinen und Walen, die ihn von weit entfernten Ozeanen träumen ließen. Er erfuhr von einem Hai alles über die Jagd und von einer Schnecke alles über die verschiedenen Meeresböden. Als er gerade von einem Papageifisch von einem Korallenriff ganz in der Nähe erfuhr, stürzte plötzlich ein Seevogel herab, um ihn zu fressen. Er bekam ihn jedoch nicht, weil Blubb so klein war. Doch in dem Moment, als der Seevogel ins Wasser tauchte, brachen alle Erinnerungen über eine völlig neue Welt auf ihn ein. Er war überfordert von all den fremden Orten, die er für ein paar Sekunden von seinem inneren Auge sah. Doch dann waren sie weg und er wollte unbedingt mehr sehen von dieser unbekannten Welt. Er folgte dem Papageifisch zu dem Korallenriff und ruhte sich dort erstmal von den Strapazen des Tages aus.

Nach einem ausgedehnten Plankton-Snack kam ein ganz komischer Fisch auf ihn zu. Er war groß wie ein Delfin, aber hatte insgesamt nur zwei Flossen. Er stieß viele Luftblasen auf einmal aus, dass die Erinnerungen Blubb nur ganz langsam überkamen. Dieser Fisch kam aus der Welt des Seevogels und er war hier, um das Wasser zu testen, damit seine Tauchschüler sicher tauchen konnten. Blubb wusste zwar nicht, was das heißen sollte, aber er wusste genau, dass bald noch mehr dieser seltsamen Fische kommen sollten. Dann war der komische Fisch aber schon vorbei geschwommen und Blubb sah nur noch eine Sandwolke, welche er durch seine komische, zweigeteilte Schwanzflosse aufgewirbelt hatte.

Nach einiger Zeit kam der Fisch dann auch schon wieder mit einer großen Gruppe anderer. Ihre Gedanken fand Blubb nicht so interessant. Sie dachten die ganze Zeit nur sowas, wie: „Das Wasser ist ja so schön!“ und „Wie schön die ganzen Fische sind!“. Dadurch wurde Blubb jedoch klar, dass sie keine richtigen Fische waren. Drei dieser Gestalten fand Blubb aber sehr interessant. Ihre Erinnerungen waren voll mit dem Meer, jedoch von oben – so wie er es auch schon bei dem Seevogel gesehen hatte. Sie waren auf einem dieser Schiffe gekommen, welche sehr leise schwimmen und nur hin und wieder etwas Lärm verursachen. Einer von ihnen dachte: „Gott sei Dank, dass ich in die Fortgeschrittenen-Gruppe gegangen bin. Ich bin zwar am Anfang ein bisschen lost gewesen, aber jetzt ist es ja mal mega cool.“

Blubb verstand zwar nicht, wer „Gott“ sein sollte, aber er wusste jetzt, dass diese Gestalten sonst auch keine Flosse hatten, sondern etwas ganz anderes, was er nicht kannte. Und es würden noch mehr von diesem leisen Schiff kommen. Er freute sich sehr und hoffe, dass sie auch so begeistert sein werden, wie diejenigen, die er jetzt schon kennengelernt hatte. Es kamen noch drei weitere Gruppen, die nur aus Leuten vom leisen Schiff bestanden. „Leute“ – das waren diese Fische nämlich, obwohl Blubb auch Wörter wie „Mensch“, „Schüler“ und viele andere Namen aufgeschnappt hatte, die er nicht so recht zuordnen konnte. Er erfuhr viel über sie. Sie kamen von der anderen Seite des großen Ozeans , aus einem Land, in dem das Wasser viel kälter ist. Und sie sind auf ihrer Reise mit dem leisen Schiff an vielen sehr besonderen Orten vorbei gekommen. Sie sind so etwas wie eine Familie geworden, obwohl sie keine Geschwister sind. Doch obwohl sie so viele besondere Orte, Tiere und Leute gesehen haben, freuten sie sich auch darauf, irgendwann ihre Familien wiederzusehen. Das zeigte Blubb, dass auch er seine Familie vermisste. Und durch ihre Freude über seine Welt, sah auch er seine Heimat in einem neuen Licht und konnte sie wieder wertschätzen. So verabschiedete er sich, nachdem die Leute gegangen waren, von dem Papageifisch und schwamm nach Hause zu seiner Familie.

Und die Moral von der Geschichte: Freu‘ dich über das, was du hast.
von Maya