Klar zum Ablegen – vorn und achtern

Datum: 8. Oktober 2016
Ort: Hamburg, Sandtorhöft, 53° 32, 3′ N, 009° 58,5′ E
von: Charlie

t_charlieNach zwei Tagen Vorbereitung im Überwinterungshafen „Mississippi“ der Johnny ging es heute vom Sandtorhöft los. In aller Frühe erhoben sich 25 Schüler, vier Lehrer und sieben Stammcrewengel inklusive Kapitän aus ihren Kojen und machten ihr neues Zuhause startklar, um zuerst eine Schleuse zu erwischen und dann gegen neun Uhr morgens am Sandtorhöft anzulegen, wo schon die einige Eltern und Freunde darauf warteten noch einmal das Schiff zu entern, ihre Liebsten zu knuddeln und gespannt den Reden der High Seas High School-Kombo zu lauschen.
Redner waren Herr Florian Fock, seines Zeichen Schulleiter der Hermann-Lietz-Schule auf Spiekeroog, Dr. Hartwig Henke – Ideengeber und Mitbegründer der High Seas High School, Norbert Bury als Kapitän der Johnny auf den Etappen von Hamburg bis nach Panama, Hauke Henke vom Verein „Crew an Land“, Heiner Grübmeyer – Vorstandsmitglied bei Clipper D.J.S. e.V. sowie Jan-Gerd Reiners als Geschäftsführer der HSHS und meine Wenigkeit als Projektleitung.
Während in den Tagen zuvor keine Zeit für Aufregung war, da alle damit beschäftigt waren das Schiff reisefertig zu machen, entluden sich nach den Reden die gesamten Emotionen voller Aufregung, Freude aber auch Abschiedsschmerz in einem Meer zwischen Lachen und Tränen: Die ganzen Stunden voller Proviantieren, Sicherheitstrainings, Ansprachen durch die Stammcrew oder Bestücken des Schiffes mit den High Seas-Klamotten und dem gesamten Lehrmaterial waren vergessen, es zählte nur noch der Moment. Kurz vor halb zwölf hieß es dann „Klar vorne und achter – Bereit zum Ablegen“. Begleitet von kräftigem Winken, einem Schlachtruf und den letzten Tränen machte sich die Johann Smidt auf in Richtung Elbe, um dann weiter gen Westen auf der Nordsee zu schippern.

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Mitverfolgen kann man die Reise der Johann Smidt, solange sie in Küstennähe ist, unter www.marinetraffic.com. Erste Bilder sind schon auf unserer Facebookseite zu sehen, im Laufe der nächsten Woche auch hier.
In diesem Sinne der gesamten Crew immer ein Handbreit Wasser unter’m Kiel und ordentlich Wind in den Segeln.
Charlie

Abschied

Datum: 8. Oktober 2016, (Tag 1)
Position: auf der Elbe, querab Wedel
Etmal: 5 sm
Wetter: Luft 13°C, 1025hPa, wolkig, Wind NNE 2
von Amira

amiraHallo Daheimgebliebene,
nach dem ersten Tag auf See melden wir uns zurück von Bord der Johann Smidt. Ich sitze hier in meiner Kojendecke, mein Kopf stößt beinahe an die obere Koje, aus der Musikbox schallt „Holz“ von 257 und im Hintergrund hört man gleichmäßig den Motor (auch Jockel genannt) grummeln. Das Boot schaukelt passend zum Takt. Heute soll der Tag sein, an dem es endlich los geht, es soll der Beginn einer langen und ereignisreichen Reise sein!? Die wenigsten können es jetzt schon fassen, dass wir für 7 Monate von Zuhause und unseren Familien fort sein werden.

Heute morgen legten wir nach einer relativ kurzen Nacht zusammen mit dem Filmteam des ZDF, welches einen kurzen Film über die Hermann-Lietz-Schule dreht, am Sandtorhöft vor Hamburg an. Dort wurden wir dann auch offiziell verabschiedet, ein paar Tränen wurden verdrückt und jeder wurde noch ein letztes Mal für 7 Monate kräftig gedrückt. Anschließend legten wir unter lauten Jubelrufen ab und ließen die zahlreichen Verwandten und Freunde am Sandtorhöft zurück. Nur das Filmteam durfte noch an Bord bleiben. Für sie war dann die Reise in Wedel zu Ende. Dort ertönte für uns die Nationalhymne über die Elbe (wir fühlten uns sehr geehrt, auch wenn sie vermutlich nicht für uns gedacht war). Heute Abend werden wir ankern und es ist wieder Ankerwache angesagt. Bis bald
Amira