Genieße den Tag

Datum: 31. März 2016
Position: 36°19,0’N, 047°20,0’W
Etmal: 134 nm
Wetter: Wasser 17°C, Luft 20°C, Wind 5 Bft.
von Ana

In fast allen Tagesmeldungen geht es um den langweiligen Bordalltag oder über andere langweilige Dinge. Ich will euch was über die schönen Dinge hier an Bord erzählen , die viel zu selten beschrieben werden. Natürlich ist es blöd mitten in der Nacht geweckt zu werden, aber Wache ist eines der Dinge auf die ich mich am meisten freue. Denn wenn man Glück hat, kann man in der richtigen Wache sowohl Sonnenaufgang als auch Sonnenuntergang beobachten. In der Nachtwache kann man außerdem auch fast immer die Sterne sehen, und vielleicht sieht man auch die einen oder anderen Sternenbilder. Der Ausguck ist die Zeit des Nachdenkens. Man ist alleine, hat Zeit für sich und man kann den Himmel sowie das Meer wunderschön beobachten. Das Meer hat ebenso viele Besonderheiten, mal kleine, mal große Wellen, das Meeresleuchten, welches mich immer wieder beeindruckt und die vielen Meeresbewohner, von denen wir auch manchmal welche zu Gesicht bekommen.

Am Ruder fühlt man sich stark, denn man hat die Kontrolle über das Schiff, aber wehe man fährt in die falsche Richtung. Toll ist es, wenn man dann Segel setzt und man merkt, wie schnell wir sind und mit was für einer Leichtigkeit die Roald übers Meer gleitet. Der Seegang lässt zwar die einen oder anderen erkranken, aber wie langweilig wäre denn der Unterricht, wenn keine Unterlagen durch die Gegend fliegen. Dann die Abende, an denen man Filme guckt oder einfach in der Messe sitzt und sich miteinander unterhält. Und wenn man dann mal in der Nacht nicht schlafen kann, sind immer genug Leute wach mit denen du reden kannst. Die Lehrer, der Stamm und alle Schüler sind wie meine zweite Familie für mich und die Roald ist unser gemeinsames Zuhause. Hier fühle ich mich so geborgen, dass ich gar nicht mehr gehen möchte, aber in Deutschland erwartet mich meine richtige Familie (nicht dass ich die weniger lieb hab). Ich weiß jetzt schon, dass ich auf jeden Fall wiederkommen werde nach der Reise. Ich vermisse meine Familie zuhause ganz doll und hab euch genauso, wenn nicht mehr lieb. Grüße an alle in St.Tönis und Krefeld.
Ana

Grüße: Karo sendet endlich mal wieder ganz viele Grüße nach Lindenberg.
Grüße an die Seeseilschaft.

Neues aus dem Keller oder warum Emma auf Wolke 7 schwebt

Datum: 30. März 2016
Position: 36°19,0’N, 047°20,0’W
Etmal: 134 nm
Wetter: Wasser 17°C, Luft 20°C, Wind 5 Bft.
von Verena

Nun haben wir beinahe die halbe Strecke von den Bermudas zu den Azoren zurück gelegt. Ca. 1000 Meilen liegen noch vor uns. Halbzeitfazit: Es wird kälter und kälter, dafür hatten wir aber die letzten Tage schönen Wind. Im Maschinenraum war es daher bis auf das tägliche Brummeln der Generatoren sehr ruhig. Wobei ruhig? Emma hat geschwiegen. Mehr und mehr technikbegeisterte Schüler allerdings ließen sich die verschiedenen Aggregate erklären und können sie nun zum Teil auch schon selbst bedienen. Als Maschinist ist jetzt also die größte Herausforderung, die vielen Fragen zu beantworten und Wissen zu vermitteln. Die regelmäßige Wartung ist natürlich spannend….solange man schrauben darf und z.B. mal ein Filter gewechselt wird, dann ist das Highlight des Tages schon erreicht! Der Wind war zwar wie schon gesagt in den letzten Tagen recht gut zu uns, aber er soll leider nachlassen.

Deshalb ist heute das Hauptthema: Wie geht die Maschine an, wenn der Wind uns ganz im Stich lässt? Maschinist (erklärend): „Um einen Dieselmotor zu betreiben, braucht man eine WOLKE:

W asser (alle Kühlwasserventile auf???)
O el (Ölpumpe an, Öldruck vorhanden?)
L uft (Maschinenraum ausreichend Luftzufuhr?)
K raftstoff (Tagestank voll? Schieber alle auf?)
E nergie (Pressluftventile auf, Flaschen voll?)

Alles soweit klar. Um aber eine solche Schönheit wie Emma zu betreiben, braucht man zusätzlich ganz viel Liebe!!!“ Maschinenassistent daraufhin: „Also nicht Wolke, sondern Wolke 7!!!“ Womit er eigentlich recht hat….

Auf Wolke 7 schweben dann allerdings die Assistenten, wenn sie mal selbst starten dürfen und sich alles dreht, wie es soll. So hoffen wir denn, dass die angedrohte Flaute nicht zu lang anhält und Emma keine Dauerschicht schieben muss. Wir lieben zwar ihr wunderschönes Geräusch… aber wir sind ja nunmal ein Segelschiff und hoffen daher auf weiterhin guten Wind. Viele Grüße aus dem warmen Keller von der Mitte des Atlantiks an alle daheim und die Kollegen unterwegs!
Maschinistin Verena

Grüße: Ich grüße ganz ganz dolle Carlotti und Mucki! Ich vermisse euch so sehr 🙁