Noch ’ne Woche Schule- – endlich

Datum: 29. März 2016
Position: 36°08,5’N, 052°57,0’W
Etmal: 136,5 nm
Wetter: Wasser 19,5°C, Luft 21°C, Wind 5-6 Bft.
von Judith

Zu Hause morgens: Der Wecker klingelt, man guckt auf die Uhr, man will eigentlich weiterschlafen (ich schlaf auch wieder ein). Hier an Bord ist es eigentlich ein bisschen anders. Man wird zwar jeden Morgen (auch viel zu früh) mit unterschiedlichen Informationen geweckt. Dann startet aber der innere Monolog: Steh ich auf, bleib ich noch liegen, ignoriere ich einfach, dass ich geweckt wurde… Inzwischen steht man auf, schläft dafür aber fast beim Frühstück wieder ein.Wie auch zu Hause warten wir sehnsüchtig auf die unterrichtsfreie Zeit und wollen in unsere Ferien, also wieder in den vollen Wachen fahren. Jedoch wird im Gegensatz noch mal in der letzten Woche Schule voll angezogen, Klausuren werden angekündigt, das Tagespensum an Stunden wird angezogen. Man guckt also nicht informierende und bildende Filme oder Serien, wie die Simpsons oder „Fuck yu Göte“. Dementsprechend versucht man zu lernen.

Die Bedingungen werden inzwischen aber wieder anstrengender. Wann muss man lernen und vor allem wo? Natürlich, wenn man Freiwächter ist, aber die Frage des Ortes bleibt weiterhin kritisch. Es gibt vormittags Unterricht in der Messe, in den Kammer schläft eigentlich immer jemand und außerdem sind sie nur zum Schlafen eingerichtet. Man kann nicht darin aufrecht sitzen und dabei den Seegang ausbalancieren. Vor Costa Rica und Kuba setzte man sich dann auf Deck und bräunte sich gleichzeitig (Ich blieb dann beim Bräunen hängen und wunderte mich dann, wie viel Zeit schon vergangen ist). Jetzt rette ich mich schon vor Regen und Brechern (diese Witterungen habe ich überhaupt nicht vermisst), sodass das Deck auch wegfällt. Meine Prognose zum Lernen: Knapp oder gar nicht.

Wer mich kennt, weiß, dass ich sehr gut auf sehr hohen Niveau meckern kann. Die Schulzeiten sind netterweise sehr an uns Schüler angepasst und wir bekommen selten Hausaufgaben auf, die man aber auch innerhalb von 10 Minuten erledigen kann. Also empfehle ich allen Schülern, denen ihr Schulalltag zu stressig ist, mit bei HSHS mitzufahren, um den entspannendsten Unterricht zu haben. Dies sollte aber nicht nur der einzige Grund sein. Ich grüße alle meine Freunde und meine Familie und freue mich euch wieder zu sehen. Angeblich sind es noch 40 Tage, andere meinen es seien nur noch 39 Tage.
Judith

P.S.: Robin muss wohl krank sein. Heute hatte er nicht den Satz für mich: „Hey Judith, du schreibst heute Tagesmeldung.“ Ich glaube, dass das dann meine letzte war.

Grüße:
Johannes freut sich über den Wind und genießt den Bordalltag mit den wissbegierigen Schüler*innen. Ich freue mich aber auch schon wieder auf den Frühling bei und mit all meinen Lieben! PS: In den Grüßen vom Ostersonntag gibt“s auch ein Osterei!
Josha wünscht seiner kleinen Schwester alles Gute und Gottes Segen zum Geburtstag, grüße auch den Rest meiner Familie! lieb euch<3

Vom Verantwortung abgeben und Rache erfahren

Datum: 28. März 2016
Position: 35°27,4’N, 055°30,7’W
Etmal: 98 nm
Wetter: Wasser 20°C, Luft 21°C, Wind 3 Bft.
von Svenja

„Svenja, ab jetzt würden wir uns freuen, wenn du dich nicht mehr einmischst, uns einfach machen und auch mal scheitern lässt.“ Klare Ansage des neuen Kombüsenteams und ein Schock für mich. Ich soll mein über vier Monate angesammeltes Wissen darüber, wie man ungestraft bei der Backschaft nascht, Essen plant und die Kombüse abnimmt, abgeben? Das muss ein Scherz sein, aber nein: Daniel guckt ernst, als er mir diese Ansage macht, kurz nachdem wir besprochen haben, welche Aufgaben als Kombüsenverantwortliche anfallen. Kurz darauf der zweite Schock, die Backschaftsbesprechung wurde ohne mich abgehalten, dabei war ich doch nur kurz in einer Lehrerbesprechung. Frechheit, so kann ich mich doch nicht mehr einmischen und so tun als wüsste ich es besser. Zu allem Ärger schmeckt das Essen am nächsten Tag gut und ich merke, es geht auch ohne mich. Die nächsten Besprechungen und Kombüsenabnahmen lässt man mich netterweise noch dabei sein und ab und zu darf ich danach auch noch ein paar Tipps geben und man gibt mir ab und zu noch das Gefühl, nicht mehr komplett unnötig zu sein in der Kombüse.

Schlimmer wird es dann nur noch, wenn sich jemand mit einer Backschafts- oder Kombüsenfrage an mich wendet und ich dann an das Kombüsen- oder Proviantteam verweisen muss. Ich bekomme Panik, darf ich bis Kiel wohl nochmal die Kombüse betreten und Rezepte probieren oder einen Tipp geben? Dann ein paar Tage das pure Glück. Vorsichtig frage ich die Backschaft, ob ich kurz in die Kombüse darf um meine Flasche zu spülen (jetzt darf ich nicht mehr so reinschneien, sondern muss mich an die Regeln für alle halten). Gnädig lässt man mich herein und bietet mir an das Essen zu probieren, denn es sei sehr gut. Habe ich richtig gehört? ICH darf probieren? Riskiere ich es und weise darauf hin, dass ich eigentlich nichts mehr in der Kombüse sagen darf? Volles Risiko, aber gütig wie die Backschaft ist lässt sie mich trotzdem probieren und es schmeckt super. Ich muss einsehen, dass die Backschaften und das Kombüsenteam es auch ohne mich schaffen und ich jetzt wohl nicht mehr vorher naschen darf, sondern wie alle bis zur Essensausgabe warten muss.

Dann der tiefe Schlag in die Magengrube, von allen Seiten wird das Essen gelobt, sie schaffen es also ohne mich? Kurz überlege ich, ob mich dies in eine mittlere Krise stürzen sollte, dann entscheide ich mich dafür sehr stolz zu sein und es den Schülern weiterzugeben. Es ist verdammt hart die Verantwortung abzugeben, aber eigentlich macht mich gerade nichts so stolz als zu sehen, dass die Schüler sich eigenständig organisieren und meine Hilfeangebote eher als lästig empfinden. Ab und zu kommen noch die alten Gewohnheiten durch und ich stehe ohne zu klopfen in der Kombüse, aber ich werde eiskalt herausgeworfen, ich habe nicht gefragt und zu sagen habe ich sowieso nichts mehr. Sie haben es geschafft, sie kommen auch ohne uns super klar und wir dürfen uns zurücklehnen, hat auch was für sich.

Manchmal bringt einen die Eigenständigkeit der Schüler aber auch fast an den Rande des Wahnsinnes. Nachdem wir die Schüler gestern durch das Schiff zum Ostereiersuchen geschickt hatten, waren heute Lehrer und Stamm dran. Jona kündigte bereits an: „Robin, das gibt Rache und die wird hart.“ Und so blickten wir dem Ostereiersuchen gespannt und etwas ängstlich entgegen. Bewaffnet mit Taschenlampen leuchteten wir gefühlt jeden Winkel des Schiffes aus – und ab und zu wurden wir fündig. Wir krabbelten auf dem Boden entlang, schüttelten Gummistiefel aus und machten alles auf, was eine Tür hatte. Nach über einer Stunde und diversen Tipps waren dann auch die letzten Nester gefunden und man muss sagen, die Schüler standen uns in nichts nach. Mein persönliches Highlight: das Nest in einer leeren Milchtüte. Jetzt heißt es nur hoffen, dass wir auf den zahlreichen Bildern nicht zu fanatisch aussehen beim Suchen, wir hatten auf jeden Fall viel Spaß.
Svenja

P.S.: Ich grüße ganz herzlich meine Familie und hoffe, dass ihr schöne Feiertage hattet.

Grüße: Ich wünsche meiner Familie frohe Ostertage. Ich hoffe ihr hattet ein schönes Beisammensein mit der ganzen Familie (Liebe Grüße auch an Omi und Opi aus Krefeld, an meine Omi aus Wetter, an Heike und an Klicks mit seinen Mädels) und habt mir etwas Schoki übrig gelassen 🙂 Saskia
Ich wünsche frohe Ostertage nach zu Hause. Ich hatte gestern Backschaft und durfte den Braten mit vorbereiten. ich habe viel an Euch gedacht und hoffe, ihr hattet ein schönes Fest. Suchen durften wir auch, aber leider gab es nicht so viel Schokolade wie bei dir, Mami 🙁 Ich hab euch lieb und vermisse euch. Melli 🙂