Was ist eigentlich aus uns geworden?

Datum: 15. März 2016
Position: 32°04,9’N, 068°27,6’W
Etmal: 96 nm
Wetter: Wasser 21°C, Luft 24°C, Wind 4 Bft.
von Melinda

Jetzt sind es noch 7 Wochen, 14 Backschaften, 24 Mal duschen, 7 Mal Wäsche waschen, 3 Törns und somit der Aufbruch zu unserer Heimreise. Es wird kälter, das Ölzeug muss raus und eine Nachtwache in kurzer Hose ist lange nicht mehr so angenehm, wie es einmal war. Wenn ich jetzt an den Anfang zurückdenke und meine Entwicklung betrachte, frage ich mich schon manchmal in den ganzen Stunden der Nachtwache, die ich im Ausguck verbringe, was aus mir geworden ist…

(Kiel-Vigo) Ich glaube, ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie auf eine solche Reise begeben ohne wirklich zu wissen, was auf mich zukommt und was in den nächsten 7 Monaten mit mir passieren wird. Eine ganze Woche nur Heimweh und auf einem Schiff zu leben ohne zu wissen, wie was funktioniert, war echt nicht einfach! Biskaya – 10 Windstärken! 7 Meter hohe Wellen! Nachtwachen bestehend aus Rumsitzen und Frieren bei durchgängigem Motor. Was musste natürlich noch dazu kommen? Ja natürlich, nach 2 Tagen auch die Seekrankheit! Das Heimweh wurde stärker und das Aufstehen in der Nacht und das Anziehen des Gurtes über das fette Ölzeug hat mir keine Freude bereitet. Der Törn war begleitet von Gestank unseres Abwassers, einer zugereierten Bordwand bis hin zu den Gedanken an zu Hause. Als ich dann den Hafen in Vigo gesehen habe, war ich überglücklich. Die Stimmung wurde besser und ich hatte das Gefühl, die richtige Entscheidung mit der Reise getroffen zu haben.

(Über den Atlantik) Nach unserem Landaufenthalt in Teneriffa, dem letzten vor der großen Überquerung, bei dem ich ein weiteres Mal bei der Teide-Besteigung an meine Grenzen gestoßen bin, ging´s los! Wie der Atlantik für mich war? Es war eine unvergessliche Zeit! Alle werden denken es sei langweilig, jeden Tag dasselbe zu sehen. Aber wenn man einmal den Sonnenuntergang auf der Royal verbracht hat und seinen Gedanken einfach mal freien Lauf ließ, wusste man diese kleinen und gleichzeitig großen Momente zu schätzen. Ich habe noch nie einen solchen Sternenhimmel wie auf dem Atlantik gesehen… einzigartig! ich bin immer öfter ins Rigg gegangen und bin in diesen 3-4 Wochen ein richtiger Freund des Segelns geworden.

(Karibik) Es war ein so krasses Gefühl, diese einsamen Inseln vor sich zu sehen und zu wissen, dass man sich das alles selbst erarbeitet hat. Wir haben Weihnachten zusammen gefeiert, in ein neues Jahr getanzt und sind eine richtige Familie geworden. Ich persönlich habe hier Freunde fürs Leben gefunden und Leute kennengelernt, denen ich im normalen Leben nie begegnet wäre. Als wir in Costa Rica von Bord gegangen sind, war es total komisch, die Roald hinter sich zu lassen. Unser Zuhause! Costa Rica wird für immer in unseren Erinnerungen bleiben.

(Kuba-Bermuda) Auf dem Törn nach Kuba ist allen bewusst geworden, dass der letzte große Landaufenthalt bevorsteht und wir Sachen erleben werden, die wir vielleicht nur einmal im Leben erleben werden. Im Hotel zu leben, war echt ungewohnt und wir haben so viele tolle und unvergessliche Dinge erlebt, die aber alle Im Jahrbuch verewigt werden. Mit dem Zwischenstopp auf den Bahamas ging es weiter Richtung Bermudas. In 2 Tagen sind wir da und langsam denken alle schon wieder an zu Hause und machen sich Gedanken, was sie zu Hause als erstes tun werden…

Eine Reise neigt sich dem Ende zu, aber es steht noch eine anspruchsvolle Etappe vor uns! Der Nordatlantik! Es ist schön zu sehen, wie wir uns alle entwickelt haben und vor allem bin ich stolz auf mich, dass ich diese Reise nach anfänglichen Zweifeln wirklich durchgezogen habe. Es macht mir total Spaß zu klettern, zu segeln und Neues zu lernen. Jetzt würde ich am liebsten wieder in die Karibik, aber ich freue mich auch schon ziemlich auf meine Familie und Freunde.
Melli

P.S.: Ganz viele Grüße an Mami, Papi, Carlotta und Leonard. Viele Grüße nach Hamburg, Berlin und Mühlheim! Ich vermisse euch alle ziemlich! Ganz viele Umarmungen an Küken, Chiara, Meggy und Julie in Kronberg! Hab euch lieb.
Lisa grüßt ganz herzlich ihre Familie. Ich hab euch lieb! <33
Aus dem Seegebiet nördlich des „Dreiecks“(!) viele Grüße an das Team! Alexandra
Ganz viele Grüße in die Mühlenstraße und nach Bad Saulgau von Mama