Wer hat gesagt, dass es auf dem Atlantik langweilig wird?

Datum: 9. Dezember 2017
Position: 15°01,8’N, 045°30.8’W
Etmal: 133 NM
Wetter: Wasser 27°C, Luft 27°C, Windstärke 4
von Tom L.

Gestern begann der Tag so, wie ein schöner Tag eben beginnt: Mit Ausschlafen! Das bedeutet, dass es sich um einen Schultag handeln musste, was an sich eigentlich komisch ist, da man ja normalerweise an Schultagen nicht ausschlafen kann. Naja, „ausschlafen können“ heißt hier ja auch nur bis 7:30 Uhr, denn dann ist schon Frühstück. Und insgesamt kann ich mich auch nicht über mangelnden Schlaf beschweren, da ich in der 0-4-Wache bin und deshalb an „Wache-Tagen“ bis 11:30 Uhr schlafen kann. Nach dem Aufstehen frühstückte ich und hatte Mathe von 8:45 Uhr bis 10:30 Uhr: Sinus, Kosinus, Tangens – eigentlich wie daheim – bis auf den Seegang… Auf Mathe folgte Biologie von 10:30 Uhr bis 11:15 Uhr: Einen fliegenden Fisch aufschneiden und schauen, was drin ist. Im Anschluss gab es dann Spanischunterricht für die Anfänger, dort hatte ich dann erst einmal so meine Probleme mit den Zahlen, da ich mit Latein durcheinander gekommen bin. Ab 14:30 Uhr hatten wir dann noch Deutsch, wo wir über die Besonderheiten von Kommunikation gesprochen haben. Um 15:15 Uhr war auch das erledigt. Danach sind wir schnell zu Kaffee und Kuchen gestürmt und haben versucht, uns ein großes Stück Sachertorte zu angeln, dazu wurden Weihnachtslieder gesungen.

Nun hätten wir normalerweise Schiffserhalt gehabt, bei dem wir seit längerem nichts anderes machen als schleifen und tonkin (Tonki = ein spezieller (Schutz-)Lack, mit dem das komplette Holz an Deck angestrichen wird). Jedoch habe ich direkt bei unserem Bootsmann Ronald (Bootsmann = Person an Bord, die sich um den Erhalt des Schiffes kümmert) nach Arbeiten im Rigg gefragt und als Auftrag das Bekleeden der Vor-Royal-Fußpferde bekommen, das heißt eigentlich nur, dass ich die Stahlseile des obersten Segels am vorderen Mast, auf denen wir beim Segelein- und -auspacken stehen, wieder neu mit Kordel umwickeln sollte. Das Ganze haben wir natürlich bei Fahrt gemacht und Janis und ich bemerkten schnell, dass das heute, bei etwas mehr Seegang als sonst, eine schauklige Angelegenheit werden wird. Da das Bekleeden nicht die komplizierteste Angelegenheit ist, können wir uns dabei immer gut unterhalten, so verging die Arbeit wie im Flug.

Währenddessen genossen wir noch den schönen Sonnenuntergang. Als uns dann die Kordel ausging und es eh schon recht dunkel war, kletterten wir wieder runter und holten uns etwas vom Abendbrot. Um 19:00 Uhr begann auch schon die Schülerversammlung, in der wir über die „Expi-Gruppen“, das Proviantteam und – ganz wichtig – über die nächste Filmauswahl sprachen. Nach der Schülerversammlung hatte ich dann das erste Mal an diesem Tag nichts zu tun. Ich habe den Feierabend jedoch nicht lang genießen können: Gegen 21:30 Uhr habe ich mich in meine Hängematte geschwungen, da ich ja schon um 23:30 Uhr wieder aufstehen musste, um pünktlich zu meinem Wachwechsel zu kommen. Und so geht ein Tag dann auch schnell rum.
Tom L.

1. Ich grüße meine Familie und Freunde zu Hause, mir geht es gut hier. Hab euch lieb! (Tamina)
2. Vielen Dank für die tollen Geburtstagsüberraschungen, Mama und Papa hab euch ganz doll lieb. Vermisse euch alle! P.S. Lotte es ist (1). (Milena)
3. Küsschen für meinen allerbesten Geburtstags – Torge – Bruder. (Ketel)
4. Ich grüß meine Familie, Freunde und meinen Hund vom Atlantik aus. (Tom L.)
5. Vielen Dank liebe Mama – der Streifen ist nicht mehr so doll verrutscht und mir geht“s auch gut! (Johanna)

Gedanken…

Datum: 8. Dezember 2017
Position: 15°03,9’N, 043°12,6’W
Etmal: 101 NM
Wetter: Wasser 27°C, Luft 27°C, Windstärke 4
von Greta

Ich sitze gerade auf der Brücke, nachdem ich eine außergewöhnlich lange und anstrengende Backschaft hinter mir habe, um einfach mal ein bisschen runterzukommen. Wir fahren im Moment unter Segeln, mit 6,5 Knoten, Windstärke 5, 3 Meter Wellen und mit Kurs 270 genau in Richtung Martinique. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und schaue mir den klaren Sternenhimmel an, während ich mich von der Roald schaukeln lasse und denke nach… Manchmal fragt man sich, warum man überhaupt hier ist, wenn man genauso gut zu Hause sein könnte. Zu Hause dreht sich nämlich nicht der ganze Tag nur darum, zwischen Schule, Wache, Essen und den anderen Sachen, die man noch so machen muss, irgendwie genügend Schlaf und ein bisschen Zeit für sich selbst zu bekommen. Aber diese Gedanken gehen schnell wieder vorbei, denn egal wie anstrengend ein Tag war oder welche Sachen man erlebt hat, die vielleicht nicht so toll waren, man wird immer mit schönen Ereignissen dafür entlohnt. Außerdem gehören diese Dinge zu unserer Reise dazu, denn es kann nicht immer nur alles schön sein, und das ist es auch sicher nicht, aber es ist trotzdem ziemlich oft echt toll! Heute zum Beispiel haben wir eine Party an Deck veranstaltet, wir haben unsere Lichterkette aufgehängt, es gab Saft als „Cocktails“ und DJ Muddastadt (Isa) hat für Musik gesorgt. Alle waren da, haben getanzt und fröhlich mitgesungen (manche mehr, andere weniger). Solche Aktionen bringen allen Schülern viel Spaß und es waren sogar ein paar Lehrer und Stammmitglieder dabei.

Also rundum eine gelungene Party, trotz kleinen Behinderungen durch Seegang und Gischt, die übers Deck kam, aber gerade dadurch hatten wir eine witzige Stimmung. Was ich persönlich hier am schönsten finde, sind die „alltäglichen“ Sachen, wie die Natur, die jeden Tag da – und doch immer so facettenreich ist. Am meisten beeindruckt mich das Meer, man kann es ewig beobachten und es ist jeden Tag anders: Die Farbe, der Rhythmus, die Geräusche, die Wellen mit ihren Schaumkronen … Manchmal ist es ein spiegelglatter Ententeich und an anderen Tagen schmeißt es die Roald nur so hin und her, während Wellen aufs Deck schlagen. Doch trotzdem ist es für uns irgendwie alltäglich, denn ohne das Meer wäre diese Reise gar nicht möglich, und wir fahren schon wochenlang auf ihm.

Wenn ich mir manchmal Gedanken darüber mache, was nach High Seas ist, habe ich Angst, diese alltäglichen Sachen zu vergessen und mich vielleicht nur an die ganz besonderen Erlebnisse erinnern zu können. Es erscheint einem unmöglich, all die Sachen, die wir hier erleben, in seinem Kopf zu behalten, auch wenn man jeden Tag Tagebuch schreibt, um möglichst keine Erinnerung zu verlieren. Aber irgendwie ist es auch egal, denn bald sind wir schon 2 Monate unterwegs und in diesen 2 Monaten haben wir so viele Erfahrungen gesammelt, haben unsere Ängste überwunden und sind über uns hinausgewachsen. Deshalb ist es im Endeffekt dann nämlich auch egal, an welche Details wir uns erinnern werden und an welche nicht, denn es ist sicher, dass wir diese Reise in Erinnerung behalten werden, weil sie uns prägt und immer ein großer Teil von uns bleiben wird.
Greta

P.S.:
1. Viele Grüße an Sophie, ich denke ganz viel an dich und vermisse dich! Hab dich lieb! (P.S. Grüß bitte auch deine Familie und unsere Freunde ganz lieb von mir.) (Greta)
2. Ganz liebe Adventsgrüße mitten vom Atlantik ins kalte Deutschland an alle, die einen Platz in meinem Herzen haben Bei euch ist es wahrscheinlich viel weihnachtlicher als hier bei 28° Lufttemperatur und Sonnenschein Fühlt euch alle ganz fest gedrückt und geknuddelt – ich vermisse euch! (Annika)
3. Ich grüße meine liebe Familie und wünsche euch eine schöne Adventszeit! Ich denke viel an euch und vermisse Stollen und Kekse (Johanna)
4. Liebste Grüße Anjuta von Jü, habt alle eine schöne Adventszeit in Spb.
5. Happy Birthday & einen Geburtstags-CuS Jan (veRena)