Schleifen auf hoher See

Datum: 23. November 2017
Position: 23°14,6’N, 017°52,3’W
Etmal: 172 NM
Wetter: Wasser 23°C, Luft 24°C, Wind 2 Bft.
von Tamina

Wache Null-Vier, Wache Null-Vier
wir liegen nicht mehr an der Pier.
Heute war unsere erste Wache
und wir machten viele Sachen.
Zwei Segel haben wir gesetzt
und sind dann richtig abgefetzt.
In der Vorstellungsrunde
gaben wir Herkunft, Hobbys, Alter und noch mehr zu Kunde.

Unsere Deckshand Annkatrin
hat uns dann die Kombüsenreferatsthemen verliehn:
Hygiene und schön putzen
und dabei auch noch den Wasserverbrauch stutzen.

Nach der Wache wartete meine Koje auf mich
und der Schlaf nahm mir jede Sicht.

Um 11 Uhr hieß es dann:
Aufstehen! Der Tag geht voran.
In der Sonne haben wir gesessen
und unser Fischcurry gegessen.
Geitaue, Gordinge, Niederholer, Fallen hochbinden,
um die Nagelbänke zu finden.
Schleifpapier aus der Bootsmannslast
wurde dann auch schnell hochgebracht.
Schleifen bis zum geht nicht mehr –
dreieinhalb Stunden und noch mehr.
Tonki weg und alles fein
war die Devise zum Schleifen rein.

Schmutzig und auch ziemlich müde
nahmen wir uns danach unseren Jogurt mit Früchten aus der Kombüse.

„Gute Nacht“! hieß es dann für mich,
denn es war das Ende meiner Schicht!

Tamina

P.S.:
1. LG von L und A an L und A.
2. Tom L. grüßt Marie und Charlotte.

Auf geht’s über den Atlantik …

Datum: 22. November 2017
Position: 28°27,9’N, 016°14,7’W
Etmal: 0 NM
Wetter: Wasser 22°C, Luft 23°C, Wind 3 Bft.
von Lydia

Heute war ein besonderer Tag! Nicht weil sehr viel passiert ist und nicht nur weil Arthur Geburtstag hat, sondern weil für uns heute die große Atlantiküberquerung begonnen hat. Zunächst begann der Tag aber damit, dass ich von 6:00 bis 8:00 Uhr mit Isa Hafenwache hatte. Dann gab es (wie jeden Tag) Frühstück und ein „All-Hands-Info“, bei dem der weitere Tag besprochen wurde. Das Schiff musste klar zum Auslaufen gemacht werden und das heißt: Sonnensegel „abriggen“(herunternehmen), die Tische und Bänke an Deck abbauen und verstauen, alles noch einmal seefest stauen (vor allem unser „privates“ Essen in den Kammern, denn Müsli fliegt gerne mal durch die Gegend und das wäre sehr ärgerlich), das Dinghi einholen und das Reinschiff musste natürlich auch erledigt werden. Als alle mit allem fertig waren, gab es das erste nur von Schülern gekochte Mittagessen (Kartoffelbrei, Rotkohl und Braten), das sehr lecker war! Nach dem Essen haben wir angefangen uns auf das Ablege-Manöver vorzubereiten und mit der Hilfe von zwei Schülern von der Thalassa, einem Segelschulschiff aus den Niederlanden, das ein ähnliches Projekt macht wie wir, konnten wir kurze Zeit später unter Motor ablegen. Ab da war wieder normaler Wachbetrieb und ich habe mich noch einmal schlafen gelegt.

Da wir gerade keinen Wind haben bzw. Wind aus einer ungünstigen Richtung kommt, fahren wir unter Motor, daher gab es in meiner Wache, die um 16:00 Uhr begann, nicht viel zu tun. Wir saßen auf der Brücke und haben den immer kleiner werdenden Inseln nachgeschaut, die das letzte Stückchen Land sind, das wir für die nächsten Wochen sehen werden. Der Gedanke, so lange nicht mehr an Land sein zu können, ist komisch: Wir werden fast 4 Wochen keine Häuser, keine Autos, keine Straßen, keine Bäume, … mehr sehen und hören – das kann ich mir noch gar nicht richtig vorstellen. Wir sind ja schon länger unterwegs und waren auch schon längere Zeit nur auf dem Wasser, aber 4 Wochen sind schon etwas Anderes.

„Seglerisch“ betrachtet ist die Atlantiküberquerung eher langweilig, sobald man den Passatwind in seinen Segeln hat, muss man fast nichts mehr machen. Deswegen werden wir die Zeit nutzen, um alles Holz an Deck abzuschleifen und anschließend zu „tonkien“ (Tonki ist ein besonderes Holzöl). Und wir werden natürlich viel Unterricht haben, der für die Lee-Klasse am Montag und für die Luv-Klasse am Dienstag losgeht. Auch wenn ich weiß, dass es nicht immer einfach wird, mit vielen (und vor allem immer denselben) Menschen für eine so lange Zeit auf engem Raum zu sein, freue ich mich sehr auf die nächsten Wochen auf dem großen, weiten Meer. Besonders auf das sommerliche Klima, das uns zeigt, dass wir uns unserem Ziel, Mittelamerika, nähern. Wir grüßen Pumukel, den wir alle sehr vermissen und freuen uns schon, wenn du wiederkommst!
Ly