Eine gewöhnliche Nachtwache

Datum: 27. Oktober 2016, (Tag 20)
Position: 40° 26,2’N, 012° 38,1’W
Etmal: 95 sm
Wetter: Luft 21°C, 1025hPa, wolkig, Wind NE 3
von Jesko

jeskoAlle taumeln schlaftrunken über das Deck und durch die Brücke, der ein oder andere an einem Stück Zwieback knabbernd. Da erschien er, unser größter Erzfeind, die Inkarnation des Bösen, unerwartet und ohne Vorwarnung aus dem Nichts. Klar war der Name auf dem AIS zu lesen. Die „Thor Heyerdahl“ schaukelte ungefähr 50 Seemeilen entfernt mit über den Atlantik. Da es sich bei betreffendem Schiff um einen ziemlich lahmen Pott handelt, fuhren sie natürlich unter Motor, während wir mit atemberaubenden 3 Knoten den Ozean unsicher machten. Auf der „Thor Heyerdahl“ wird zurzeit ein Projekt umgesetzt, welches der HSHS sehr ähnlich ist: das „Klassenzimmer unter Segeln“. Dieses dreiste Plagiat der High Seas High School fährt eine unseres Törnplans sehr ähnlich Route und schien sich über Nacht heimlich angeschlichen zu haben. Die nächsten Schritte wurden zuvor bereits mehrmals in der Theorie eingeübt und kamen nun zur Anwendung. Die in Windeseile geweckten A- und C-Wachen karrten die vor Reisebeginn aus einem historischen Museum entwendeten Artilleriegeschütze aus dem 17. Jahrhundert an Deck, welche selbstverständlich jederzeit für einen Ernstfall wie diesen geladen und einsatzbereit waren.

Das Anpeilen des Zieles war auch über den Horizont hinweg aufgrund des vorangegangenen intensiven Trainings kein Problem. Nach einer kurzen Berechnung der ballistischen Kurve unter Einbeziehung aller Parameter wie Luftdruck, Windrichtung, sowie der Erdrotation, wurde aus allen Roheren geschossen. Eine mögliche Richtungsänderung war nicht zu bedenken, da ein solch unagiler Schrotthaufen eh nicht rechtzeitig hätte reagieren können. Nach einigen Schüssen aus den bereits durch Tatsumi zur Delfinjagd verwendeten Geschützen, galt es nun zu warten, bis diese unförmige Blechdose von den mehrere Zentner schweren, aus massivem Kruppstahl geformten, Kugeln durchsiebt wurde. So verschwand bald das entsprechende AIS-Symbol vom Bildschirm und lauter Jubel toste durch die anmutige, kampferprobte und überlegene Johann Smidt. Aus der Ferne war ein leiser, hoher, schriller Aufschrei einer uns bekannten Stimme zu vernehmen: Das war so `ne große Feuerball, Junge!

Natürlich sind Teile der Geschichte fingiert und haben so nie stattgefunden. Viele Grüße an die gesamte KUS-Crew. Wir freuen uns auf ein mögliches Treffen und wünschen euch noch eine schöne Reise
Jesko