Backschaftssachen

Datum: 22. März 2017 (Tag 166)
Position: 32° 01,4′ N, 065° 13,3′ W, ab 17:15 auf Bermuda
Etmal: 163 sm
Wetter: Luft 21°C, 1018 hPa, wechselhaft, Wind SW, 4 Bft.
von Hannah

hannahNormalerweise kocht man zu Hause nur für seine Familie. Das sind dann so 3-6 Personen. Dann kommt man aufs Schiff und soll innerhalb von 3 Stunden Mittagessen für 40 Personen kochen, das dann auch noch pünktlich auf dem Tisch stehen und dem Großteil schmecken soll… Oder auch zum Frühstück und Abendessen muss man Unmengen an Essen vorbereiten. Wenn man also Backschaft hat, so wie Johanna, Niko und ich gestern, wo Johanna mich auch auf die Idee für diesen Tagesbericht gebracht hat, muss man genau berechnen, wie viel man machen muss.

Frühstück
Zum Frühstück gab es Müsli und Brot. Dabei gehen so ca. 2 große Laibe Brot, 1-2 Tüten Müsli und eine große Tüte Cornflakes weg. Zum Müsli braucht man dann pro Tisch mindestens 1 Liter Milch, das heißt 4 Liter Milch, und man muss bedenken, dass dann trotzdem jeder nur eine kleine Schüssel Müsli bekommt. Zum Brot, auch eine Schale pro Tisch, die man dann meistens noch mehrmals auffüllen muss, gibt es dann Aufstrich und Aufschnitt. Heißt: Pro Tisch eine Platte mit 5-10 Scheiben Käse, 2-3 verschiedene Wurst- und Schinkensorten, auch jeweils so 5 Scheiben. Und auch die muss man noch nachfüllen. Dann kommt der Aufstrich: ca. 5 Gläser Marmelade pro Tisch, 1 Glas Erdnussbutter und 1 Glas Honig. Nicht zu vergessen: die Getränke. Pro Tisch 1-2 Kannen Kaffee, 1 Karaffe Wasser und dazu mindestens 1 Kanne Kräutertee, 1 Kanne schwarzen Tee und 1 Kanne Früchtetee. Danach kommt dann der Abwasch, wo man alle Platten, Teller, Brotschalen, Messer, Löffel und Becher mit der Hand für 40 Personen abwaschen muss.

Und wenn dann noch Seegang mit 30 Grad Krängung ist, könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie das in der Kombüse alles durcheinander fliegt und auch die sauberen Sachen wieder ins schmutzige Waschbecken fallen. Man hat schon Glück gehabt, wenn beim Essen selber kaum Becher oder Kannen umgekippt sind und sich über den ganzen Tisch verteilt haben.

Im Gegensatz dazu muss man zu Hause 5 Scheiben Käse, 5 Scheiben Schinken, 2 Gläser Marmelade und ein paar Scheiben Brot für die ganze Familie auf den Tisch stellen; nichts fliegt vom Tisch, weil der normalerweise nicht hin und her schwankt und 2 Tassen Kaffee reichen auch für das Frühstück. Als wir gerade frühstücken wollten, ist dann noch der Eistee, der eigentlich abkühlen sollte, und die Milch auf den Boden gefallen.

Mittagessen
Mit dem Mittagessen fängt man direkt nach dem Abwasch vom Frühstück an; wenn es also Frühstück um halb 8 Uhr gibt, man als Backschafter selber erst um 8 Uhr mit der abziehenden Wache isst und dann noch den Abwasch machen muss, der zwischen 30 und 45 Minuten dauert, je nach Motivation der Backschaft, dann so um viertel vor 9 Uhr. Das sind dann 36 Teller, 36 Messer, 36 Schüsseln, 36 Becher, 36 Löffel, und die Marmeladenlöffel. Dazu kommen die Brotschalen, Aufschnittplatten und halt die Oberflächen und die Brotmaschine.

Zum Kaffee hatten wir Zimtschnecken geplant (danke Mami noch mal für das Rezept, die haben allen super geschmeckt!). Nur dass wir hier das 4-fache Rezept machen müssen, damit jeder 2 Stück bekommt. Bei dem Teig muss man Milch, Hefe und Vanillezucker im Ofen kurz gehen lassen. Problem: Der Wellengang. Wir hatten alles extra in einen möglichst hohen Topf gefüllt, damit nichts raus läuft. Doch dann kam eine Welle, die den Topf so gegen die Ofenwand geschleudert haben muss, dass der halbe Inhalt aus dem Ofen gespritzt ist. Ja, aus dem Ofen. Den durften wir dann auch noch putzen.

Okay, fangen wir mit dem Essen an. Kartoffelpüree und Würstchen. Klingt easy, ich weiß. Nur, dass man alleine schon 12 Liter Milch-Wasser-Mischung erwärmen muss. Bei Seegang auch nicht so leicht. Und bei so einer Menge dauert das ein bisschen. Das Kartoffelpürreepulver, 16 Tüten mit je 125g Inhalt, was ich, damit ich es schneller unterrühren kann, in Schüsseln abgefüllt hatte, wurde ebenfalls hin und her geschleudert, sodass auch davon viel auf den Boden gefallen ist. In der Zwischenzeit haben Johanna und Niko schon die 70 Würstchen angebraten. Auch nicht so leicht, wenn die Pfanne hin und her rutscht, sobald man sie mal eine Sekunde nicht festhalten kann, weil  man selber durch die Kombüse rutscht. Als ich dann das Kartoffelpürreepulver endlich unterrühren konnte, hat das auch noch alles vollgespritzt…

Währenddessen sind oben schon die ersten Becher und Teller von den Tischen geflogen. Da kann man nur genervt vom Wellengang sein! Okay, das Essen hatten wir dann trotzdem pünktlich auf dem Tisch. Nach dem Abwasch, der dann immer so um halb 1 Uhr anfängt, wollten wir dann mit den Zimtschnecken weitermachen. Der fertige Hefeteig ist während der ganzen Zeit im Maschinenraum gegangen. Die Zimtschnecken zu formen ging eigentlich ganz gut, bis auf das, dass der Zimtzucker mehrmals vom Tisch auf die Sitzpolster gefallen ist. Nachdem wir dann 79 Zimtschnecken geformt hatten und die auch sicher im Backofen waren, konnten wir kurz Pause machen.

Nachmittags
Zum Kaffee gab es dann wieder 1 Kanne Kräutertee, 1 Kanne schwarzen Tee, 1 Kanne Früchtetee, 2 Kannen Kaffee, Kakaopulver und 3 Liter Milch. Dazu die 79 Zimtschnecken, die wir extra in Schüsseln hochgegeben haben, damit die nicht von den Platten rutschen. In der Zeit, wo die anderen gegessen haben, haben Johanna, Niko und ich schon Brot für den nächsten Tag gebacken. Wie viel Mehl und so verbraucht ihr, wenn ihr Brot für eine Mahlzeit zu Hause backt? Also wir brauchen:
– 3 kg Mehl
– ca. 2 Liter Wasser (wir machen es nach Gefühl)
– 3 EL Salz
– 1 El Zucker
– 4-5 EL Öl
– 5 EL Hefe
– eine halbe Tüte Sonnenblumenkerne.
Den Teig haben wir dann eine dreiviertel Stunde gehen lassen und haben schon mal das Backblech mit Mehl bestreut. Als wir wieder kamen, um den Ofen vorzuheizen und die Laibe zu formen, hat uns unser Maschinist Hans-Dieter gefragt, wofür die Bleche sind.
„Für das Brot.“
„Habt ihr schon Teig gemacht?“
„Ja, der geht im Maschinenraum.“
„Bin ich blöd? Ich hab da keinen gesehen…“
Und zu unserem Glück lag die Schüssel (zum Glück richtig herum!!) mit 1/4 weniger Teig, der lag daneben auf dem Boden, auf dem Fußboden. Na toll. Trotzdem hat der Teig noch für 2 große Laibe gereicht.

Abendessen
Zum Abendbrot gab es dann aus den restlichen ~ 30 Kartoffeln Bratkartoffeln und Brot. Dann vom Aufschnitt und den Massen wieder dasselbe wie beim Frühstück. Um halb 8 Uhr waren wir dann fertig mit Abwasch und Boden schrubben und die nächste Backschaft konnte die Kombüse übernehmen.  Zum Glück hatte der Seegang schon wieder etwas abgenommen, sodass dieses Mal nur noch ein bisschen Besteck und ein Hocker durch die Messe flog.

So, ich hoffe ihr habt einen Eindruck von einem Backschaftstag bei Seegang für 40 Personen bekommen… Auch, wenn Backschaft mir eigentlich Spaß macht und ich den anderen Backschaften auch immer gerne helfe, freue ich mich trotzdem darauf, bald nur noch den Tisch für 6 Personen decken zu müssen. Und ich glaube, dass sich keiner von uns je wieder beschweren wird, wenn er die Spülmaschine ein- oder ausräumen muss oder für die Familie den Tisch decken oder abräumen soll!

Ach ja, sonst hatte ich heute den ganzen Tag Unterricht und am späten Nachmittag haben wir auf Bermuda angelegt. Nachdem alle Persenninge auf den Segeln waren, konnten wir uns unsere Stempel im Seegarten abholen, die uns 2 Beamte dort gegeben haben. Danach gab es Abendessen, nach dem Abendessen gab es eine Schülerversammlung und dann hat um 22 Uhr die Hafenwachen angefangen. Ich grüße meine Familie, Verwandte und Freunde und hoffe, dass es euch gut geht. ?
Hannah

Fiestaaaa

Datum: 7. März 2017 (Tag 151)
Position: Pinar Del Rio, Kuba
Etmal: 0 sm
Wetter: sonnig & viel zu heiß für lange Hosen
von Hannah

hannahAls wir heute Morgen mit dem Bus an der Schule angekommen sind, haben die kubanischen Schüler schon auf uns gewartet. Nachdem wir uns in zwei Gruppen aufgeteilt hatten, konnten wir in ein paar Klassen reinschauen. Der Englischkurs, in dem ich war, hat uns sogar was vorgeführt. Ich kann euch leider nicht sagen, was genau das war, weil ich kein Spanisch spreche und alle, die von uns Spanisch können, auch kein Wort verstanden haben, aber es war eine Mischung aus Klatschen, auf den Boden stampfen und irgendetwas Spanisches rufen… Danach gab es dann in der „Mensa“ wieder den gleichen Snack wie gestern: Eine Art Cracker mit Guavensauce und einem Getränk, das meiner Meinung nach wie Medizin geschmeckt hat.

Nach dem Essen sind wir dann alle in einen Versammlungsraum gegangen, wo der ICAP-Vertreter uns noch was über die Schule, Kuba, usw. erzählt hat und dann durften wir Fragen zur Blockade stellen. Da kamen Fragen wie: „Habt ihr schon mal echte Coca Cola getrunken?“, weil die hier eigentlich nur einheimische Cola (die meiner Meinung nach besser schmeckt) trinken, oder „Wart ihr schon mal im Ausland?“ (Nein, keiner von den 30 Schülern war jemals im Ausland, da die hier alle kein Geld dazu haben, sie könnten aber). Außerdem haben wir dann von der Direktorin erfahren, dass wir heute Abend bei der gemeinsamen Abschiedsfeier etwas vorführen sollen…

Um 12:00 Uhr ging es wieder zum Hotel zum Mittagessen. Blöd nur, dass die Küche nicht Bescheid wusste, dass wir im Hotel essen und dementsprechend nicht direkt für alle von uns Essen hatte. Aber es hat doch noch alles geklappt. Um 14:00 Uhr sind wir in die Stadt gefahren und haben da eine Rumfabrik besichtigt, wo einheimischer Rum hergestellt und abgefüllt wird. Auf dem Rückweg haben wir dann besprochen, was wir abends aufführen. Wieder im Hotel angekommen hatten wir noch etwas Freizeit, dann haben wir gegessen und sind wieder zur Schule gefahren.

Nachdem die kubanische Lehrerin eine kurze Ansprache gehalten hat, hat eine kubanische Schülerin ein Lied vorgesungen, wobei die anderen Kubaner laut mitgesungen und getanzt haben. Sogar die Schulleiterin hat mitgetanzt. Danach waren wir dran. Immo und Tessa starteten mit der Aufführung des Schuhplattlers, den sie auch in Longo Mai schon aufgeführt hatten. Die Kubaner fanden den voll cool. Danach hat eine Kubanerin dann noch ein spanisches Gedicht vorgetragen und einige Mädels von uns haben Hot ’n Cold aufgeführt (es gehen wieder Grüße raus an Locke Flammersfeld). Da sind die Kubaner voll abgegangen und zwei sind sogar mit auf die Bühne und haben mitgetanzt. Und dann kam Polka. Wir haben erst einmal vorgetanzt, dann haben wir die KubanerInnen zum Tanzen aufgefordert und mit ihnen getanzt. Das war dann zwar etwas durcheinander, hat aber Spaß gemacht. Danach durften wir unsere Cha Cha Cha- und Mambo-Künste vom Vortag unter Beweis stellen, was etwas peinlich war, weil wir das alle nicht wirklich konnten. Aber es war witzig!

Zum Schluss haben wir alle noch selbstgemalte Bilder mit Che Guevara (und kleine Briefchen – stimmts Immo? 😉 ) geschenkt (und zugesteckt) bekommen. Der Aufenthalt endete damit, dass wir noch einige Fotos gemacht haben bevor es schweren Herzens in den Bus zurück ging, obwohl wir eigentlich noch gar nicht weg wollten… 🙁 Ich finde Kuba voll cool und will unbedingt noch mal herkommen! Ich liebe es, wie offen und herzlich die Menschen hier sind! 🙂
Hannah

P.S.: Hallöchen Popöchen, Grüße an Raggiiii und Nina. – Johanna. Pia wünscht Farmor ALLES GUTE nachträglich zum Geburtstag !!!! und grüßt alle zuhause <3 Zora grüßt ihre Familie und all ihre Verwandten mal wieder ganz lieb!!! Ich grüße auch meine Familie & Freunde ganz lieb<3 Und alles Gute zum Geburtstag, Tina!