Sir, yes Sir – Bericht an den 1. Steuermann

Datum: 12. Dezember 2016, (Tag 66)
Position: Fort de France, Martinique
Etmal: 0 sm
Wetter: Luft 28°C, 1017 hPa, wechselhaft mit kurzen Schauern
von Andreas, Steuermann „Johann Smidt“

johann_smidt_009„Sir, yes Sir“ bitte um die Erlaubnis zu berichten

1. Steuermann: „Sir, yes Sir Erlaubnis erteilt“

„Sir, die A–Wache hat den Teufel am Schwanz gepackt,
über Backbord nach Achtern geschleift,
Ihm dort zwischen Backstag und Steuerrad
mächtig Angst eingejagt.
Daraufhin hat er Neptun gebeten,
der „Jonny“ freundlich und milde zu begegnen!
Der gab an Eolus Befehl, der so klingt:
Gib‘ „von Backstag bis Achtern nur guten Wind“!
Daraufhin setzten wir die Breitfock beschwingt
und eilten über Nordsee, Kanal und Biskaya geschwind.

Sir, yes Sir das ist alles wahr,
ansonsten verspeis‘ ich meine Zigarr‘!

Nach kurzem Aufenthalt in Brest,
machten wir in La Coruna fest.
Santiago de Compostella war nicht weit,
doch hatten wir kaum Zeit.
Drum „pilgerten“ wir mit dem Zug dahin,
zu sehen die heilige Stätte.
Der Bischof selbst hielt dort die Messe – klar,
fromm und ergriffen die Pilgermenge war;
er wollte mich schon sprechen selig,
doch war ich ihm dann zu lebendig!
Nächstes Ziel war Madeira,
wir warfen Anker vor Funchal.
Einmal mit dem„Teleferico“ auf den Monte rauf!
Aber runter „Sir“, das war der Clou,
mit dem Holzschlitten, doch nicht durch Schnee,
sondern über blanken Asphalt – JUCHEE!

Sir, yes Sir das ist alles wahr,
ansonsten verspeis‘ ich meine Zigarr‘!

Am nächsten Morgen kurz nach vier
Anker auf und weg von hier –
Teneriffa ist das Ziel.
In Santa Cruz wartet Pepe an der Pier,
er ist Taxifahrer hier,
für uns aber Vater, Mutter und Agent zugleich!
unsere Aufträge fielen ihm leicht.
Was wir so brauchten, karrte er ran
ob Alltagsgüter, Lebensmittel, Zubehör, Wäsche oder anderen Kram
denn der Atlantik ist so breit
und Martinique ist noch so weit.
Noch schnell den Teide bestiegen,
4000 Meter sind zu besiegen,
2 Meilen noch in  Seemannsprach,
„Sir“, das ist nicht weit,
quasi bis zur Hafeneinfahrt!
So nun waren wir bereit:
„Leinen los“ es geht auf „große Fahrt“!
Wir setzten die Segel, 6 an der Zahl,
Klüver, Breitfock, Schonertopp,
Großstag, Trysegel, Rahtopp,
alle zugleich!
Ohne Groß und Schoner an diesem Tag,
bei unserem Wind die Bäume klappern so arg!
„Sir“, ich sehe, sie sind erstaunt?

Sir, yes Sir es ist aber wahr,
ansonsten verspeis‘ ich meine Zigarr‘!

Wir kreuzten nach Süden auf der Suche nach dem „Passat“.
Doch vor lauter Kreuzen Eolus müde ward
und fiel in tiefen Schlaf.
Wir ließen die Maschine an
und kreuzten weiter mit „Unterwasser-Besan“.
Als der „Passat“ dann endlich kam,
gingen wir „Rund Achtern über Stag“
und segelten immer der Sonne nach,
bis sie rot im Meer versank,
es zischte und dampfte und man sagte mir, sie wär‘ sehr heiß!?
Viele Bewohner aus Neptuns Reich
begleiteten uns auf der Fahrt,
viele Fische, Haie, Schildkröten und Delfine
und auch ein blauer Wal!
Er öffnete das Maul und gähnte,
da wusste ich das unsere Rah
nur ein Zahnstocher war!

Sir, yes Sir es ist alles wahr,
ansonsten verspeis‘ ich meine Zigarr‘!

Wir waren nicht mehr allein, wir wurden beobachtet,
die Stammcrew war ernst, aber gefasst!
Fliegende Fische landeten „kamikazeartig“ an Deck,
ein letzter „Funkspruch“ dann waren sie weg!
Neptun war dadurch informiert
und sein Kommen schon datiert.
Er kam mit seinem Staat an Bord,
vollzog die „Taufe“, eilte dann fort!
Da dachte ich mir: „der arme Kerl,
von Schiff zu Schiff eilt er um die Welt,
prüfen, taufen, Namen geben,
das tät ich nicht, auch nicht für viel Geld!“
Nun waren wir geläutert und erquickt,
so segelten wir weiter bis Martinique,
den Wind von Backstag bis Achtern,
bekamen wir von Anfang an geschenkt!
Der blaue Wal Sir, sie erinnern sich,
der landete schon vor uns an!
Vor Freude hüpfte er an Land.
Doch da das Land sein Gewicht nicht trägt,
der Asphalt ihn bis an die Fluke vergräbt.
Die A-Wache sitzt nun auf ihr,
und freut sich auf ein kühles Bier.
NON-ALCOHOLIC – bien sur!

Sir, das war nun der Bericht.
Sir, yes Sir mehr weiß ich nicht!“

„Seemannsgarn“ von
Andreas Kantor

Ich grüße alle zu Hause gebliebenen, vor allem meine liebe Frau, unsere Kinder, unsere Enkelkinder, Freunde und Bekannte und die Kameraden vom Yachtclub Eolus!

Nur, wo du mit dem Kajak warst, warst du wirklich

Datum: 11. Dezember 2016, (Tag 65)
Position: Fort de France, Martinique
Etmal: 0 sm
Wetter: Luft 30°C, 1013 hPa, sonnig, Schauer
von Michael

t_michaelKeine leichte Aufgabe, den gestrigen Tag in Worte zu fassen! Einen Versuch ist es trotzdem wert… Diesmal wurde ausnahmsweise nicht gewandert, sondern gepaddelt. Und zwar in Einer-, Zweier- und Dreier-Seekajaks. Hierzu brachte uns ein Bus auf die Ostseite der Insel. Am dortigen Kajakverleih angekommen, wurden wir (Schüler, Lehrer, Stammcrew) mit besagten Kajaks, dazugehörigen Paddeln, Schwimmwesten und wasserdichten Tonnen ausgestattet. Den Schülern dauerte dies natürlich wie immer viel zu lange, am liebsten wären sie sofort in See gestochen. Zuvor gab es jedoch noch eine kurze Einweisung. Starker Gegenwind und entsprechende Wellen erschwerten v. a. den Anfängern ihre Paddelschläge entsprechend zu koordinieren. Einer kenterte sogar, andere fuhren der Gruppe regelrecht davon. Also Schüler einholen, anlanden lassen und mal wieder eine Standpauke halten!

Zufälligerweise landeten wir genau vor einer Strandhütte an… Ein kleiner Junge zeigte uns ein paar schöne Krebse, die er womöglich selber eingefangen hatte. Dazu kam noch ein Mädchen, vermutlich seine große Schwester. Plötzlich hatten die Schüler zwei Kokosnüsse in der Hand, woraus sie tranken. Ich dachte mir nur: „Cool, ich will auch eine! Was die wohl kosten?“ Daraufhin folgte eine weitere Kokosnuss, und noch eine, und noch eine… Wir wurden von den Leuten in der Strandhütte darauf eingeladen. Einfach so! Aus reiner GASTFREUNDSCHAFT!!! Irgendwann wurde ich von dem Hausherrn (wie sich später herausstellte) auf seine Terrasse bestellt. Wir wechselten ein paar nette Worte… Nach ein paar weiteren Kokosnüssen wollten wir schließlich weiter paddeln. Doch so schnell geht in der Karibik nichts, auch kein kurzes Hallo bei eigentlich wildfremden Menschen. Zusammen mit den Schülern ging es wieder zurück auf die Terrasse. Unsere neuen FREUNDE versorgten uns u. a. mit leckerem, alkoholfreiem Kokospunch! Gruppenfotos… Nun war es aber echt Zeit, weiter zu paddeln. Auf dem Rückweg waren wir HERZLICH dazu eingeladen, noch einmal vorbei zu schauen. Die Schüler jubelten!

Also, weiter gegen den Wind paddeln, um ein paar Felsen herum zu einer unbewohnten (?) Insel. Diese erkundeten wir ein wenig, doch von einer Horde aggressiver, verwilderter Hühner, die allesamt scharf auf meine Brotzeit waren, und ein paar Ruinen abgesehen, gab es für uns Robinsons eigentlich nicht so viel zu entdecken. Tropischer Regen. Wenigstens wehte der Wind danach deutlich schwächer.

Weiter paddeln zu einem Strand. Dieser war jedoch kleiner als erwartet, auch die Sonne war in Wolken gehüllt und der Wind wurde wieder stärker. Erneut tropischer Regen. Ab ins Wasser. Badewannentemperatur! Die Schüler nutzen die verbleibende Zeit, indem sie schnorchelten, auf Palmen kletterten und Kokosnüsse knackten. Ja, all dies am dritten Advent!

Ich bin mit vier Schülern daraufhin schon früher zurück gepaddelt, da eine Kamera und eine Sonnenbrille über Bord gegangen waren und diese nun irgendwo in den Korallen hingen. Zwar hatte ich kaum Hoffnung, die Schüler jedoch fischten tatsächlich beides wieder aus dem Karibischen Meer. Derweil hatten uns die anderen eingeholt.

So paddelten wir gemeinsam wieder zu unseren Freunden. Anfangs waren wir uns gar nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war, deren Gastfreundschaft erneut zu strapazieren. Zudem hatten wir eigentlich auch keine Zeit mehr… Egal! Neben diversen Getränken wurde sogar Essen für uns aufgetischt, Fleisch und Brot. Danach kam irgendwer auf die Idee zu singen. Einer der Schüler stimmte ein Lied an, zunächst noch zurückhaltend. Moskau, Moskau, … Nach und nach setzten alle mit ein. Auch unsere Freunde. Sprachbarrieren? Fehlanzeige. Der Hausherr holte eine überdimensionale, bunte Rassel und begleitete unseren Gesang in einem karibischen, zum Tanzen animierenden Rhythmus. Einer seiner Freunde begann auf einem Rohr zu trommeln, ein dritter auf einer mächtigen Djembe. Und wir klatschten, tanzten und freuten uns des Lebens… Während unsere Freunde AUSGELASSEN weiter trommelten, surften wir diesmal mit den Wellen dem Sonnenuntergang entgegen. „LA VIE EST BELLE“, so unser Hausherr. Recht hat er!
Michael