Fleißige Helferlein und endlich wieder unter Segeln

Datum: 26. November 2017
Position: 19°39,3’N, 021°38,0’W
Etmal: 167 NM
Wetter: Wasser 23°C, Luft 26°C, Wind 3-4 Bft.
von Vroni

Der Blick an Deck der Roald ist im Moment etwas ungewohnt. Dies kommt daher, dass sich die Atlantiküberquerung sehr gut dafür eignet, um Schiffserhalt zu machen. Das sind Arbeiten, die immer wieder gemacht werden müssen, damit die Roald gut segelt und nicht kaputt geht. Aktuell kümmern wir uns um diverse Holzarbeiten. Die ganzen Nagelbänke und Belegnägel müssen abgeschliffen und neu „getonkit“ werden. Auf den Nagelbänken mit den Belegnägeln sind die ganzen Tampen (Seile) befestigt, die für die Segel gebraucht werden. P.S.: Das sind ganz schön viele. Tonki ist Öl, mit dem alles Holz auf dem Schiff in mehreren Lagen bestrichen ist. Damit wir anfangen können, haben wir schon in den Tagen davor alle Tampen von den Nagelbänken vom Großtopp (hinterer Mast) nach oben gebunden. Dies konnten wir ohne Probleme machen, da es bis jetzt noch nicht genügend Wind zum Segeln gab. Am Vormittag haben alle dann fleißig Nagelbänke abgeschliffen und auch schon einige Nagelbänke mit Tonki bestrichen. Damit man die Belegnägel, die normalerweise in den Nagelbänken stecken, am leichtesten Streichen kann, wurden zwei Seile vom Vortopp (vorderer Mast) bis zum Niedergang gespannt, an denen die Nägel wie an einer Wäscheleine hängen. Zwischendurch hatten wir noch ein lehrreiches Referat, in dem uns Rasmus von der Entstehung des Universums erzählt hat.

Am Nachmittag kam dann endlich der heißersehnte Wind. Deshalb gab es dann auch ein „All-Hands“, damit wir mit allen zusammen die Segel setzen konnten. Viele haben sich über die Möglichkeit gefreut, ins Rigg klettern und Segel auszupacken zu können. Das Setzen der Segel hat sich dann als schwieriger herausgestellt als normalerweise, da alle benötigten Tampen für das Segelsetzen nicht mehr auf ihrem Platz (jeder hat seinen eigenen Nagel an einem festgelegten Platz) waren. Deshalb mussten wir uns erst einmal auf Tampensuche begeben, damit wir, wenn dann das Kommando zum Segelsetzen kommt, bereit sind. Außerdem mussten wir noch mit den Nagelbänken und aufgehängten Belegnägeln aufpassen, da diese ja auch noch frisch getonkit waren. Am Ende hat dann doch alles, trotz der besonderen Mühen gut geklappt. Emma (unsere Maschine/Motor) hat dann auch noch eine Schweigeminute bekommen, damit alle gut mitbekommen, wenn sie ausgeht und in ihren wohlverdienten „Sommerschlaf“ geht. Am Abend hat uns Anouk in ihrem Referat auch noch einige Sternbilder erklärt, wodurch wir jetzt hoffentlich alle auch einmal welche an unserem Nachthimmel entdecken. Grüße von einem endlich wieder segelnden Schiff
Veronika (Vroni)

Die Kunst des Ablegers

Datum: 3. November 2017
Position: 41°10’N, 010°15’E
Etmal: 87 NM
Wetter: Wasser 16°C, Luft 18°C, Wind 5 Bft.
von Veronika

Mein Tag begann damit, dass ich mich dazu aufraffen musste, aufzustehen, nachdem wir eine halbe Stunde vor dem Frühstück geweckt worden waren. Frühstück gab es heute eine halbe Stunde früher als normalerweise, da wir vorhatten um 8:30 Uhr abzulegen. Aus diesem Grund gab es auch um 8:30 Uhr ein „All-Hands“. Wie schon im Voraus vermutet, stellte sich das Ablegen als eine Herausforderung heraus, da wir auflandigen Wind und Ebbe kurz vor dem Niedrigwasser hatten. Damit mich alle verstehen können, auch die, die nicht so viel segeln, werde ich kurz erklären, warum diese beiden Phänomene unpraktisch sind:
1. Auflandiger Wind bedeutet, dass der Wind das Schiff auf die Pier drückt und es einem dadurch erschwert wird von der Pier wegzukommen.
2. Ebbe bedeutet, dass der Wasserspiegel sinkt.

Kurz vor Niedrigwasser hatten wir dann das Problem, dass es im Hafenbecken nicht überall tief genug für die Roald ist. Deshalb hatten wir noch weniger Rangiermöglichkeiten. Am Ende hat der Kapitän entschieden, dass wir nach hinten in die Leinen unter Maschinenkraft eindampfen, und dass das Dingi (Beiboot) unseren Bug (vorderer Teil des Schiffs) gegen den Wind im rechten Winkel von der Pier wegdrückt. Dies hat dann auch gut geklappt. Nun sind wir wieder auf See und haben auch endlich wieder Bewegung im Schiff. Die Wache 2 hatte für die Wache 3 für die Wachübergabe noch ein Lied zu der Melodie von O Tannenbaum gedichtet, das ich hier noch präsentiere:

O Wache 3, O Wache 3,
Wir heißen euch Willkommen
Wir wünschen euch „ne ruhige Nacht,
mit Sternen und schnell rumgebracht.
O Wache 3, O Wache 3,
Wir legen uns jetzt schlafen.

Mit Grüßen von See.
Veronika (Vroni)

P.S.:
1. Jü grüßt Nju – jeden Tag ein bisschen mehr …
2. Milena wünscht Hannes alles Gute zum Geburtstag.
3. Rosa wünscht Johnny alles alles Gute zum Geburtstag, fühl dich von mir gedrückt