Poolgespräch

Datum: 30. Januar 2018
Position: 09°28,5’N, 079°52,7’W
Etmal: –
Wetter: Wasser 29°C, Luft 30°C, Windstärke 5
von Greta

Im Moment verbringen wir unsere Zeit am liebsten im hauseigenen Pool der „Shelter Bay Marina“. Doch bevor wir alle zum Pool stürmen können, haben wir natürlich noch einige andere Sachen zu tun. Nach unserem Frühstück heute Morgen an Deck hatten wir bis zum Mittagessen Unterricht und seit der Atlantiküberquerung auch mal wieder Schiffserhalt. Beim Schiffserhalt konnte uns unser neuer Bootsmann Gerd sehr viel interessante Dinge erzählen, da er ein gelernter Maler ist und sich sehr gut auskennt. Nachdem wir alle mit dem Mittagessen fertig waren, durften wir endlich mal wieder Reinschiff machen, das wir auf unserem Landaufenthalt so vermisst haben. Außerdem haben wir noch unsere Kammern weiter eingeräumt, aufgeräumt und seefest gestaut. Nach dieser Arbeit war uns natürlich allen sehr warm, da sich unter Deck die Hitze ziemlich staut. Wir waren froh, als das O.K. gegeben wurde, dass wir zum Pool können. Um zum Pool zu gelangen, müssen wir zum anderen Ende der Marina laufen; vorbei an dem Restaurant und schon sind wir da.

Nachdem ich mich kurz abgeduscht habe, bin ich in das erfrischende Wasser getaucht, habe mich an den Rand des Beckens auf eine Stufe gesetzt und das bunte Treiben beobachtet. Manche haben sich gegenseitig getunkt, es wurden Kämpfe im Wasser ausgetragen, andere haben versucht, einen Handstand zu machen, so lang wie möglich zu tauchen oder einfach nur im Wasser zu entspannen. Nach einiger Zeit kam Christian vorbei, der neue Toppsgast meiner Wache (0-4), der auch zuvor schon den „Erwachsenen-Törn“ auf der Roald gefahren ist, während wir an Land waren. Im Verlauf des Gesprächs mit ihm habe ich mich und dann ihn gefragt, was überhaupt die Unterschiede zwischen Erwachsenen- und Schüler-Törns sind und ob es überhaupt welche gibt.

Was ihm als erstes ganz spontan eingefallen ist, ist der unterschiedliche Musikgeschmack. Während der Backschaft auf dem Panama-Panama-Törn wurde sehr viel Rock gehört, aber auch alte Seemannslieder, wohingegen man bei uns sehr viel neue Pop-Lieder oder hin und wieder auch mal Rap aus der Kombüse hört. Wenn man dann gedanklich schon mal bei der Kombüse ist: Die Erwachsenen haben sehr viel mehr Kaffee getrunken, da wurden mal so eben 8 Kannen zum Frühstück gekocht. Bei uns muss aber allgemein mehr Essen gemacht werden, denn hier auf der Roald haben wir eine Gewichtstabelle, auf der steht, wie viel Nudeln man zum Beispiel für 50 Personen kochen muss. Diese Tabelle ist für Erwachsene ausgelegt und ganz am Anfang unserer HSHS-Reise haben auch wir versucht, mit diesen Mengenangaben zu kochen, aber sehr schnell gemerkt, dass wir davon nicht satt werden. Wir Schüler essen zwischendurch auch sehr viel mehr Müsli oder trinken hin und wieder einen Kakao, was bei den Erwachsenen nicht der Fall ist.

Nur der Nutellaverbrauch ist auf allen Törns immer sehr hoch. Doch auch sonst, außerhalb der Kombüse, gibt es noch andere Dinge, die sich unterscheiden: Die Falten sind zum Beispiel bei den Erwachsenen größer! Nein, ich meine nicht die Falten im Gesicht, sondern die Falten, die man beim Segelpacken machen muss. Das liegt daran, dass die Erwachsenen einfach längere Arme haben. Viele Leute denken vielleicht, dass die Erwachsenen nicht so eine große Begeisterung für schlechtes Wetter oder ähnlich (unangenehme) Dinge zeigen, aber viele Erwachsene sind eigentlich immer noch wie Kinder und stehen mit der gleichen Begeisterung und dem gleichen Leuchten in den Augen an Deck und klettern in die Toppen oder erfreuen sich daran, wenn man vor lauter Regen an Deck duschen könnte. Bei solchen Dingen spielt das Alter keine Rolle und wir legen alle die gleiche Euphorie an den Tag. Viele Erwachsene verwirklichen sich mit so einer Segelreise auch einen Lebenstraum, den sie vielleicht schon Jahre lang mit sich herumtragen, ihn aber aufgrund ihrer Arbeit oder aus anderen Gründen bisher einfach nicht verwirklichen konnten. Ich glaube, dass es im Grunde eigentlich keine wirklich gravierenden Unterschiede gibt, denn wir alle teilen die gleiche Leidenschaft für und den Spaß am Segeln.
Greta

Shelter Bay Marina

Datum: 29. Januar 2018
Position: 09°22,10’N, 079°57,0’W
Etmal: NM
Wetter: Wasser 29°C, Luft 28°C, Windstärke 5
von Benedict

Heute ist wieder einmal ein Montag, den normalerweise alle nicht mögen, weil man da entweder zur Arbeit muss, oder in die Schule geht. Bei uns spielen die Wochentage aber keine große Rolle, weil man hier kein Zeitgefühl hat. Aber heute, Montagmorgen, ging nach dem längeren Landaufenthalt dann auch bei uns die Schule wieder los.

Montagnachmittag: Ein Vogel fliegt an mir vorbei und landet auf dem Metallgeländer der Terrasse. Er ist marineblau wie das Wasser eines japanischen Meeresgemäldes. Sein Schwanz ist so groß wie sein eigener Körper. Wenn er läuft, hört man seine Krallen auf dem Boden schaben. Er hat kleine gelbe Augen, mit denen er seine nächste Beute zielgenau fokussiert. Er ist dünn und elegant.

Ich sitze auf der Terrasse des Hafengebäudes und schaue mir die Yachten an. Es sind momentan viele Yachten im Hafen, die von überall der Welt herkommen, z.B. von den Bahamas, von Jamaika, aus Kanada, viele amerikanische und sogar ein schweizerischer Katamaran haben hier ein vorübergehendes Zuhause gefunden. Wie ich im Gespräch mit einem Amerikaner erfahren habe, war der Hafen früher ein amerikanischer Militärstützpunkt. Die Basis diente dazu, den Panamakanal zu kontrollieren, heutzutage benutzt man sie, um verhaftete Drogenhändler nach Panama-City auszufliegen und auch Piloten auszubilden. Im angrenzenden Dschungel liegen noch verborgene Bunker, die früher als Munitionslager benutzt wurden, heute schwingen Affen in deren Ruinen. Gestern lag hier auch noch eine riesige japanische Yacht, die extrem luxuriös aussah: Der Bug dunkelrot, oben weiß und an der Seite, eine leuchtend hellrote japanische Schrift. Die Bucht wird von einem riesigen Wellenbrecher geschützt, trotzdem ist der Wind ziemlich stark und bringt die Zipfel der hohen Palmen zu Neige.

Am Abend lauschte ich noch dem Referat von Tom B. über den Nord-Ostsee-Kanal, den wir abschließend mit dem Panamakanal verglichen. Der Panamakanal macht 40 Prozent des Landeseinkommens aus. Würde der Nicaraguakanal fertiggestellt werden, würde er sehr wahrscheinlich ziemlich schnell dafür sorgen, dass der Panamakanal bankrott ginge. Kurz vor dem Einschlafen gehe ich noch einmal an Deck und lausche den Geräuschen: Ich höre hauptsächlich Grillen, aber auch ein paar Affen, die in der Ferne kreischen. Eine schöne Nacht!
Benedict

P.S.:
Ich grüße jetzt aus Prinzip alle coolen Leute, die ich bisher in Costa Rica kennengelernt habe. Grüße gehen also an: Flo, Steffen, Leon, Carlos, Leche, Roland und dem Zirkusfreund Dario. Benedict