Ein Stückchen Normalität

Datum: 4. November 2017
Position: 39°16,4’N, 012°01,8’E
Etmal: 155 NM
Wetter: Wasser 20°C, Luft 18°C, Wind 5-6 Bft.
von Rasmus

„All-Hands!“- So wurde ich aus meinem Schlaf gerissen. Als ich endlich als Letzter an Deck war, teilte der Kapitän uns mit, dass wir versuchen werden, vor Teneriffa noch Porto Santo und die unbewohnte Insel Selvagem Grande – ein Nationalpark – anzulaufen, weil wir bisher schnell vorangekommen sind. Nach dem All-Hands hat Verena uns die Reader für den Unterricht ausgeteilt und den Stundenplan erklärt. Es gibt eine Luv-Klasse und eine Lee-Klasse, die jeweils abwechselnd Unterricht haben oder segeln werden. Zunächst finden versuchsweise zwei Probeunterrichtstage statt: Montag ist die Luv-Klasse dran und Dienstag die Lee-Klasse.

Der Tagesablauf dafür sieht wie folgt aus:
07:00 Uhr – Schüler und aufziehende Wache stehen auf
07:30 Uhr – Frühstück Schüler und aufziehende Wache
08:00 Uhr – Reinschiff Schüler, Frühstück Wache 2
08:30 Uhr – Aufräumen, Fegen und Wischen der Messe
08:45-11:15 Uhr – Unterricht (2 Stunden Spanisch für Anfänger bei Christine, 1 Stunde Deutsch bei Katharina)
11:15-12:00 Uhr – Messe aufräumen und Mittagessen
12:50-15:15 Uhr – Unterricht (2 Stunden Geografie bei Verena, 1 Stunde Physik bei Martin)
15:15 Uhr – Pause
16:00-17:00 Uhr Unterricht (1 Stunde Spanisch für Fortgeschrittene bei Christine)

Das mit Spanisch läuft folgendermaßen: Während die Spanischanfänger Spanisch haben, machen die Spanischfortgeschrittenen Stillarbeit und umgekehrt. In der Luv-Klasse sind Will, Eike, Anouk, Paul, Ly, Theo M., Theo B., Benedikt, Laurine, Rosa, Arthur, Carlotta, Lukas, Kjell und Freyja. In der Lee-Klasse sind Jerit, Max, Andy, Milena, Yara, Nico, Janis, Tom L., Vroni, Tamina, Isa, Janik, Greta, Tom B. und Rasmus. Auch wenn wir uns jetzt noch nicht vorstellen können, wie wir den Unterricht in Zeiten von 15-Grad-Krängung, 3-Meter-hohen-Seegang und verzweifelnder Backschaft in unseren Tagesablauf quetschen sollen, freuen wir uns (manche mehr, manche eher weniger bis gar nicht) auf dieses bisschen Normalität in unserem außergewöhnlichen „Alltag“. Apropos außergewöhnlicher „Alltag“: Seit gestern ist das Wetter wieder windiger, mit mehr Welle, wodurch einige von uns wieder seekrank wurden. Aber dafür war wenigstens sonniges und windiges Segelwetter bei konstant 7 Knoten Geschwindigkeit.

Bei unserer nächtlichen 8-12 Wache haben wir den Vollmond genossen und um 23:00 Uhr dann die Uhren eine Stunde zurückgestellt, so dass wir in dieser Nacht ausnahmsweise insgesamt 5 statt 4 Stunden Wache gegangen sind. Zum Zeitvertreib haben wir uns Witze erzählt, weil Wache 2 bei der Wachablösung damit angefangen hatte. Um 24.00 Uhr durften wir endlich in unsere gemütlichen Kojen.
Rasmus

P.S.:
1. Rosa und Rasmus grüßen Mirjam und Stella, wir vermissen euch ganz doll.
2. Rasmus grüßt die Pangäa C und wünscht ihnen viel Spaß beim Unterricht.
3. Yara grüßt ihre Familie in Hamburg. Ich hoffe, dass Papa gut nach Hause gekommen ist. Ich vermisse euch.
4. Max wünscht Max alles Gute nachträglich zum Geburtstag!
5. Bubilo, wie ist die Lage in Hannover? Ich denk´ an dich!! Ich ruf dich mal aus dem nächsten Hafen an. Stell dich schon mal auf ein längeres Gespräch ein.

Die Kunst des Ablegers

Datum: 3. November 2017
Position: 41°10’N, 010°15’E
Etmal: 87 NM
Wetter: Wasser 16°C, Luft 18°C, Wind 5 Bft.
von Veronika

Mein Tag begann damit, dass ich mich dazu aufraffen musste, aufzustehen, nachdem wir eine halbe Stunde vor dem Frühstück geweckt worden waren. Frühstück gab es heute eine halbe Stunde früher als normalerweise, da wir vorhatten um 8:30 Uhr abzulegen. Aus diesem Grund gab es auch um 8:30 Uhr ein „All-Hands“. Wie schon im Voraus vermutet, stellte sich das Ablegen als eine Herausforderung heraus, da wir auflandigen Wind und Ebbe kurz vor dem Niedrigwasser hatten. Damit mich alle verstehen können, auch die, die nicht so viel segeln, werde ich kurz erklären, warum diese beiden Phänomene unpraktisch sind:
1. Auflandiger Wind bedeutet, dass der Wind das Schiff auf die Pier drückt und es einem dadurch erschwert wird von der Pier wegzukommen.
2. Ebbe bedeutet, dass der Wasserspiegel sinkt.

Kurz vor Niedrigwasser hatten wir dann das Problem, dass es im Hafenbecken nicht überall tief genug für die Roald ist. Deshalb hatten wir noch weniger Rangiermöglichkeiten. Am Ende hat der Kapitän entschieden, dass wir nach hinten in die Leinen unter Maschinenkraft eindampfen, und dass das Dingi (Beiboot) unseren Bug (vorderer Teil des Schiffs) gegen den Wind im rechten Winkel von der Pier wegdrückt. Dies hat dann auch gut geklappt. Nun sind wir wieder auf See und haben auch endlich wieder Bewegung im Schiff. Die Wache 2 hatte für die Wache 3 für die Wachübergabe noch ein Lied zu der Melodie von O Tannenbaum gedichtet, das ich hier noch präsentiere:

O Wache 3, O Wache 3,
Wir heißen euch Willkommen
Wir wünschen euch „ne ruhige Nacht,
mit Sternen und schnell rumgebracht.
O Wache 3, O Wache 3,
Wir legen uns jetzt schlafen.

Mit Grüßen von See.
Veronika (Vroni)

P.S.:
1. Jü grüßt Nju – jeden Tag ein bisschen mehr …
2. Milena wünscht Hannes alles Gute zum Geburtstag.
3. Rosa wünscht Johnny alles alles Gute zum Geburtstag, fühl dich von mir gedrückt