Erster Schultag

Datum: 6. November 2017
Position: 36°43,7’N, 011°52,5’E
Etmal: 155 NM
Wetter: Wasser 20°C, Luft 19°C, Wind 5-6 Bft.
von Max

Heute war der erste offizielle Schultag (zwei Tage Unterricht zur Probe, ab Teneriffa geht“s dann richtig los mit dem regulären Unterricht). Wie schon im vorletzten Tagesbericht erwähnt, sind die Wachen zur Hälfte jeweils in die Luv- und Leeklasse eingeteilt. Die Luvklasse hat an einem Tag Unterricht und am nächsten Tag Wache und die Leeklasse genau andersherum. Ich hatte gestern „Wach-Tag“, daher kann ich also nicht aus der Perspektive derjenigen schreiben, die heute Unterricht hatten, dafür aber aus der Perspektive einer Wache, die nun mehr mit vier statt neun Trainees zu bewältigen ist. Bisher waren wir jeweils 10 Trainees in einer Wache, die jetzt abzüglich der 5 „Schüler-Trainees“ und einem Trainee, der Backschaft hat, funktionieren muss.

Pünktlich um 00:00 Uhr begann ich also meine Wache mit dem Wachwechsel. Die Wache ist mit vier Leuten eine ziemliche Herausforderung: Ich musste zwei Mal eine halbe Stunde Rudergehen (am Ruder stehen und den Kurs steuern/halten, den dir dein Steuermann ansagt) und zwei Mal eine halbe Stunde Ausguck machen (am Bug stehen und in alle Richtungen Ausschau nach Schiffen, Tonnen oder anderen Gegenständen im Wasser halten und sie gegebenenfalls dem Steuermann melden). Dafür, dass es mitten in der Nacht war, war es ziemlich hell, da wir Vollmond hatten. Die nächtlichen Unterhaltungen auf der Brücke (ein kleine Erhöhung an Deck mit Ruder und mehreren Bänken) in der Nachtwache waren ausführlicher als das bisher der Fall war, da man nicht in einer so großen Runde zusammensaß. Nach der Wache trank ich noch einen Tee mit den anderen und ging anschließend ins Bett.

Während die anderen Unterricht hatten, war ich im Bett und hab gelesen, was hier wie ein Fernseherersatz ist, bis ich dann um 11:30 Uhr zum Mittagessen musste. Es gab super gute Nudeln mit Bolognese und Salat. Um 12:00 Uhr musste ich dann wieder zum Wachwechsel. Auch diese Wache begingen wir wieder nur zu viert. Heute war es sonnig und sehr windig, unsere Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 7 Knoten und wir sind ungefähr 26 Seemeilen in unserer Wache, die insgesamt immer 4 Stunden dauert, gesegelt. Als ich Ausguck war, konnte ich ein bisschen vom Spanisch-Unterricht für Anfänger mitbekommen, der Unterricht erschien mir sehr interessant. Außerdem haben wir noch das Großsegel aufgegeit und beigefangen (aufgeien = Segel bergen; beifangen = auf die entsprechende Rah hochklettern und das Segel grob packen). Nach meiner Wache ging ich wieder schlafen. Dadurch, dass man zwei Mal am Tag schläft, kommt einem ein Tag wie zwei Tage vor. Um 6:30 Uhr ging ich dann zum Abendessen, bei dem es etwas hektisch zuging, weil alle (48 Personen) gleichzeitig in der Messe essen wollten. Dort habe ich später noch mit den andern Karten gespielt.

Blutrot, kugelrund und hell über dem Horizont ging der Mond heute Abend dann noch auf. Er hatte schon ein wenig abgenommen und sah ein wenig wie ein rotes Ei aus, denn je weiter man in den Süden kommt, desto mehr sieht der abnehmende oder zunehmende Mond so aus wie ein lachender Mund/wie eine Schale. Leider hat man durch den Aufgang des Mondes die Milchstraße und die ganzen anderen Sterne nicht mehr so gut sehen können. Trotz allem war der Anblick von der Milchstraße und später des Blutmondes einfach nur grandios! Der Tag war schön!
Max

P.S.:
1. Mir geht“s gut und ich bin den Menschen dankbar, die mir diese Reise ermöglichen konnten und/oder mich unterstützt haben. (Max)
2. Katharina sendet eine ganz, ganz feste und warme Umarmung an Marie (in Salzkotten): Ich muss ganz viel an dich und deine Erzählungen vom Schiff denken – v.a. wenn ich Ausguck gehe, was ich im Übrigen sehr gerne mache!
3. Viele Grüße an Heike, Trixi, Eva, KP und Thomas von der ganzen Crew!
4. Viele Grüße an die entspannte Dienstagsrunde in Lübeck und an meine liebe Familie von Johanna.
5. Liebe Elvira, ganz viel Erfolg für Deine Lesung!

 

8. November
Neue Fotos online!!!
„Von Kiel nach Vigo“

8ter-Fischen…

Datum: 5. November 2017
Position: 36°43,7’N, 011°52,5’E
Etmal: 155 NM
Wetter: Wasser 20°C, Luft 19°C, Windstärke 5-6
von Bene

Die neuen Informationen, die wir erhielten, betrafen die ersten zwei Unterrichtstage sowie die Zeitplanung für eine effektive Kombüsenarbeit. Udo, unser Koch, verkündete, dass er sich langsam aus dem Kombüsenalltag zurückziehen wird, da jetzt wir, die Trainees, zunehmend mehr die Verantwortung für die Planung und das Zeitmanagement des Essens übernehmen sollen. Der Kapitän verriet uns auch, dass wir in den nächsten Tagen optimalen Wind zum Segeln haben werden. Das haben wir heute schon erleben dürfen: Günstige Winde sorgen für ein schönes und schnelles Segeln auf unserer Roald. Trotz atemberaubenden Sonnenaufgang und perfektem Segelwetter hatten wir heute aufgrund unserer Geschwindigkeit allerdings keine optimalen Bedingungen zum Fischen.

Doch soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass wir in der Vergangenheit schon mehr Erfolg und damit am Haken hatten: Wir (Kjell, Eike, Tom und ich) nennen unseren kleinen, aber feinen „Fischerreibetrieb“ hier an Bord der Roald das „8ter-Fischen“, weil wir unsere Angelleinen hinten am Schiff, in Fachsprache „achtern“, aussetzten. Unser erster Fang waren Makrelen in Cherbourg und in britischen Gewässern haben wir unsere Ausrüstung und unser Können getestet: Wir wollten anhand eines Segel-Manövers das Einholen der Leine vereinfachen, doch biss nur eine Alge an. In Vigo ging es dann weiter mit unseren Fangversuchen: Um 3:00 Uhr morgens, parallel zu meiner Ankerwache, hatten Tom L. und ich eine merkwürdig kreischende Kreatur an der Schnur. Diese Kreatur war ein einäugiger Aal, jedoch stellte sich im Fischmarkt dann später heraus, dass es sich nur um einen „billigen“ Fisch handelte, der wohl nicht besonders gut schmeckt…. Sonst haben wir schon Wale, Mondfische und lauter Delphine gesichtet, wir warten aber weiterhin geduldig auf den Gelbflossenthunfisch. In diesem Sinne mit Grüßen von 8tern!
Bene

P.S.:
1. Grüße an alle Gelbflossenthunfische dort draußen.
2. LG an L. in L. von A² und L.
3. Kjell grüßt die Berliner und Christine.
4. En grues and Lissie, d´Mama, Anna and to Stuart, Karine and Nan.
5. Verena grüßt alle Lieben daheim. Hab den ersten Umschlag aufgemacht – seufz! Danke Lotti!

 

8. November
Neue Fotos online!!!
„Von Kiel nach Vigo“