Vorweihnachtsstress

Datum: 22. Dezember 2016, (Tag 76)
Position: True Blue Bay (Grenada) vor Anker
Etmal: 0 sm
Wetter: Luft 28°C, 1015 hPa, sonnig, cloudy NE 5 Bft.
von Melanie

t_melanieWenn ich an die letzen Tage vor Weihnachten denke, erinnere ich mich an hektische Tage. Die Warenhäuser haben extra lange Öffnungszeiten, damit auch die Menschen, die seit 365 Tagen wissen, dass dieser Weihnachtstag auch im nächsten Jahr stattfindet und es erfolgreich verdrängt haben, ihre Geschenke und weitere diverse Weihnachtseinkäufe, erledigen können. Dies erzeugt Stress und Unzufriedenheit, sowohl bei denen die einkaufen, als auch bei denen, die in den Geschäften stehen.

Hier auf Grenada ist davon nichts zu spüren. Die Menschen sind entspannt und freundlich. Lange Öffnungszeiten gibt es hier nicht. Im Gegenteil: Viele Geschäfte und Firmen schließen, sowohl am 23., als auch am 24. Dezember bereits gegen Mittag. Dies hat unsere Ausflugsplanung für diese Tage hier auf der Insel sehr erschwert, sind es leider die einzigen Tage, die wir durch den Tauchkurs noch frei haben. Auf der Suche nach Informationen, traf ich heute eine gebürtige Irin, die nicht nur seit einigen Jahren auf Grenada lebt, sondern zuvor viele Jahre in Deutschland lebte. Sie erzählte mir bereitwillig und freundlich (wie mir hier alle Einwohner bisher begegnet sind), dass die Menschen auf Grenada diese Zeit nutzen, um in aller Ruhe in den Familien das große Fest vorzubereiten.

In den Weihnachtsfeiertagen wird dann (ähnlich wie in vielen Familien in Deutschland) viel gegessen und gemeinsam Zeit verbracht. Die gemeinsame Zeit in der Familie scheint hier jedoch viel mehr im Zentrum zu stehen, als das Weihnachtsgeschäft mit all den Geschenken. Die Zeit vor Weihnachten scheint sich hier von der allgemeinen ruhigen karibischen Mentalität nicht irritieren zu lassen. Dagegen spiegelt der Vorweihnachtsstress bei uns durchaus auch die gehetzte Lebensweise des Alltags wieder: Wer von uns blickt denn wirklich entspannt in die Zukunft, weiß wo er wie mit wem und wann genau hin will? Die Orientierungslosigkeit in unserer Gesellschaft ist höher denn je und auch ich schließe mich davon nicht aus. Daher hier mein durchaus utopischer Weihnachtswunsch:

Lebenskompass

Ich wünsch‘ mir einen Kompass,
der mich durchs Leben führt,
der mir den Weg weist,
wenn ich nicht weiter weiß,
wenn ich nicht weiß, ob oben oder unten,
recht oder links, vorne oder hinten.

Ich wünsch‘ mir einen Kompass,
der mich durchs Leben führt,
der ausschlägt Richtung Herz oder Verstand,
wenn ich mich nicht entscheiden kann.
wenn ich nicht weiß, ob Freiheit oder Sicherheit,
ob eigenes Glück gegen allen Widerstand.

Ich wünsch‘ mir einen Kompass,
der mich durchs Leben führt,
der mir den richtigen Kurs anzeigt,
wenn ich an einer Kreuzung steh‘
wenn so viele Wege toll erscheinen.
und ich eigentlich alle gehen will.

Ich wünsch‘ mir einen Kompass,
der mich durchs Leben führt,
der einen Ausweg aus der Dunkelheit kennt,
wenn ich im eigenen Tränenmeer versink‘,
der zeigt, wenn ich am Boden liege,
wie ich siege –
gegen mich und dich und im Notfall die ganze Welt.

Ich wünsch‘ mir einen Kompass,
der mich durchs Leben führt,
der nicht meinen derzeit innigsten Wunsch besingt,
wie Captain Jack Sparrows Kompass,
sondern den Weitblick besitzt,
der mir häufig verborgen bleibt.

Ich wünsch‘ mir einen Kompass,
der mich durchs Leben führt,
der mir zeigt, wo meine Zuhause ist,
wenn ich einen Ort festlegen muss:
Das Meer, die Berge, die Großstadt, das Land.
Ich liebe sie alle. Das ist doch krank.

Ich wünsch‘ mir einen Kompass,
der nicht nur mir den richtigen Kurs anzeigt,
der die Welt in eine Zukunft lenkt,
in der ich gerne weiteres Leben schenk‘.
Ich wünsch‘ mir einen Kompass,
dessen Richtung bitte immer Frieden heißt.

Ich wünsche allen eine wunderschöne, besinnliche Weihnachtszeit mit vielen lieben Menschen um euch herum, sei es die eigene Familie, oder seien es Freunde.
Eure Melanie

Sternschnuppen

Datum: 6. November 2016, (Tag 30)
Position: 29° 12,9′ N, 016° 06,3′ W
Etmal: 118 sm
Wetter: Luft 24°C, 1014 hPa, bedeckt, Wind NW 1
von Melanie

t_melanieHeute hatte ich zwei wunderschöne Wachen bei Nacht bzw. im Dunkeln. Die Dunkelheit wird umrahmt von Sonnenuntergang und Sonnenaufgang gepaart mit dem Hissen und Bergen unserer Flaggen. Sie sind nicht vergleichbar mit den wenig bewusst beobachteten Tageszeitwechseln daheim. Abgesehen davon, dass sie lange nicht so wunderschön in der Stadt zu betrachten sind, nimmt man sich im Alltag auch nicht die Zeit dafür, hat noch Termine, sitzt am Schreibtisch oder geht anderen Tätigkeiten nach. Hier bekomme ich die Zeit diese Naturspiele in aller Ruhe wahrzunehmen. Der nächtliche Sternenhimmel ist so klar und voll, wie man es sich nicht vorstellen kann, wenn man es nicht erlebt hat. Die Beobachtungsgabe wird immer größer und ich erkenne Sternenkonstellationen wieder, die ich dann in einem Buch der Bordbibliothek nachschlage.

So viele Sternschnuppen, wie ich hier in einer Nachtwache zähle, habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Sollte das so weitergehen und addiere man die daraufhin erfolgten Wünsche aller Sternschnuppenjäger, dann dürfte es keine Probleme mehr auf dieser Welt geben. Diese Nacht wurde der Sternenhimmel durch regelmäßiges Erleuchten am Horizont erhellt – sogenanntes Wetterleuchten. Die Sicht war so klar, dass wir ein Gewitter sehen konnten, welches so weit entfernt war, dass es hinter dem Horizont lag. Es ist faszinierend, dass man hier etwas wahrnehmen kann, das durch die Erdkugelform eigentlich nicht sichtbar sein kann. Die Erdkrümmung an sich, die man daheim nie sieht oder wahrnimmt, war auch deutlich letztens zu sehen, als wir von einer der Anhöhen bei klarer Sicht auf Madeira aufs Meer schauten. Daheim kann man gerade mal vor das nächste Haus schauen oder aus der Stadt heraus einige Kilometer.

Herzliche Grüße an alle, die diesen Block verfolgen. Insbesondere an meine Familie und an Jessica.
Eure Melanie