Abschied

Datum: 8. Oktober 2016, (Tag 1)
Position: auf der Elbe, querab Wedel
Etmal: 5 sm
Wetter: Luft 13°C, 1025hPa, wolkig, Wind NNE 2
von Amira

amiraHallo Daheimgebliebene,
nach dem ersten Tag auf See melden wir uns zurück von Bord der Johann Smidt. Ich sitze hier in meiner Kojendecke, mein Kopf stößt beinahe an die obere Koje, aus der Musikbox schallt „Holz“ von 257 und im Hintergrund hört man gleichmäßig den Motor (auch Jockel genannt) grummeln. Das Boot schaukelt passend zum Takt. Heute soll der Tag sein, an dem es endlich los geht, es soll der Beginn einer langen und ereignisreichen Reise sein!? Die wenigsten können es jetzt schon fassen, dass wir für 7 Monate von Zuhause und unseren Familien fort sein werden.

Heute morgen legten wir nach einer relativ kurzen Nacht zusammen mit dem Filmteam des ZDF, welches einen kurzen Film über die Hermann-Lietz-Schule dreht, am Sandtorhöft vor Hamburg an. Dort wurden wir dann auch offiziell verabschiedet, ein paar Tränen wurden verdrückt und jeder wurde noch ein letztes Mal für 7 Monate kräftig gedrückt. Anschließend legten wir unter lauten Jubelrufen ab und ließen die zahlreichen Verwandten und Freunde am Sandtorhöft zurück. Nur das Filmteam durfte noch an Bord bleiben. Für sie war dann die Reise in Wedel zu Ende. Dort ertönte für uns die Nationalhymne über die Elbe (wir fühlten uns sehr geehrt, auch wenn sie vermutlich nicht für uns gedacht war). Heute Abend werden wir ankern und es ist wieder Ankerwache angesagt. Bis bald
Amira

WirrWarr

Datum: 2. Oktober 2016
Ort: zwischen Packchaos und Taschenwirrwarr der Teilnehmer
von: Charlie

t_charlieStändig werde ich umher getragen, darf ich nun mit auf diese große Reise oder muss ich doch zu Hause bleiben ? Gedanke schwirren durch meine Maschen, was ich noch tun könnte, um mitzukommen? Um einen der begehrten Plätze in einer der zwei bis drei großen Taschen zu bekommen?
Ich könnte mich besonders klein und leicht machen? Ich könnte meine Extralasche an meiner Ummantelung nochmal zum Vorschein bringen? Hey Kind des Abenteuers – schau mal, mich kann man auch an den Rucksack dran hängen, ich brauche gar keinen Platz im Inneren. Ist eh luftiger und so sehe ich alles ganz genau von der Welt.
Oder ich könnte einen Moskitolockruf oder -tanz entwickeln und mich so unentbehrlich machen? Mit einem runden Ring am Anfang sollte man doch das Maschenkleid ordentlich zum Wackeln und Schwingen bringen können?
Aber was, wenn sie sich ausreichend Mückenmittel mitnehmen – Autan, No Bite, AntiBrumm…wie ich diese Schmiermittel hasse – was wenn sie meinen, sie brauchen mich gar nicht?
Nein – dafür bin ich zu wichtig, und vor allem noch so neu und schön und vor allem heil. Kein Loch da wo es nicht sein soll, noch schön sauber und vor allem total praktisch.
Ich schleich mich einfach mal etwas näher an den Rucksack dran oder ich  hake mich schon mal vorsichtshalber an einen Klettverschluss des Ölzeugs fest, dann muss man mich ja quasi mitnehmen, ansonsten droht das Menschenkind ja, dass ich zerreiße und das kann man ja am Besten auf der Reise verschleiern, aber nicht im heimischen Zimmer.
Aber nein, der Rucksack ist näher. Jetzt noch schnell die Hängematte ablenken und schon ist wieder ein entscheidener Schritt Richtung Mitfahren geschafft.
Noch sechs Tage, dann ist es sicher, dann weiss ich, ob ich dabei bin oder nicht. Noch sechs Tage, das ist aushaltbar, das schaff ich.
Chakka – aus dem Weg Hängematte – hallo Rucksack, darf ich mich vorstellen, Moskita, das Mokitonetz, hab ich dir schon gesagt, dass du wunderschöne Schnallen hast?
Charlie