Verproviantierung

Datum: 12. November 2016, (Tag 36)
Position: Santa Cruz, Teneriffa
Etmal: –
Wetter: Luft 25°C, Sonne mit leichten Schauern
von Amira

amiraDer Tag begann wie jeder andere: Nach einer gefühlt viel zu kurzen Nacht um 7:30 Uhr aufstehen und eine halbe Stunde später um 8:00 Uhr Frühstück. Die erste gute Nachricht für mich: Joghurt mit Mango zum Frühstück (mmmh lecker), das hatte ich mir extra gestern noch gekauft. Der nächste Tagespunkt: Zimmer und Kombüse aufklaren. Alle dicken und warmen Sachen, sowie auch die Wanderausrüstung, die wir für den Teide benötigt hatten, müssen wieder in der Last verstaut werden. Eine ziemlich anstrengende und ermüdende Geschichte, wenn man bedenkt, dass in den 4er-Kammern vier Leute auf ungefähr 5m² leben. Zu der reinen körperlichen Anstrengung kommt dann auch noch die intelektuelle Herausforderung: „Was brauche ich noch auf dem Atlantik? Den dicken Pullover werde ich wohl nicht mehr brauchen… oder vielleicht doch? Naja hoffen wir mal auf gutes Wetter. Zur Not habe ich ja auch noch meine Ölzeug-Jacke.“

Dann gegen 12:15 Uhr kommt Unruhe im Schiff auf: Der Lastwagen mit dem Proviant ist angekommen und muss ausgeladen werden. Schnell ist eine Menschenkette aufgestellt und über die Pier tönen Befehle wie „Achtern“, „Messe“ oder „Vorschiff“. Binnen 15 Minuten ist der Proviant an Bord. Nun kommt der weitaus schwierigere Teil der Verproviantierung: Der gesamte Proviant muss in den zahlreichen Stauräumen unter den Bänken, in der Kombüse oder in der Kammer des Koches verstaut werden. Da muss man erstmal den Überblick behalten… In unserem Fall war es Melanie, die wusste, wo wir beispielsweise die gefühlten 100 kg Mehl verstauen müssen. Nun gut nach etwa einer Stunde war auch dies von der Bühne und wir konnten uns dem Verzehr des heutigen Mittagessens witmen (das erste Mittagessen ohne unseren Koch Walter). Hier einmal ein eindeutiges Lob an die heutige Backschaft: Immo, Zora und Tatsumi, das Essen war vorzüglich!

Nachdem dann auch die letzte Kammer aufgeklart war und die Kombüse vom schmutzigen Geschirr befreit war, gab es noch einmal, das letzte Mal für ca. 3 Wochen, Landgang und diejenigen, die noch Geld hatten, deckten sich noch einmal mit Proviant für die Atlantiktour ein.
Sonnige Grüße sendet euch
Amira
 
P.S.: Besondere Grüße an alle, die mich lieb haben und sich die Mühe machen diesen Blog zu lesen, habe euch auch alle lieb <3

Eine kritische Betrachtung unserer Besteigung des Pico del Teide

Datum: 11. November 2016, (Tag 35)
Position: Santa Cruz, Teneriffa
Etmal: –
Wetter: „eiskoid bis sau hoaß“, dünne Luft, Traumwetter
von Michael

t_michaelSchön, dass solch ein monumentaler Berg wie der Pico del Teide mitsamt der ihn umgebenden, wunderschönen, aber auch größtenteils lebensfeindlichen Natur seit 1954 in Form eines Nationalparks (vor dem Menschen) geschützt wird und 2007 von der UNESCO sogar in die Liste der Weltnaturerbe aufgenommen wurde. Wohl oder übel muss sich der Mensch deshalb an gewisse Regeln halten. Beispielsweise dürfen die Serpentinen des breiten, nur mäßig ansteigenden und somit als „Hatscher“ einzustufenden Fahrweges auf den Montaña Blanca nicht abgekürzt werden. Hinweisschilder machen dies an den entsprechenden Stellen deutlich, wofür man noch nicht einmal der spanischen Sprache mächtig sein muss. Schade, dass sich nicht alle daran halten. Auch einige unserer Schüler nicht. Und dies, obwohl wir Lehrer ausdrücklich betont haben, sich an diese Regel zu halten.

Abgesehen von den Abkürzern, die sich als deutlich sichtbare Linien in der kargen, gar wüstenähnlichen Landschaft verewigt haben, erscheint die Natur unberührt. Bei genauerem Betrachten entdeckt man links und rechts des Weges allerdings – wie leider so oft – Müll, Müll, Müll. Meist aus Plastik. Hinter den großen, schwarzen Lavabrocken natürlich auch die ein oder anderen organischen Hinterlassenschaften. Dazu Klopapier, Klopapier, Klopapier. Warum zum Teufel kann der Mensch seinen Müll zwar auf den Berg, nicht aber wieder mit ins Tal schleppen? Oder zumindest so verbergen, dass sich andere nicht daran stören? Leider musste diese eigentlich selbstverständliche Regel auch unseren Schülern noch einmal deutlich gemacht werden.

Das Refugio de Altavista ermöglichte uns, mit einem leichten Rucksack unterwegs sein zu können, eine gemütliche Nacht in einem richtigen Bett zu verbringen und v.a. einen atemberaubenden Sonnenunter- sowie -aufgang erleben zu dürfen. Leider hat besagtes Refugio den Charme einer Bahnhofshalle, überaus verwirrende, keinen Sinn machende Öffnungszeiten und statt einem kühlen, durchaus wohlverdienten Bier das, was ein richtiger Bergsteiger am allerwenigsten auf einer auf über 3.200 Metern hoch gelegenen Berghütte braucht: WLAN – noch dazu kostenlos. Natürlich verschwende auch ich im Tal viel zu viel kostbare Zeit in der virtuellen Welt. Umso mehr freue ich mich, wenn ich in den Bergen – wenn auch nur vorübergehend –, den Alltag und dessen Sorgen hinter mir lassen und einfach nur sein kann – im Hier und Jetzt. WLAN auf einer Berghütte hindert den Menschen daran, diesen von mir so erstrebenswerten und immer wieder gesuchten, Gott sei Dank auch gefundenen, Zustand zu erreichen. Unseren Schülern wurden WLAN und Smartphones praktisch in die Wiege gelegt, weshalb sie natürlich auch auf einer Berghütte niemals freiwillig darauf verzichten würden. Anstatt einfach nur zu sein – wie ich schon sagte, im Hier und Jetzt –, werden sofort die ersten Fotos mit den Daheimgebliebenen geteilt… Bleibt nur zu hoffen, dass sie trotzdem irgendwann einmal das Nirwana erreichen!

Zu guter Letzt sei noch das Teleférico, also die Gondel, zu erwähnen, die tagtäglich Massen an Halbschuhtouristen von 2.356 auf 3.555 Meter in nur acht Minuten bringt. Zum Glück fährt diese jedoch erst ab 9:00 Uhr… Wir waren bereits um 6:45 Uhr auf dem höchsten Punkt Spaniens und somit weitestgehend alleine.

Trotz meiner kritischen, oft negativen Worte, die nicht allzu ernst genommen werden dürfen, war die Besteigung des Pico del Teide sowohl für unsere Schüler, als auch für mich ein unvergessliches Erlebnis, das ich nicht missen möchte, und im wahrsten Sinne des Wortes der erste Höhepunkt unserer Reise! Zudem bin ich sehr zuversichtlich, dass die Schüler im Laufe der nächsten sechs Monate noch ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein entwickeln werden!
Michael