Kuba

Datum: 22. Februar 2019
Position: Cienfuegos, Kuba
Etmal: –
Wetter: sehr warm
Name: Josi

Wir liegen vor Cienfuegos vor Anker und haben heute zwei Schularbeiten geschrieben. Erst Spanisch und dann Englisch. Danach wartete dann unser wöchentliches Großreinschiff auf uns. Spaßig und aufregend klingt anders. Ich werde also in diesem Tagesbericht lieber einmal über Dinge schreiben, die uns fast jeden Tag begegnen und beschäftigen, aber trotzdem nie zum Thema gemacht werden. Zunächst einmal begleitet uns so wie euch ja täglich das Phänomen des Aufstehens. Hier auf dem Schiff wird man an Landtagen meistens – je nach weckender Person sanft oder unsanft – um 07:00 Uhr geweckt. Die meisten bleiben dann noch bis etwa 07:15 Uhr liegen und springen dann schnell aus der Koje, um noch pünktlich zum Frühstück zu kommen und hierbei nicht wie ein Staubwedel auszusehen.

Vor dem Essen erwartet uns dann unsere „Stille Minute“. Diese wird vor jedem Essen mit einer Glocke eingeläutet. Es folgt eine kostbare Minute, in welcher das ganze Schiff schweigt. Manchmal kann es allerdings passieren, dass man die drei Backschafter – die zu diesem Zeitpunkt in der Kombüse sind – singen hört oder dass jemand zu spät in die Messe kommt und erst beim Reden bemerkt, dass er oder sie in die stille Minute hineingeplatzt ist. Ich bin mir sicher, dass wir alle die stille Minute als etwas sehr kostbares empfinden. Denn im normalen Bordgeschehen fällt es nicht immer leicht, Ruhe zu finden. Und so ist es ganz normal, dass in dieser Minute, in der das dampfende Essen vor einem steht, viele einfach die Augen schließen und den ruhigen Moment genießen.

Die Person jedoch, welche die stille Minute mit der Glocke eingeläutet hat und die Uhr im Blick behält, fühlt sich in diesem Moment meistens beobachtet. Denn die Blicke derer, die sich langweilen, landen meistens bei dieser Person. Und manchmal ist die stille Minute auch eine extreme witzige Situation, denn wann ist es schöner zu lachen, als wenn es verboten ist? Auch erwähnenswert ist die schöne Abendstimmung auf der Johnny! Die interessantesten Gespräche werden geführt, man kann im Mondlicht aufs Wasser schauen und alles ist sehr entspannt. Die favorisierten Plätze sind dann das Vorschiff, die Segelsäcke, der Fuß des Großmastes oder das Brückendach.

Und wo auch immer wir uns an an Bord befinden, sind wir in der Regel von der Außenwelt abgeschnitten. Und es vergisst sich leicht, dass es noch so viele andere Menschen auf dieser Welt gibt. Und dass es völlig normal ist, dass man sich vielleicht nicht immer mit allen 24 anderen Schülern, Steuerleuten und Lehrern versteht. Und dass man deshalb auch einmal seine eigene Meinung äußern und gleichzeitig füreinander da sein muss. Denn wenn wir in unserem Mikrokosmos nicht füreinander da wären, wer wäre es sonst? Auf 36m Länge kann sich nicht aus dem Weg gehen und auch nicht den Problemen und Herausforderungen, die sich einem stellen. Man ist gewissermaßen dazu gezwungen, die Leute so zu nehmen und zu verstehen zu versuchen, wie sie sind. Und man lernt außerdem, dass eine dicke Portion Humor das Leben gleich viel schöner machen kann. Liebe Grüße an meine ganze Familie und an alle, die an uns denken!
Josi

P.S.: Mama, Papa, Oma, Opa, Alex, Renate, Julia, Ella, Carina, Paula, Luna, Pauline, Jonas und alle anderen. Ich denke an Euch und habe euch unendlich lieb.

P.P.S.: Johanna sagt: Balck und Spreckels, uiuiuiui. Noch genau 1nen Monat und 1ne Woche! Ich besorg das Brot und das Salz! Man sieht sich :))