The Final Bericht (Directors Cut)

Datum: 27. April 2019
Position: 51°40,5’N, 002°42,0’E
Etmal: 168 sm
Wetter: Luft: 11,9°C, Wasser: 10,9°C
von Justus

Aloha, seit langem gibt es mal wieder einen Tagesbericht von mir. Heute soll es also um den siebenundzwanzigsten Apriltag gehen. Dies ist der 117. Tag des gregorianischen Kalenders (der 118. in Schaltjahren) und es folgen noch 248 bis zum Jahresende. Aber mal davon abgesehen: ab diesem Samstag ist es nur noch eine Woche bis zum nächsten Samstag und dieser nachkommende Samstag wird der Samstag sein, an dem die Reise in Bremerhaven offiziell zu Ende ist… Also noch sieben Mal schlafen und dann beginnt wieder ein anderes Leben.

Im Moment unterscheiden sich die Tage an Deck vor allem durch das Mittagessen, was sie aber nicht weniger cool macht. Und heute ist ja wie gesagt auch Samstag und da steht ja auch immer das Highlight Großreinschiff an. Wenn wir an Samstag denken, dann haben wir also in Gedanken eigentlich immer schon eine Klobürste in der Hand und machen uns auf zwei Stunden Putzaktion gefasst. Deshalb sind die Glücksgefühle kaum in Worte zu packen, die ich erleben durfte, als Nathalie mir beim Wecken die frohe Kunde verrichtet hat, dass das Großreinschiff wegen zu hohem Seegang verschoben werden muss. Ich drehte mich also nochmal in der Koje um und schlief ein paar weitere ruhige Stündchen. Außer ein paar Gesprächen im Seegarten und ein wenig Büffelei für den SpoBoFü hab ich also vor allem rumgegammelt. Die Wiedereingewöhnung in den regulären Alltag an Land wird wohl schwierig werden 🙂

Es herrscht im Moment eine ziemlich komische Stimmung. Man merkt auf jeden Fall, dass jeder langsam begreift, dass von den ursprünglichen 206 Tagen nur noch 7 übrig sind. Alle haben irgendwie Bock auf ihr zuhause, auf ein großes Bett, auf einen frei zugänglichen Kühlschrank, Freunde und Internet. Und trotzdem ist es schwierig, einfach mal so mit der Reise abzuschließen und Menschen Tschüss zu sagen, mit denen man die letzten 7 Monate zusammen verbracht hat. Wir werden es vermissen, zu jeder beliebigen Zeit in die Messe gehen und mit Leuten über coole Erlebnisse reden zu können. Und jeden Tag haben wir diesen Countdown im Kopf, der an die anstehende Rückkehr erinnert.

Ach ja, über dieses Thema könnte man stundenlang schreiben und immer sentimentaler werden, aber das lass ich jetzt mal… Grüße gehen raus an alle Brüder und Schwestern!
Justus

PS: Ergänzung aus der Redaktion: Beachtet unser fettes Etmal! Wir FLIEGEN euch entgegen.

Adiós Sozialismus

Datum: 8. März 2019
Position: Auslaufen aus Cienfuegos, Kuba
Etmal: –
Wetter: Luft 27,4°C
von: Justus

Grüß Gott, lieber Leser dieses Tagesberichtes. Jetzt wird es wieder abgespaced, in meinem Tagesbericht über Freitag, den 8.März 2019! An diesem Tag erfolgte unsere Ausreise aus Kuba. Ab heute begann also gewissermaßen offiziell unsere Rückreise. Wir fahren jetzt nämlich nicht mehr nach Westen, sondern nach Osten in Richtung kalt und ungemütlich. Von ehemaligen Fahrern wurde uns ja prophezeit, dass die Stimmung an Bord nach Kuba meistens immer erst einmal ein bisschen mies ist. Also bei uns war eigentlich alles noch ganz entspannt. Ein wenig ungewohnt wird es allerdings sein, nicht mehr an jeder Ecke ein Foto von Fidel Castro oder Ché Guevara zu sehen, in gemütlichen Hotelbetten zu schlafen und sich im Restaurant jeden Tag zwischen Hühnchen, Schwein oder Fisch zu seinem Teller Reis und Bohnen zu entscheiden.

Aber es passt schon: Unsere 60cm-Koje ist sowieso mehr als genug und ich glaube, wir alle haben es vermisst, bei einem angenehmen Schaukeln einzuschlafen. Noch mehr haben wir natürlich alle die Backschaft vermisst. Endlich wieder in einer schwankenden Kombüse für 36 Personen kochen und abwaschen. Herrlich! Ok, das klang jetzt alles sehr negativ. Und ich kann diese Witze nur machen, was wir alle im Grunde wissen, dass wir uns an Bord doch heimisch fühlen. Und das Gefühl, nach einer Backschaft wirklich was geschafft zu haben, ist auch mal wieder schön und irgendwie erfüllender, als so viel mit einem Bus herumkutschiert zu werden. Grüße gehen raus an Hamburg,
Justus.