Wenn Kubaner aus dem Nähkästchen plaudern

Datum: 26. Februar 2019
Position: Havanna, Kuba
Etmal: –
Wetter: –
von Marlis

Das Highlight unseres heutigen Tages war das Treffen mit den Studenten des Institutes für Germanistik in Havanna. Im Gebäude des ICAP (Instituto cubano para la amistad entre los pueblos), einem Verein, der sich dem Austausch zwischen Kuba und Kubasympathisanten anderer Länder widmet, bekamen wir heute nämlich die Möglichkeit, mit kubanischen Deutschstudenten zu quatschen und uns gegenseitig zu verschiedenen Themen wie etwa Politik, Berufsleben oder auch zu privaten Themen zu befragen. Hierbei erfuhren wir zum Beispiel, dass auf Kuba gestern eine Wahl stattfand, bei welcher sich die Kubaner für oder gegen eine neue Verfassung entscheiden konnten. Die Mehrheit hat für die neue Verfassung gestimmt, die es z.B. gleichgeschlechtlichen Paaren ermöglicht, eine Familie zu gründen. Außerdem wird Kuba nun nicht nur durch einen Präsidenten sondern auch durch einen Premierminister regiert.

Über den Sozialismus haben wir erfahren, dass Kubaner im Monat um die 20 CUC verdienen, was einer Summe von ca. 20€ entspricht. Solche Summen sind für uns in Deutschland unvorstellbar. Die einzige Möglichkeit für die Kubaner, mehr Geld zu verdienen, besteht darin, sich selbstständig zu machen oder illegale Geschäfte zu betreiben. Unsere Reiseleiterin Lázara hat uns zuvor auch erklärt, dass wenige Kubaner wegen dieser Regelung ein Auto besitzen, da sie nachweisen müssen, woher sie das Geld für ein Auto hätten und man der Regierung ja schlecht auf die Nase binden kann, dass man illegale Geschäfte macht. Natürlich haben wir die Studenten auch gefragt, ob es denn nicht in ihrem Sinne wäre, wenn sich an dieser Situation etwas ändern würde. Sie erklärten dann, dass sie grundsätzlich natürlich gern unter besseren wirtschaftlichen Bedingungen leben würden, aber dass Kuba sich nicht selbst helfen könne und das Embargo der USA Ursache der schlechten Wirtschaft Kubas sei.

Den Sozialismus an sich und auch Fidel Castro verteidigten sie hierbei vehement, – dies übrigens in einem unglaublich perfekten Deutsch. Deutsch lernen sie übrigens, um später einmal in der Tourismusbranche arbeiten zu können. Ihr könnt euch vorstellen, dass dieser Sektor allein schon aufgrund der unterschiedlichen Währungen für Kubaner sehr attraktiv ist. Die Studenten haben uns außerdem noch erzählt, dass sie für ihr Studium nichts zahlen müssen. Abschließend haben wir dann noch ein wenig über Vorurteile geplaudert. Genauso wenig wie wir Deutsche alle Lederhosen tragen und Bier mögen, rauchen eben auch die Kubaner nicht alle Zigarre und trinken Rum. Und Kontaktdaten haben wir noch ausgetauscht. Vielleicht können wir einige der Studenten auf unserer Rückreise in Havanna noch einmal wieder treffen. Heute mal ein Tagesbericht ohne Perspektivenwechsel,
Marlis